Tragödie bei Rückfahrt vom Skikurs
Ein Schulurlaub in den französischen Alpen ist für eine Gruppe ungarischer Schüler und ihre Begleiter zur Tragödie geworden. Bei einem schweren Busunfall auf der Autobahn A4 nahe der norditalienischen Stadt Verona sind kurz nach Mitternacht 16 Personen ums Leben gekommen, 26 weitere wurden verletzt und in Krankenhäuser der Gegend gebracht.
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13 Insassen des ungarischen Reisebusses wurden schwer verletzt, 13 weitere leicht, wie Polizeikommandant Girolamo Lacquaniti am Samstag dem italienischen Sender Sky TG24 sagte. Fotos von dem Unglück zeigen einen Feuerball, von dem Fahrzeug blieb letztlich nur ein ausgebranntes Wrack übrig. In den Unfall seien keine weiteren Fahrzeuge verwickelt gewesen, sagte Lacquaniti. „Der Bus ist zur Feuerfalle geworden“, berichtete ein Augenzeuge.

APA/AP/Antonio Calanni
Von dem Bus ist nach dem Flammeninferno wenig übrig
Ein slowenischer Lastwagenfahrer war offiziellen Angaben zufolge Zeuge des Unglücks. Er sagte aus, er habe bei der Fahrt hinter dem Bus festgestellt, dass wohl ein Rad beschädigt gewesen sei. Er habe noch versucht, den Busfahrer mit Lichthupe zu warnen, das habe aber nichts mehr genutzt.
Der französische Busfahrer und seine Familie seien vermutlich unter den Todesopfern, berichteten italienische Medien. An Bord des Busses befanden sich mehrheitlich ungarische Schüler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren und Lehrer des Budapester Szinyei-Merse-Gymnasiums, wie das Portal Index.hu unter Berufung auf Angehörige berichtete. Ihre Familien wurden informiert und seien auf dem Weg nach Italien.
Lehrer rettete Schüler
Ein ungarischer Sportlehrer soll zum Lebensretter geworden sein und Dutzende Schüler aus dem brennenden Bus gerettet haben. Die Personen, die im hinteren Teil des Busses saßen, retteten sich, weil sie die Fenster des Fahrzeugs einschlagen konnten.
„Der Lehrer ist immer wieder in den Bus zurückgekehrt und hat viele Schüler gerettet. Er ist mit schweren Wunden am Rücken im Spital“, sagte die ungarische Generalkonsulin in Mailand, Judit Timaffy, laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Hunderte gedenken Opfern
Die ungarische Regierung werde sämtliche Kosten für den Heimtransport der Überlebenden sowie die Reisekosten jener Eltern übernehmen, die sich nach Verona begeben wollten, sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Samstagvormittag auf einer Pressekonferenz in Budapest. Er drückte seine Anteilnahme mit den Angehörigen der Opfer des Unglücks aus.
Am Schulgebäude wurde eine schwarze Flagge gehisst. Hunderte Menschen gedachten der Opfer. Sie versammelten sich am Samstagabend vor dem Szinyei-Merse-Gymnasium. Die Teilnehmer des Gedenkens entzündeten Kerzen, legten Blumen nieder oder trauerten in Stille. Die Gruppe hatte in Frankreich an einem Skikurs teilgenommen. Insgesamt sollen bis zu 60 Insassen in dem Bus gewesen sein.
Schwierige Identifizierung
Rettungseinheiten berichteten von schrecklichen Szenen am Unglücksort. Die Leichen seien verkohlt, die Identifizierung der Opfer sei schwierig. Die Überlebenden stünden schwer unter Schock. Viele von ihnen schliefen und wurden vom Zusammenstoß gegen den Pfeiler aufgeweckt. „Es waren apokalyptische Szenen“, berichtete die ungarische Generalkonsulin Timaffy, die einige der Überlebenden in den Krankenhäusern von Verona besuchte.
Türen blockiert
Die Staatsanwaltschaft von Verona leitete eine Untersuchung ein. Zudem hätten „tragische Umstände“ die Situation nach dem Unfall weiter verschärft, erklärte der internationale Bustouristik-Verband RDA: Der Bus sei kurz nach Mitternacht so unglücklich längs der Leitplanke zum Stehen gekommen, dass sich die rechts liegenden Türen nicht hätten öffnen lassen. Der Bus sei nach dem Aufprall wohl wegen eines Elektrikkurzschlusses in Brand geraten. „Im sich rasch ausbreitenden Feuer mussten sich alle Insassen, teilweise auch durch den Aufprall verletzt, durch die Fenster nach draußen retten.“
Videoaufnahmen der Autobahngesellschaft werden geprüft. Die Autobahn A4 zwischen zwei Ausfahrten in Verona in Richtung Venedig musste geschlossen werden, was für Verkehrsprobleme sorgte. Geprüft wird die Stabilität des Brückenpfeilers, gegen den der Bus geprallt ist.
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