Warnungen vor politischen Umbrüchen
Wachsende Ungleichheit bei Einkommen und Wohlstand sowie gesellschaftliche Polarisierung sind die größten Risiken für die Weltwirtschaft. Zu diesem Schluss kommt das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos in einer Studie. Auch der Nationale US-Gemeindienstrat, der erst kürzlich eine Studie der größten Risken für die Welt veröffentlichte, kommt zu ähnlichen Schlüssen.
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Laut dem WEF hat die Einkommenskluft und die soziale Zerrüttung bereits 2016 zu politischen Umbrüchen geführt - Stichwort Aufstieg des Populismus. 2017 könnten sich die globalen Risiken dadurch weiter verschärfen, heißt es in dem Mitte Jänner veröffentlichten „Global Risks Report 2017“. Die Mächtigen der Welt müssten deshalb dringend gemeinsame Maßnahmen ergreifen, um Not und Unsicherheit im kommenden Jahrzehnt einzudämmen.
Auch Klimawandel im Fokus
In der diesjährigen Studie rücken die Autoren die wirtschaftliche Ungleichheit und politische Unzufriedenheit als Risikofaktoren in den Vordergrund. Am stärksten miteinander verknüpft sind das „Risikopaar Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung“ und „tiefgreifende gesellschaftliche Instabilität“.
Der Klimawandel und damit zunehmende Umweltgefahren gehören wie auch in den Vorjahren zu den größten Risiken für die globale Wirtschaft. Mit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens habe die Welt im vergangenen Jahr einen Fortschritt in diesem Bereich erzielt. Politische Umwälzungen in Europa und den USA wie etwa die kommende Präsidentschaft von Donald Trump gefährdeten diesen jedoch.
Digitalisierung und Robotik
Eine weitere Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft geht von der Digitalisierung aus. Laut den Autoren besteht die Gefahr, dass die Gesellschaft nicht mit dem technologischen Fortschritt der vierten industriellen Revolution mithalten kann. So können künstliche Intelligenz und Robotik von den neuen Technologien aus Sicht der Fachleute potenziell die größten Vorteile bringen. Gleichzeitig bestehen hier aber auch das größte Risiko für negative Auswirkungen sowie der größte Bedarf an Regulierung.
„Ohne eine vernünftige Regulierung und die Umschulung von Arbeitnehmern wird die Technologie Arbeitsplätze schneller vernichten als schaffen“, warnt das WEF. Für den Bericht hat das Forum weltweit rund 750 Risikoexperten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft befragt.
Geheimdienste: „Dunkle nahe Zukunft“
Kurz zuvor formulierte ein neuer US-Geheimdienstbericht eine düstere Prognose für die politische Weltlage. „Die nächsten fünf Jahre werden wachsende Spannungen innerhalb und zwischen Staaten erleben“, heißt es in dem am Montag vom National Security Council (NSC), dem Geheimdienstrat der USA, veröffentlichten Bericht. Westliche Demokratien würden es schwerer haben, ihre Werte zu verteidigen.
Der NIC, eine Forschungsgruppe aus Geheimdienstvertretern und Wissenschaftlern unter der Leitung des Nationalen Geheimdienstdirektors, veröffentlicht alle vier Jahre einen Ausblick auf die weltpolitische Lage. In ihrem neuen Bericht mit dem Titel „Globale Trends: Paradox des Fortschritts“ sehen die Verfasser eine Konstellation, die „auf eine dunkle und schwierige nahe Zukunft hindeutet“.
Ebenfalls Einkommenskluft und Populismus genannt
Der Bericht zählt etliche Herausforderungen auf, darunter wachsende Einkommensunterschiede, den demografischen Wandel, die Folgen der Klimaerwärmung und die Verstärkung kommunaler Konflikte. Zudem würden es westliche Demokratien künftig schwerer haben, an ihren Prinzipien festzuhalten und ein Auseinanderdriften zu verhindern.
„Es wird viel schwieriger werden, international zu kooperieren und so zu regieren, wie es die Öffentlichkeit erwartet“, heißt es in dem Bericht. Die Vielzahl der weltweiten Kommunikationskanäle werde zu Fehlinformationen und Spaltungen führen. „‚Echokammern‘ der Information werden unzählige konkurrierende Wahrheiten verstärken“, schreiben die Experten. Die seit dem Zweiten Weltkrieg im Westen entstandene liberale Weltordnung sei von einem zunehmenden Populismus sowohl von links als auch von rechts bedroht. Das Regieren werde generell schwieriger sein.
Die Bürger erwarteten von ihren Regierungen Sicherheit und Wohlstand. „Aber niedrige Einkommen, Misstrauen, Polarisierung und eine wachsende Zahl neuer Themen werden erfolgreiches Regieren erschweren.“ Grundsätzlich sehen die Verfasser die seit dem Ende des Kalten Krieges bestehende „amerikanische Dominanz“ schwinden.
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