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36 Ziele nahe Aleppo bombardiert

Mit einem gemeinsamen Luftschlag auf Stellungen syrischer Rebellen haben am Mittwoch die Türkei und Russland überrascht. Dabei seien 36 Ziele bombardiert worden, sagte Sergej Rudskoj vom russischen Generalstab der Agentur Interfax zufolge. Seinen Angaben zufolge richtete sich der Einsatz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

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An dem Einsatz bei der Ortschaft al-Bab in der Provinz Aleppo beteiligten sich neun russische und acht türkische Kampfflugzeuge, wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch mitteilte. Russland unterstützt die syrische Armee im Kampf gegen Rebellen seit September 2015 mit Luftangriffen. Bisher zum Missfallen der Türkei.

Die Türkei hatte 2015 einen russischen Kampfjet im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen und damit eine tiefe Krise zwischen Ankara und Moskau ausgelöst. Erst als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan im Juni 2016 sein Bedauern über den Abschuss geäußert hatte, näherten sich beide Seiten wieder an.

USA nur an Aufklärungsflügen beteiligt

Die Kämpfe um al-Bab haben sich seit Dienstag intensiviert. Die Türkei hatte die USA zuletzt immer wieder um mehr Unterstützung gebeten. Bisher beschränkte sich die Hilfe aber vor allem auf Aufklärungs- und Überwachungsflüge. Die USA sind in der schwierigen Position, dass sie zwar Ankara im Kampf gegen den IS helfen, jedoch verhindern wollen, dass die türkischen Truppen kurdische Kämpfer in der Region angreifen. Diese kämpfen dort ebenfalls gegen den IS.

In „Zusammenarbeit mit der Türkei“ seien Ziele nahe al-Bab identifiziert und angegriffen worden, sagte am Dienstag der Sprecher der US-geführten Koalition gegen den IS, John Dorrian. Es sei „im beiderseitigen Interesse“ gewesen, diese Ziele zu zerstören.

Syrien-Gespräche sollen wieder in Gang kommen

Das gemeinsame Vorgehen dürfte der Auftakt für die kommende Woche geplanten Syrien-Gespräche in der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan sein. Das Treffen wurde von Russland, der Türkei und dem Iran vermittelt. An den Gesprächen am 23. Jänner sollen auch zahlreiche Rebellengruppen teilnehmen. Teheran wehrt sich allerdings gegen die Teilnahme der USA an den Gesprächen.

Rauch über der Stadt Daraa

APA/AFP/Mohamad Abazeed

Auch im zerstörten Daraa im Süden des Landes finden immer noch heftige Kämpfe statt

Moskau und Ankara wollen in Kasachstan die Verhandlungen über eine politische Lösung des seit fast sechs Jahren andauernden Konflikts wieder in Gang setzen. Moskau ist der wichtigste Verbündete der Regierung in Damaskus, Ankara unterstützt die Opposition.

Heftige Kämpfe um Deir al-Zor

Unterdessen ist in Teilen Syriens die Gewalt zwischen Regierungstruppen und Dschihadisten wieder heftig aufgeflammt. Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien am Mittwoch mitteilte, legten Extremisten des IS in Deir al-Zor große Feuer, um Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe zu stören.

Seit Samstag läuft in Deir al-Zor im Osten des Landes eine Offensive des IS, der den Teil der Stadt erobern will, der unter Kontrolle der Regierungstruppen steht. Wie aus Militärkreisen verlautete, flogen russische und syrische Maschinen unaufhörlich Angriffe auf die Stadt. Aus Deir al-Zor wurden zuletzt immer wieder Berichte über Gräueltaten der IS bekannt.

Dem örtlichen Aktivisten Omar Abu Leila zufolge exekutierte der IS mindestens zehn regierungstreue Kämpfer in Deir al-Zor, die gefangen genommen worden waren. Seinen Angaben zufolge überrollten sie die Gefangenen mit Panzern. „Wenn der IS die Bezirke erobert, die noch in den Händen der Regierungstruppen sind, wird es ein Massaker geben“, sagte der Aktivist. „Das beunruhigt uns sehr.“

Der IS und andere dschihadistische Gruppen sind von der Waffenruhe ausgenommen, die Russland und die Türkei Ende Dezember für Syrien ausgehandelt hatten. Im Norden des Landes kämpft auch die Türkei gegen den IS.

UNO pocht auf Lösung im Konflikt

Der syrische Bürgerkrieg wütet seit 2011, begonnen hatte er mit regierungskritischen Protesten. Mittlerweile sind Dutzende Länder in den Konflikt involviert. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagte am Mittwoch in Genf, die Konsequenzen und globalen Bedrohungen durch den Konflikt seien „zu gefährlich für alle“ geworden, als dass sie ungelöst bleiben könnten.

Das syrische Volk leide, das Land sei zerstört und die gesamte Region wegen des Konflikts instabil, sagte Guterres. Alle Länder, die Einfluss auf die Konfliktparteien hätten, müssten daher „ihre Differenzen überwinden“.

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