„Entschlossenheit, Stil und Humor“
„First Lady zu sein, war die größte Ehre meines Lebens“, hat Michelle Obama bei ihrer Abschiedsrede im Weißen Haus gesagt. Obama führte einige emotionale Ansprachen, die im Gedächtnis bleiben werden. Auch humorvolle Auftritte und politische Stellungnahmen zeichneten die 53-Jährige aus, die sich stets größerer Beliebtheit als ihr Mann erfreute.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Reuters/Jonathan Ernst
Es war das große Thema ihrer Zeit als First Lady: der Kampf für mehr Gesundheitsbewusstsein, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Im Frühjahr 2009 legte Obama einen 100 Quadratmeter großen Gemüsegarten im Weißen Haus an und lud seitdem regelmäßig Schüler ein, die Pflanzungen zu vergrößern.

AP/John Raoux
Später startete Obama ihre Kampagne „Let’s Move“, mit der sie junge Menschen zu einem gesünderen und aktiveren Lebensstil bewegen wollte. Eine dazu eingesetzte Taskforce im Weißen Haus setzte sich zum Ziel, Fettleibigkeit bei Kindern bis zum Jahr 2030 auf fünf Prozent zu drücken.
Gesundheit mit Humor
Das ging nicht ganz ohne Humor: Um die Menschen zu mehr Konsum von Gemüse zu animieren, erfand Obama auch schon einen Rüben-Beat, der im Internet viel Verbreitung fand. Das kurze Video war Teil einer Frage-Antwort-Serie, Obama tanzte dabei zu dem Hit „Turn Down for What“ von DJ Snake und Lil Jon. Daraus wurde „Turnip (‚Rübe‘) for What“.

www.picturedesk.com/Action Press
Auch der Liegestützwettbewerb mit Fernsehmoderatorin Ellen DeGeneres sollte zu mehr Gesundheitsbewusstsein aufrufen. Sie schaffte 25 Liegestütze.
Auf Tuchfühlung mit TV-Stars
TV-Stars ließen sich nicht lange bitten, wenn sie die Chance auf Auftritte mit der First Lady bekamen. Einer der beliebtesten Clips: Alexis Bledel alias Rory Gilmore aus der Serie „Gilmore Girls“ zu Gast im Weißen Haus. Der Auftritt war willkommene Werbung für beide: Die „Gilmore Girls“ standen vor einer Neuauflage im Fernsehen, Michelle Obama nutzte den Gag als Motor für ihre Kampagne „Let Girls Learn“ für Bildung von Mädchen.
Carpool-Karaoke
Michelle Obama fand offenbar Gefallen an überraschenden TV-Auftritten, auch jenseits der politischen Agenda. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ihr Duett mit „Late Late Show“-Moderator James Corden.
Musikalisch waren die Auftritte oft. Mit Late-Night-Talker Jimmy Fallon beim „Mom-Dance“ parodierte Obama quasi sich selbst in der Mutterrolle.

APA/AFP/Nicholas Kamm
Den Beweis ihres Talents als Tänzerin brachte sie im März 2016 bei einem Staatsdiner in Buenos Aires - hier im Hintergrund

Reuters/Mario Anzuoni
Ungewöhnlich war auch ihre Livezuspielung bei der Oscar-Verleihung 2013. Sie öffnete im Weißen Haus das Siegerkuvert für den Film „Argo“, ein Auftritt, der ihr viel Kritik aus dem Iran einbrachte. „Argo“ beruhte auf wahren Begebenheiten und erzählte von der Befreiung von US-Geiseln durch die CIA 1980 im Iran.

Reuters/Jim Young
Klassisch legte Obama ihre Rolle als First Lady in Hinblick auf Äußerliches an. Immer topgekleidet wurde sie schnell zu einer Stilikone erklärt.

