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Gratistablet für jedes Kind

In mehr als 500 Schulen sind digitale Medien bereits heute Realität. Ab Herbst soll eine „digitale Grundbildung“ an allen Schulen verankert werden: An den Volksschulen werde diese Teil der Lehrpläne, in der Unterstufe als „verbindliche Übung“ eingeführt, so die Pläne von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ).

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„Ziel ist, dass kein Kind, kein Jugendlicher das Schulsystem ohne digitale Kompetenzen verlässt“, sagte sie bei der Präsentation von „Schule 4.0“. Durch die stärkere Verankerung digitaler Medien sollen die Schüler nicht nur auf neue Herausforderungen in der Arbeitswelt vorbereitet werden, sie sieht auch ganz neue Möglichkeiten für Individualisierung, Förderung von Talenten und Teamarbeit im Unterricht.

Zwei Wochenstunden Soziale Netzwerke

An den Volksschulen sollen sich die Kinder (vor allem in der dritten und vierten Klasse) spielerisch mit Technik und Problemlösung beschäftigen, die erworbenen Kompetenzen sollen sie in einem Sammelpass dokumentieren. Im allgemeinen Teil der Lehrpläne wurde die digitale Grundbildung bereits verankert, schrittweise soll das nun auch in den einzelnen Fächern (Deutsch, Mathematik etc.) passieren.

In der Sekundarstufe 1 sollen die Schüler im Umfang von zwei bis vier Wochenstunden innerhalb von vier Jahren informatische Grundkenntnisse, den Umgang mit Standardprogrammen und den kritischen Umgang mit Sozialen Netzwerken, Information und Medien erlernen. Passieren soll das in einer verbindlichen Übung, die zwar verpflichtend besucht werden muss, bei der es aber - anders als bei einem Unterrichtsfach - keine Benotung gibt. Die Schulen sollen selbst entscheiden, ob sie „digitale Grundbildung“ integrativ im Fachunterricht, in speziellen Stunden oder als Mischform anbieten. Ob die geforderten Kompetenzen erreicht wurden, wird in der achten Schulstufe überprüft.

Fortbildungskurse für Lehrer

Hammerschmids „Digitalstrategie“ betrifft auch die Pädagogen: Es wird ab Herbst ein Lehrgang von sechs ECTS (30 ECTS entsprechen dem Aufwand eines Semesters) eingeführt, der in den ersten drei Jahren ab Schuleintritt absolviert werden muss. Gleichzeitig wird in der Fort- und Weiterbildung das Angebot ausgebaut. Außerdem öffnet an der Pädagogischen Hochschule (PH) Oberösterreich Anfang Februar ein Bundeszentrum zur Förderung des digitalen Lernens, an der PH Wien sollen unterdessen im ersten österreichischen „Future Learning Lab“ angehende Lehrer mit digitalen Tools experimentieren können.

Breitbandinitiative für Grundschulen

Gemeinsam mit dem Infrastrukturministerium plant Hammerschmid außerdem eine Breitbandoffensive an den (in der Regel von den Gemeinden erhaltenen) Pflichtschulen. Dort haben laut einer flächendeckenden Erhebung des Bildungsministeriums derzeit 31 Prozent der Standorte WLAN und 78 Prozent der Klassen einen Internetzugang.

Zum Vergleich: An den Bundesschulen (AHS, BMHS) sind es 50 bzw. 96 Prozent. Mit der „Eduthek“ soll auch ein lange angekündigtes Portal eingerichtet werden, auf dem Lehrer digitale Lehr- und Lernmaterialien, pädagogisch empfohlene Apps und Spiele finden. Mittelfristiges Ziel sei außerdem, wie von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) angekündigt jedes Kind nach der Volksschule mit einem Tablet und nach der Unterstufe mit einem Laptop auszustatten. Die Umsetzung der digitalen Strategie soll mit dem Schuljahr 2017/18 starten. Den Anfang machen in der Sekundarstufe Pilotprojekte an Schulen des eEducation-Netzwerks, nach Nachjustierungen soll dann ein breiter Ausbau folgen.

2,4 Mio. Euro für digitale Bildung

Bis 2020 sollen außerdem möglichst alle Schulen an das Breitband angeschlossen sein. Laut Hammerschmid 2,4 Mio. Euro steckt das Bildungsministerium in die Umsetzung von digitaler Grundbildung, Lernplattformen, Lehrerausbildung und das neue Bundeszentrum an der PH Oberösterreich. 2,2 Mio. Euro kommen aus dem Staatssekretariat für die Umsetzung der „Eduthek“ und den Ausbau des an den Volksschulen schon laufenden Mobile-Learning-Projekts. „Die Tablets, Laptops, die sind zu verhandeln“, räumte Hammerschmid ein. „Aber wir werden alles daransetzen, dass wir diese Vision unseres Herrn Bundeskanzlers umsetzen können.“

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