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Willkommen in San Escobar

Polen spottet über einen Versprecher von Außenminister Witold Waszczykowski: Vor Reportern sprach er von einem Land, das es gar nicht gibt - und löste damit viele Witze in Sozialen Netzwerken und Medien aus. Polen habe Gespräche mit San Escobar geführt, sagte Waszczykowski bei einem Besuch in New York, wo sich Polen um einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat bemüht.

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Seine Sprecherin sagte, es habe sich um einen Versprecher gehandelt, Waszczykowski habe an St. Kitts and Nevis gedacht, einen winzigen (aber existenten) Inselstaat in den Kleinen Antillen. Zu spät: Der Lapsus des Ministers hatte bereits seinen Weg ins Internet gefunden und wurde zum gefundenen Fressen der spottenden Social-Media-Gemeinde. Der Hashtag „#SanEscobar“ machte schnell die Runde, und ein Satireaccount mit demselben Namen sammelte in wenigen Stunden mehrere tausend Follower.

Von Santo Subito in die Sierra Corleone

Eine ebenfalls eingerichtete Facebook-Seite präsentiert das fiktive Land in zahlreichen Details - von „Al Pacino - der Hauptstadt der Region de Niro“ bis zur Fluglinie El Nino, die ab sofort Codeshare-Flüge mit der polnischen Fluglinie LOT anbieten will. Aus gutem Grund, würden in San Escobar doch Traumstrände, billiger Alkohol und die Berge von Sierra Corleone auf die Besucher aus Polen warten. In der fiktiven Hauptstaat Santo Subito sei man bereits dabei, Waszcykowski ein Denkmal zu setzen, der Filmpreis sei - inspiriert vom Vornamen des Ministers - in „Vitoldo de Oro“ („Goldener Witold“) umbenannt worden.

Auch andere polnische Politiker kommen zum Handkuss. Der Vorsitzende der rechtspopulistischen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, ziert mittlerweile einen Geldschein und erscheint in Montagen mit Guerillakämpfern der „Revolution von 1989“. Damals, so ist auf Facebook zu lesen, sei auf San Escobar übrigens auch die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt worden.

Vornehmlich britische Medienberichte über den Fauxpas seien, so die Social-Media-San-Escobar-Gemeinde, nichts anderes als Versuche, die polnisch-karibische Freundschaft zu unterwandern. Man werde andere EU-Connections nutzen, um den Briten den „Brexit“ so hart wie möglich zu machen. Aber auch polnische Medien nahmen den Minister mittlerweile auf die Schaufel. Waszczykowski sei nicht Außen-, sondern „Komikminister“, schrieb beispielsweise die „Gazeta Wyborcza“. Eine Karikatur zeigte Waszczykowski dabei, wie er Delegationsreisen nach San Escobar sowie Nimmerland, Mordor und Narnia plant.

Werbegeschenke für Sitz im UNO-Sicherheitsrat

In dem mächtigsten UNO-Gremium sind 15 Staaten vertreten, fünf davon als ständige Mitglieder. Das sind die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien - sie verfügen als einzige Mitglieder des Gremiums über ein Vetorecht. Die weiteren zehn Mitgliedsstaaten werden für jeweils zwei Jahre in den Sicherheitsrat gewählt. Jedes Jahr scheiden am 31. Dezember fünf der nicht ständigen Mitglieder aus, fünf neue Länder kommen am 1. Jänner hinzu.

Der Wahl der nicht ständigen Mitglieder gehen in der Regel jahrelange diplomatische Bemühungen der Bewerberländer voraus. Die seit Anfang des Jahres für Europa vertretenen Italiener machten vor der Abstimmung im Vorjahr etwa mit Schokolade von Baci Perugina Stimmung. Die Niederlande punkteten mit kleinen Tulpen und Holzschuhen - sie teilen sich die zweijährige Periode mit den Italienern und übernehmen den europäischen Sitz 2018.

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