Reuters/Jonathan Ernst
Bereits wenige Monate nach dem Einzug ins Weiße Haus hob die Modezeitschrift „Vogue“ sie auf den Titel
Breitseite gegen Trump
Doch Kleider und Titelblätter waren nur ein Randaspekt der First Lady. Ihre Agenden waren trotz aller Spaßauftritte politisch. So erregte jene Rede großes Aufsehen, die sie als Reaktion auf die abfälligen Kommentare Donald Trumps hielt.
Die Aussagen seien „schockierend“ und „erniedrigend“, so Obama - ohne je Namen zu nennen. „So verhalten sich anständige Menschen nicht, und so darf sich auf keinen Fall ein Präsident der USA verhalten.“ Im Wahlkampf war ein Video aufgetaucht, in dem Trump mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen prahlte. „Ich kann nicht aufhören, daran zu denken. Es hat mich in meinem Innersten auf eine Art und Weise erschüttert, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte“, so Obama dazu.
„Ich hoffe, ihr wart stolz auf mich“
Auch ihre Abschiedsrede zum Ende der Amtszeit ihres Mannes war ein emotionaler Appell, vor allem an die Jugend, ihre Zukunft und die Verteidigung ihrer Freiheiten selbst in die Hand nehmen. Sie kam dabei auf eines ihrer Hauptanliegen zurück: gute Bildung vor allem für benachteiligte Kinder und Jugendliche.
Appell zum Abschied
Die selbst aus einfachen Verhältnissen stammende Michelle Obama schaffte den Aufstieg. In ihrer Abschiedsrede ermutigte sie junge Menschen, hart zu arbeiten und Ziele zu verfolgen.
Junge Menschen sollten wissen, „dass dieses Land euch allen gehört, woher und aus welcher Gesellschaftsschicht ihr auch kommt“. Mit „viel harter Arbeit und guter Bildung ist alles möglich, auch Präsident zu werden“, sagte sie. Das sei es, worum es beim „amerikanischen Traum“ gehe. „Ich hoffe, ihr wart stolz auf mich“, so Obama.
Dankesworte ihres Mannes
Michelle Obama erhielt auch berührende Dankesworte bei der Abschiedsrede ihres Mannes. „Michelle - in den vergangenen 25 Jahren warst du nicht nur meine Frau und die Mutter meine Kinder, sondern mein bester Freund. Du hast eine Rolle übernommen, nach der du nicht gestrebt hast, und sie mit Anmut, Entschlossenheit, Stil und gutem Humor ausgefüllt.“

picturedesk.com/Manuel Balce
Die Ehe der Obamas verlief während der Zeit im Weißen Haus skandalfrei. Immer wieder inszenierten sie sich als glückliches Paar mit einwandfreiem Familienleben.

Reuters/Jonathan Ernst
In der Zeit im Weißen Haus wurden die beiden Töchter Malia (18) und Sasha (15) fast erwachsen, immer im Rampenlicht stehend. Malia will sich nach der Schule erst einmal eine einjährige Auszeit nehmen, ehe sie im Herbst 2017 ihr Studium an der Eliteuniversität Harvard aufnimmt. Auch Barack und Michelle Obama hatten dort Jus studiert.

APA/AP/Jae C. Hong
Egal bei welchem Anlass, ob in kleinem Rahmen oder auf großer Bühne: Michelle Obama machte stets gute Figur.
Spekulationen über eigene Kandidatur
Was Michelle Obama künftig vorhat, verriet sie der Öffentlichkeit noch nicht. Wahrscheinlich wird sie ihre Kampagnen vorantreiben. Gerüchte, sie könnte eines Tages selbst für das Präsidentenamt kandidieren, wies Barack Obama einst deutlich zurück: „Im Leben sind drei Dinge sicher: Der Tod, Steuern und Michelle kandidiert nicht als Präsidentin.“
Gerade nach Trumps Wahlsieg wurden angesichts ihrer glänzenden Umfragewerte Spekulationen breit diskutiert, sie könnte 2020 zur Präsidentschaft antreten. Entgegen den Hoffnungen ihrer Fans stellte auch Michelle Obama selbst in der Vergangenheit wiederholt klar, kein Interesse an einem politischen Amt zu haben.
Links: