Teilnahme zunächst freiwillig
Im Herbst ist in über 90 Kindergärten in Oberösterreich der Pilotversuch „Bildungskompass Oberösterreich“ gestartet. Im Mai soll der Pilotversuch evaluiert und im September dann flächendeckend in ganz Oberösterreich eingeführt werden.
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Man habe den „Bildungskompass“, als er 2015 als Teil der Bildungsreform angekündigt wurde, als „sehr gutes Projekt“ empfunden, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer (ÖVP) letztes Jahr. Daher startete man schon im Herbst letzten Jahres den Pilotversuch „Bildungskompass Oberösterreich“ - mit einem anderen Modell, als es ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin plant.
Am Ende der Kindergartenzeit sollen einmalig in einem zweiseitigen Formular die Kompetenzen der Kinder festgehalten werden, und zwar in den Bereichen Ethik und Gesellschaft, Emotionen und soziale Beziehungen, Sprache und Kommunikation, Bewegung und Gesundheit, Ästhetik und Gestaltung sowie Natur und Technik.
Land preschte vor
Gerade im Bildungsbereich würden „angekündigte Reformen nicht immer in dem Tempo oder überhaupt stattfinden“, begründete Stelzers Sprecher das Vorpreschen des Bundeslands. Aus datenschutzrechtlichen Gründen erfolgt die Teilnahme zunächst freiwillig - also nur mit Zustimmung der Eltern.
Oberösterreich sei bekannt für seine Bildungsinnovationen, sagte Karmasin in einer Aussendung im November letzten Jahres. Für die Schulung der Kindergartenpädagoginnen und –pädagogen, Ausarbeitung der Schulungsunterlagen sowie Evaluierung der Pilotphase werde das Charlotte-Bühler-Institut für Kleinkindforschung beauftragt, das bereits das Konzept zum bundesweit geplanten „Bildungskompass“ erarbeitet hat, hieß es weiter.
Fünf „Lerndispositionen“
Der ursprünglich von der ehemaligen Bildungsministerin Gabriele Heinrich-Hosek (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) stammende Vorschlag soll den Entwicklungsstand jedes Kindes ab dem Alter von dreieinhalb Jahren dokumentieren. Im Mittelpunkt des „Bildungskompass“-Konzepts stehen fünf „Lerndispositionen“: „Interessiert sein“, „Engagiert sein“, „Standhalten bei Herausforderungen und Schwierigkeiten“, „Sich ausdrücken können und mitteilen“, „An einer Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen“.
Die Kindergartenpädagogen - und pädagoginnen sollen die Kinder anhand dieser Kategorien beobachten und ihre Analysen anschließend dokumentieren. Die Ergebnisse sollen nicht an andere Institutionen oder zentrale Stellen weitergegeben werden, sondern nur an die Eltern, versicherte Karmasin.
Das Dokument gehört dem Kind und den Eltern, die den „Bildungskompass“ in die Schule mitnehmen sollen. Ziel ist ein besseres Zusammenspiel zwischen Kindergarten und Schule. Auf vorhandene Kompetenzen soll mit Hilfe des „Bildungskompasses“ in der Schule besser aufgebaut und auf Schwächen gezielter eingegangen werden.
„Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik“
Nach der Evaluierung der Pilotphase 2017 soll der „Bildungskompass“ bereits ab Herbst 2018 in allen Kindergärten in Österreich eingesetzt werden: Es werde „erstmals österreichweit eine einheitliche Beobachtung und Dokumentation für die Ressourcen, Potenziale und Interessen jedes einzelnen Kindes während seiner Bildungskarriere geben“, so Karmasin. Es handle sich um einen „Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik“. Der Blick werde „nicht mehr auf die Defizite gerichtet“, so Karmasin abschließend.
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