Vorteile auf Kosten der Allgemeinheit
Die soziale Ungleichheit ist deutlich größer als angenommen und nimmt weiter zu: Im Jahr 2016 häuften nach Berechnungen der internationalen Entwicklungshilfeorganisation Oxfam acht Männer so viel Besitz an, dass sie über mehr Vermögen verfügen als die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.
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In Zahlen gegossen heißt das, dass die acht reichsten Personen zusammen 426 Milliarden US-Dollar und damit mehr als die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung - 3,6 Milliarden Menschen mit 409 Milliarden US-Dollar (399,59 Mrd. Euro) - besitzen, heißt es in dem unter dem Titel „An Economy for the 99 Percent“ veröffentlichten Bericht. Das reichste Prozent der Menschheit besitzt demnach seit 2015 mehr als der gesamte Rest.
Rasante Entwicklung
Der anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos herausgegebene Bericht prangert die weltweite soziale Ungleichheit an. Diese sei größer als bisher angenommen, teilte Oxfam mit. Im vergangenen Jahr habe das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung noch dem der 62 reichsten Menschen entsprochen, vor zwei Jahren dem der 80 Reichsten. Neue Daten aus China und Indien zeigen aber Oxfam zufolge, dass die ärmere Hälfte deutlich weniger Vermögen besitzt als gedacht.
„Aggressive Steuervermeidung“
Diese Entwicklung hänge eng mit den Möglichkeiten reicher Menschen und internationaler Konzerne zusammen, sich Vorteile auf Kosten des Allgemeinwohls zu verschaffen, kritisierte die Organisation. Sie nutzten aggressive Steuervermeidung, verschöben ihre Gewinne in Steueroasen und trieben Staaten in einen ruinösen Wettlauf um Steuersätze.

APA/AP/Kamil Zihnioglu
Er bleibt der reichste Mann der Welt: Bill Gates
Die acht reichsten Männer sind der Auflistung zufolge: Microsoft-Mitbegründer Bill Gates, Zara-Gründer Amancio Ortega, Starinvestor Warren Buffet, der mexikanische Telekommunikationstycoon Carlos Slim, Amazon-Chef Jeff Bezos, Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Oracle-Chef Larry Ellison und US-Medienunternehmer Michael Bloomberg - so wie auch bei der Reichenliste des Magazins „Forbes“. Gates führt die Liste mit einem Vermögen von 75 Milliarden Dollar an. Bloomberg ist mit 40 Milliarden Dollar der letzte unter den acht Reichsten.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Oxfam
Oxfam fordert Gegenmaßnahmen
Oxfam fordert in dem Bericht eine gerechtere Steuer- und Wirtschaftspolitik zum Wohl der ärmeren 99 Prozent der Weltbevölkerung. Demnach verfügt diese übergroße Mehrheit der Weltbevölkerung mit 49,2 Prozent noch nicht einmal über die Hälfte des weltweiten Vermögens. Als Gegenmaßnahmen schlägt Oxfam vor, Konzerne stärker zu besteuern und Steuerschlupflöcher zu schließen. Zudem sollten Einkommen und Vermögen von Superreichen stärker besteuert werden.
Oxfam benutzt in diesem Jahr neue Daten für die Zahl des Vermögens der ärmsten Hälfte. Die Organisation vergleicht Daten des Vermögensberichts der Bank Credit Suisse mit der „Forbes“-Liste. Die Berechnungsmethode erntet aber auch heuer Kritik. So weicht das Ergebnis nun von dem der Vorjahre besonders stark ab. Hätte die Organisation schon 2016 die gleichen Daten wie 2017 benutzt, wäre sie nicht auf 62 gekommen, sondern auf neun, so die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“, Onlineausgabe).
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