Ehemalige Kindgöttin aus Nepal vermisste ihre Sänfte

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Die ehemalige Kindgöttin Chanira Bajracharya (21) aus Nepal hat nach Ablauf ihrer Amtszeit vor allem ihre Sänfte vermisst. „Ich musste zu einem nahe gelegenen Tempel gehen. Dabei war ich das letzte Mal vor neun Jahren zu Fuß auf der Straße unterwegs gewesen und war es nicht mehr gewohnt. Ich wünschte, es hätte mich jemand in meiner Sänfte getragen“, sagte sie laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa.

Inkarnationen der Hindugöttin Teleju

Bajracharya war 2001 im Alter von sechs Jahren als Kumari ausgewählt worden. Das sind Mädchen, die in Nepal als Inkarnationen der Hindugöttin Teleju angesehen und sowohl von Hindus als auch Buddhisten verehrt werden.

Die ehemalige Kindgöttin Chanira Bajracharya

Reuters/Shruti Shrestha

Sie dürfen ihre Wohnstätte nur zu besonderen Anlässen verlassen und werden dann auf einer Sänfte getragen. Mit dem Einsetzen der Pubertät endet ihre Amtszeit als Kindgöttin. Der Übergang ins normale Leben sei ihr damals schwergefallen, sagt Bajracharya. Heute studiert die 21-Jährige Betriebswirtschaft in Kathmandu.

Eine Petition zur Abschaffung der Kumaris war bereits 2005 bei Nepals Oberstem Gerichtshof eingereicht worden, sie scheiterte aber drei Jahre später. Stattdessen wies das Gericht die Regierung an, das traditionelle Regelwerk zu Kindgöttinnen zu reformieren.