Medien kritisieren Trump-Rede
Der Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. In zahlreichen internationalen Pressekommentaren zeigten sich die Journalisten skeptisch über den von Trump in seiner ersten Rede eingeschlagenen Weg. Der britische „Guardian“ bezeichnete sie als „verbittert, angeberisch und banal“.
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„Die Botschaft des neuen Präsidenten hätte klarer nicht sein können“, schreibt der „Guardian“. „Er wollte die Fassade der Einheit und Kontinuität einreißen, die mit der friedlichen Machtübergabe aufrechterhalten wurde. Das dürfte ihm gelungen sein. 1933 hat Präsident Roosevelt die Welt aufgerufen, die Angst zu überwinden. 2017 hat Trump der Welt klargemacht, dass sie sehr besorgt sein sollte. Trumps Rede war abwechselnd verbittert, angeberisch und banal.“
„Trumpulente“ Zeiten erwartet
Der Schweizer „Tages-Anzeiger“ wählte einen ungewöhnlichen Vergleich: „Was Uber für die Taxi-Branche und Airbnb für den Tourismus sind, könnte Trump für die Weltpolitik werden: ein disruptiver Präsident, der bewährte Strukturen rücksichtslos zerstört. Auch gesellschaftlich: Intellektuelle gelten plötzlich als elitär, Kritiker als Verräter, Anständige als schwach. Es scheint, als habe am 20. Januar 2017 eine neue Epoche begonnen. (...)“
„Wie aber soll Europa reagieren, das Amerika ja so viel zu verdanken hat?“, fragt der „Tages-Anzeiger“. „In gemeinsamen Bereichen wie Freihandel, Klimawandel, Russland oder dem Iran dürften die europäischen Interessen mit jenen Washingtons kollidieren. Europa steht also vor ‚trumpulenten‘ Zeiten - das Wortspiel sei aus aktuellem Anlass erlaubt.“
„Die hässliche Grimasse der Demokratie“
Von Australien über Japan bis nach Russland werden Zweifel an der Integrität und Ernsthaftigkeit das neuen Präsidenten geäußert. „Der Machtwechsel in Washington - der 55-jährige Obama geht in den politischen Ruhestand und überlässt das Ruder dem 70-jährigen Donald Trump - wird im Westen zwar nicht als das Ende der Welt wahrgenommen, aber sicherlich als Katastrophe gesehen, als die hässliche Grimasse der Demokratie“, schreibt die russische Zeitung „Moskowski Komsomolez“. Bei der japanischen „Sankei News“ fragt man sich, wie Trumps konkrete Politik aussehen wird, wo er doch von einem Teil seiner eigenen Partei für „nicht geeignet für die Präsidentschaft“ verurteilt wurde.
„Schnallen Sie sich an“
Der „Sydney Morning Herald“ fragt sich wie Gegner und Alliierte reagieren werden, die Trump „mit seinem Männerflirt mit Wladimir Putin und seine Attacken auf China, die EU und insbesondere Angela Merkel schon ausreichend verwirrt hat“. Und schließt mit der launigen Bemerkung: „Bitte bleiben Sie auf ihren Plätzen. Schnallen Sie sich an. Es kommen Turbulenzen auf uns zu.“
Merkel mahnt gemeinsame Werte ein
Merkel, von Trump immer wieder brüskiert, rief am Samstag zu einem Umgang mit Respekt auf der Basis gemeinsamer Werte auf. „Das transatlantische Verhältnis wird nicht weniger wichtig in den nächsten Jahren, als es in der Vergangenheit war. Dafür werde ich arbeiten.“ Trump habe in seiner Antrittsrede noch einmal seine Überzeugungen deutlich gemacht, sagte Merkel. Nun werde es allen am besten gehen, wenn es ein gemeinsames Agieren auf der Basis gemeinsamer Werte gebe. Das gelte für die internationale Wirtschaftsordnung und den Handel ebenso wie die Verteidigung.
China warnt vor „globalen Tumulten“
Chinas Staatsmedien warnten Trump deutlich davor, einen Handelskrieg mit der zweitgrößten Volkswirtschaft anzuzetteln. Würden Trumps Protektionismuspläne nun tatsächlich von einem „vorpräsidialen Bluff“ in die Realität umgesetzt, werde das mit Sicherheit zu „globalen Tumulten“ führen, schrieb die englischsprachige „China Daily“ am Samstag.
Weltweite Proteste gegen Trump
Nicht nur in den Medien, auch auf den Straßen wird Kritik laut. In Mexiko haben Hunderte Menschen in Mexiko-Stadt protestiert. „Donald Trump - Hass-Säer“ und „Mexiko ist mehr als Trump“ war auf den Transparenten der Demonstranten zu lesen. „Wir weisen den rassistischen Diskurs des Herrn Trump zurück“, sagte ein Redner am Freitag. Trump hatte Mexikaner im Wahlkampf als Vergewaltiger und Drogenhändler verunglimpft. Er kündigte zudem an, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu errichten, um die illegale Einwanderung zu stoppen.
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