Kältetote und Versorgungsprobleme
Der Wintersturm „Egon“ ist vorüber, die Eiseskälte bleibt: Die tiefen Temperaturen machen den Menschen in vielen Teilen Europas weiterhin das Leben schwer. Serbien bat am Samstag um die Mithilfe ungarischer Eisbrecher, da sich zuletzt auf der Donau große Eisplatten geformt hätten. Nahe der ungarischen Grenze habe man den Notstand ausgerufen.
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Die Temperatur stieg zuletzt in Serbien über den Gefrierpunkt, jedoch wird Anfang der Woche erneut schlechtes Wetter erwartet. Am Montag sollen die Eisbrecher die Donau von Eis befreien, wie die Nachrichtenagentur AP meldete.

APA/AP/Darko Vojinovic
Wenig Vorankommen auf manchen Teilen der Donau
Minus 20 Grad in Deutschland
Das Sturmtief „Egon“ hatte zuletzt in vielen Teilen Europas für Probleme gesorgt. Schnee und Orkanböen ließen den Verkehr vielerorts stocken, in Deutschland wurden Dächer abgedeckt. Einige deutsche Bundesländer gaben den Kindern schulfrei. Auf „Egon“ folgt das Hoch „Brigitta“ und bringt weiter kalte Luft. In Deutschland können die Temperaturen nachts auf minus 20 Grad sinken.
Am Samstag verursachten Glätte und Hagel auf der deutschen A1 eine Massenkarambolage. Bei dem Unfall zwischen Hamburg und Lübeck fuhren mindestens 23 Fahrzeuge auf glatter Straße ineinander, ein Mensch wurde getötet, 13 weitere verletzt.
Tausende in Frankreich ohne Strom
Auch in Frankreich sorgte das Wetter für erhebliche Probleme: Eine Lawine tötete im Südwesten eine Bergwanderin und verletzte deren Partner schwer. Eine Frau konnte sich selbst retten und den Rettungsdienst alarmieren, dem es gelang, einen weiteren Verschütteten schwer verletzt zu bergen. Für eine rund 50-jährige Frau kam jedoch jede Rettung zu spät.
Zudem waren in Frankreich nach Sturmtief „Egon“ noch Tausende Haushalte ohne Strom. Ein Sprecher des Netzbetreibers Enedis bezifferte deren Zahl mit 32.500, die meisten von ihnen in den küstennahen Regionen Normandie und Picardie im Norden des Landes. Man gebe sich „größte Mühe“, die Versorgung bis Samstagabend auch in ländlichen Gebieten wiederherzustellen. Zum Höhepunkt des Sturms waren zeitweise 330.000 französische Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten gewesen. Eine Frau wurde während des Unwetters von einem herabstürzenden Ast getötet.

APA/AP/Bob Edme
Sturm in Anglet - das Unwetter tötete eine Frau in Frankreich
Kein Wasser in Teilen Griechenlands
Auch Griechenland kämpft weiter gegen den Winter: Viele Haushalte hatten noch immer kein fließendes Wasser. Vor allem die Hafenstadt Thessaloniki und die Stadt Volos in Mittelgriechenland seien betroffen, berichten lokale Medien. Die rund 150.000 Bewohner von Volos hätten bereits seit drei Tagen kein fließendes Wasser mehr gehabt. Ursache sind die vielen Wasserleitungen, die bei den außergewöhnlich niedrigen Temperaturen zufroren und platzten. In Thessaloniki rief die Wassergesellschaft die Bevölkerung dazu auf, sparsam mit dem Wasser umzugehen - dort sind die Vorräte wegen der vielen Rohrbrüche auf einem sehr niedrigen Stand.
Kälte macht Rettungsmissionen Probleme
In Italien sorgte der Winter in Venedig für eine Überraschung: Am Freitag waren Rialto-Brücke und Dogenpalast im dichten Schneetreiben kaum noch auszumachen. Verletzte gab es trotz zahlreicher Stürze nicht.
Weit weniger harmlos ist die Lage für die Flüchtlinge im Land: Bei einer Rettungsaktion in den Gewässern vor der Insel Lampedusa gab es durch die Kälte Schwierigkeiten. Die italienische Küstenwache hatte am Freitag rund 550 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Die Menschen hätten sich auf vier Schlauchbooten befunden und seien auf sichere Schiffe gebracht worden, teilte die Küstenwache mit. Drei Flüchtlinge überlebten die Überfahrt nicht. Drei weitere, darunter eine schwangere Frau, mussten wegen schwerer Unterkühlung per Hubschrauber ins Krankenhaus von Palermo auf Sizilien geflogen werden, berichteten Medien mit.

Reuters/Manuel Silvestri
Am Freitag gab es auch in Venedig einen Wintereinbruch
Kältetote gab es auch in Lettland: Drei Menschen starben in der vergangenen Woche an den Folgen der Kälte. Das meldete die Agentur Leta am Samstag unter Berufung auf das staatliche forensisch-medizinische Institut. Bei den Opfern handelte sich um zwei Männer und eine Frau. Seit dem Jahreswechsel erfroren damit bei anfangs eisigem und dann milder werdendem Winterwetter bereits 14 Menschen in dem baltischen EU-Land. Insgesamt stieg die Zahl der Kältetoten seit September 2016 den Angaben zufolge auf 54.
Große Schneemengen in Japan
Die Kälte macht auch Teilen Asiens zu schaffen: Bei heftigen Schneefällen starb in Japan mindestens ein Mensch, Dutzende wurden verletzt. Eine massive Kältefront sorgte in weiten Teilen des Inselreichs für sehr tiefe Temperaturen. Die Küstenbewohner am Japanischen Meer kämpften zudem mit gewaltigen Schneefällen. Dutzende Flüge fielen aus, auch der Zugsverkehr wurde beeinträchtigt.
In anderen Regionen des Archipels schneite es ebenfalls. In der Provinz Nagano, wo 1998 die Olympischen Winterspiele stattfanden, wurde ein Mann von einem unter Schneemassen umstürzenden Baum erschlagen. Mindestens 20 Menschen verletzten sich beim Ausrutschen und anderen Unfällen infolge des harschen Wetters. Die nationale Wetterbehörde warnte die Bewohner auch für die nächsten Tage vor Schneestürmen. Auch die Bewohner im Osten und in anderen Regionen im Westen müssten sich auf weitere klirrende Kälte gefasst machen.
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