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Studie zeigt Rückzug

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im vergangenen Jahr im Irak und in Syrien offenbar knapp ein Viertel des von ihr kontrollierten Gebiets verloren. Zwischen Jänner und Dezember 2016 schrumpfte das Gebiet des vom IS ausgerufenen „Kalifats“ von 78.000 auf 60.400 Quadratkilometer, wie es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der britischen Beratungsfirma IHS Markit heißt.

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Anfang 2015 umfasste das vom IS kontrollierte Gebiet laut IHS Markit noch 90.800 Quadratkilometer. Die irakischen Truppen haben vor drei Monaten eine Offensive zur Rückeroberung der zweitgrößten nordirakischen Stadt Mossul gestartet. Nach Einschätzung des IHS-Markit-Nahost-Experten Columb Strack könnten sie den IS noch in der ersten Jahreshälfte aus Mossul vertreiben. Danach wäre das „Kalifat“ der Dschihadisten endgültig beendet.

Fortschritte in Mossul erzielt

Die meisten IS-Befehlshaber in Mossul sind nach Angaben der Regierungstruppen bereits tot. Sie seien während der seit drei Monaten anhaltenden Kämpfe im Osten der Metropole getötet worden, sagte Armeesprecher Abdel Ghani al-Assadi am Donnerstag. Die Einnahme des Westteils der Stadt, der noch von den Islamisten kontrolliert wird, werde nicht schwieriger als die Eroberung des Ostteils. Am Mittwoch hatten die Anti-Terror-Einheiten der Regierung verkündet, Ostmossul sei nahezu vollständig zurückerobert worden. Mossul wird vom Tigris in zwei Hälften geteilt. An der von den USA unterstützen Offensive sind rund 100.000 irakische Soldaten, schiitische Milizen und kurdische Kämpfer beteiligt.

Schwierige Kämpfe um al-Rakka erwartet

Dagegen könnten die Kämpfe um al-Rakka, die „Hauptstadt“ des IS im Norden Syriens, laut Strack länger dauern, hieß es in der Studie: „Al-Rakka ist das Herz des Islamischen Staats, und sie werden es kaum ohne erbitterten Kampf aufgeben.“ Um den IS noch in diesem Jahr aus der Stadt zu vertreiben, werde es vermutlich eine „größere Bodenoffensive“ mit massiver Beteiligung einer externen Konfliktpartei wie etwa der USA, Russlands oder der Türkei brauchen, so Strack.

Dutzende IS-Kämpfer getötet

Das US-Militär griff unterdessen in Libyen zwei Lager des IS an und tötete dabei mehr als 80 Kämpfer. Darunter seien externe Planer gewesen, die Operationen in Europa vorbereitet hätten, sagte der scheidende Verteidigungsminister Ashton Carter am Donnerstag in Washington. Die IS-Kämpfer waren aus der vor Kurzem befreiten Hafenstadt Sirte geflohen. Erste Lageberichte deuteten darauf hin, dass mehr als 80 Kämpfer getötet worden seien, sagte Carter.

Der scheidende US-Präsident Barack Obama ordnete den Angriff persönlich an, hieß es am Donnerstag. Die Camps befanden sich nach Angaben des Pentagons 45 Kilometer südwestlich von Sirte. Das US-Militär setzte dabei B-2-Tarnkappenbomber ein, die von einem Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Missouri aufbrachen und anschließend dorthin zurückkehrten.

Machtvakuum nach Gaddaffi-Tod ausgenutzt

Sirte galt lange als heimliche Hauptstadt des IS in Libyen. Die Extremisten hatten den Geburtsort des ehemaligen Langzeitmachthabers Muammar ál-Gaddafi Anfang 2015 eingenommen. Im Mai begannen regierungstreue Milizen eine Bodenoffensive, um den IS zu vertreiben. Die USA unterstützten die Operation mit Luftangriffen. Die Hafenstadt wurde schließlich im Dezember befreit. Beobachter gingen aber davon aus, dass die Terrormiliz in Libyen gefährlich bleiben wird.

Pentagon-Sprecher Peter Cook sagte, der Angriff sei als Ergänzung zu der Befreiung Sirtes zu verstehen. Er werde die Möglichkeit des IS verringern, Attacken auf die libyschen Streitkräfte auszuüben. Der IS hatte sich das Chaos und innenpolitische Vakuum in Libyen lange zunutze gemacht.

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