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17-Jähriger „nicht harmlos“

Der am Freitag in Wien festgenommene Terrorverdächtige ist laut Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) nicht harmlos. Er habe in den Vernehmungen zu Protokoll gegeben, dass er sich mit dem Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) beschäftigt und den IS „unterstützt hat“, sagte Sobotka am Montag im Ö1-Morgenjournal.

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Es gebe keine „Verdächtigungen auf einen konkreten Anschlag“, so Sobotka, der aber „zu konkreten Plänen heute noch nichts sagen“ dürfe. Der 17-Jährige mit „salafistischem Hintergrund“ sei jedenfalls „nicht nur ein harmloser Tatverdächtiger“, sondern verfüge über ein „richtiges Kommunikationsnetz“, das überprüft werde. Das zeige auch, dass der Terrorverdächtige „dementsprechend ein Gewicht hat“. Sobotka kündigte am Montag an, noch am Nachmittag eine Pressekonferenz zu dem Thema zu geben.

Derzeit würden Telefonauswertungen durchgeführt und Kontakte überprüft. In Österreich gebe es zusätzliche Hausdurchsuchungen und zusätzliche Vernehmungen. Es werde in Deutschland und auch anderen Ländern die Möglichkeit zu weiteren Ermittlungen geben, sagte Sobotka - Audio dazu in oe1.ORF.at.

17-Jähriger war im Dezember in Neuss

Am Samstag war - laut Medienberichten nach einem Hinweis der österreichischen Ermittler - im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen ein möglicher Komplize des Terrorverdächtigen verhaftet worden. Das bestätigten deutsche Behörden am Sonntag. Dem Mann, der in seiner Wohnung in Neuss festgenommen wurde, wird die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vorgeworfen.

Am Montag wurde bekannt, dass sich der in Wien festgenommene 17 Jährige im Dezember zwei Wochen lang in Neuss aufhielt. In dieser Zeit seien wohl Dinge „in Richtung Sprengstoff vorbereitet worden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Ralf Herrenbrück, ohne Details zu nennen.

Bei der Wohnungsdurchsuchung nach der Festnahme des 21-jährigen Terrorverdächtigen in Neuss fanden die Ermittler keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag. „Die Durchsuchung selbst hat nicht zum Auffinden von Beweisemitteln geführt, die auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag schließen lassen können“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Montag. Bei der Polizeiaktion am Samstagabend seien auch keine Waffen oder Sprengstoff in der Wohnung des Mannes entdeckt worden.

Enger Kontakt zu 17-Jährigem

Laut einem Bericht des Magazins „Focus“ stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der deutschen Polizei am Samstag in Neuss die Wohnung des Verdächtigen. Der 21-Jährige soll laut deutschen Behörden am Montag intensiv befragt werden. Zudem werden die Datenträger untersucht, die bei der Festnahme beschlagnahmt wurden.

Wie „Focus“ (Onlineausgabe) aus Justizkreisen erfuhr, soll der Verdächtige einen Bombenanschlag auf Polizisten und Bundeswehrsoldaten geplant haben. Den Ermittlungen zufolge stand der Mann in engem Kontakt zu dem 17-Jährigen aus Wien mit dem Kampfnamen Abu Chaker. Die beiden sollen in der Neusser Wohnung mit Mitteln zur Herstellung von Sprengstoff experimentiert haben. Bereits am Freitag, als das Innenministerium über die Verhaftung in Wien und den Terrorverdacht informiert hatte, war bekanntgeworden, dass der 17-Jährige auch nach Deutschland gereist war.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf erließ dem Bericht zufolge gegen den mutmaßlichen Komplizen des Burschen einen Haftbefehl wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Auch dessen Ehefrau wurde bei der Durchsuchung angetroffen und vorläufig festgenommen. Sie ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Ferner wurden Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt.

Westbahnhof als Anschlagsziel?

Der in Wien festgenommene Niederösterreicher mit Migrationshintergrund - laut Sobotka gehörte er zur albanischen Community - wollte laut „Focus“-Informationen offenbar in der zweiten Jänner-Hälfte in der U-Bahn-Haltestelle im Wiener Westbahnhof oder einem anderweitigen stark frequentierten Platz eine Bombe zünden. Er wurde am Sonntag um 16.00 Uhr auf Antrag der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. Ein Bericht der „Kronen Zeitung“, wonach er sich Informationen für den Bau einer Bombe aus dem Internet geholt habe und dabei gewesen sei, Material zusammenzutragen, wurde seitens der Behörde nicht kommentiert.

Tatort in Wien

ORF

Großeinsatz in Favoriten

Er habe sich jedoch nach Erkenntnissen der Ermittler zuletzt in einem radikalen albanisch-islamistischen Milieu bewegt, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Samstag. „In den vergangenen Tagen und Wochen hat es eine sich verdichtende Verdachtslage gegeben, die sich insbesondere auch aus Informationen von Behörden aus anderen Ländern ergeben hat“, sagte Grundböck weiter. Die Ermittlungen seien vom Bundesamt für Verfassungsschutz geführt worden. „Die Person war jederzeit unter Kontrolle“, so der Sprecher des Innenministeriums.

Berlin sichert Unterstützung zu

Deutschland sicherte der Regierung enge Kooperation zu. Bereits am Freitag sei der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) mit Sobotka in Kontakt gewesen und habe jede Unterstützung angeboten, sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag in Berlin.

Parallel zur Verhaftung wurden Freitagabend auch Hausdurchsuchungen an mehreren Adressen in Wien und Niederösterreich durchgeführt. Dabei sei Material beschlagnahmt worden, das nun ausgewertet werde, sagte Grundböck, ohne Details zu nennen. Sowohl für die Auswertung der Aussagen als auch des bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmten Materials sei umfangreiche Detailarbeit notwendig.

„Krone“ wusste vorab davon

Der Einsatz wurde unterdessen von einer Kommunikationspanne der Polizei überschattet. Durch ein Leck bei den Behörden landeten Informationen über die Terrorwarnung und den geplanten Zugriff bereits Freitagmittag bei der „Kronen Zeitung“. Im Innenministerium war man darüber alles andere als glücklich. Die Weitergabe von derart brisanten Informationen könne grundsätzlich ermittlungsgefährdend sein und Menschen in Gefahr bringen, hieß es aus verlässlichen Behördenquellen.

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