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Fast ein ganzes Leben hinter Gittern

Der wegen Massenmordes inhaftierte US-Sektenführer Charles Manson ist tot. Der 83-Jährige starb am Sonntagabend in einem Krankenhaus im kalifornischen Bakersville eines natürlichen Todes, wie die kalifornische Gefängnisbehörde mitteilte. Manson war vor einigen Tagen in das Spital eingeliefert worden.

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US-Medien hatten zuvor berichtet, Mansons Zustand verschlechtere sich zunehmend. Bereits im Jänner musste er wegen schwerer Darmblutungen im Krankenhaus behandelt werden. Schon damals hatte es geheißen, Mansons Zustand sei ernst. Die Sekte „Manson Family“ hatte 1969 im Auftrag ihres Kultführers sieben Menschen ermordet, darunter die hochschwangere Schauspielerin und Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski, Sharon Tate. Das Verbrechen zählt zu den grausamsten und aufsehenerregendsten in den USA. Noch heute ranken sich zahlreiche Mythen um Manson und seine Jünger.

Alle Gnadengesuche abgewiesen

Manson und vier seiner Anhänger wurden einige Monate nach der Tat gefasst und 1971 wegen Mordes zum Tode verurteilt. Wegen der vorübergehenden Abschaffung der Todesstrafe in Kalifornien 1972 wurden die Strafen in lebenslange Haft umgewandelt.

Bei Begnadigungsanhörungen sorgte Manson immer wieder mit wirren Auftritten für Furore. Mit langem Bart und einem Hakenkreuz auf der Stirn meinte er einmal etwa: „Ich will keine Vergebung - ich bin mein eigener Gott, meine eigene Regierung, mein eigener Richter.“ Reue zeigte er keine. Sämtliche zwölf Gesuche - zuletzt 2012 - wurden wenig überraschend abgelehnt. Ein weiterer Antrag wäre erst im Jahr 2027 möglich gewesen.

Archivbild von Charles Manson

APA/AP

Manson im Jahr 2014

Mit Hochzeitsplänen in den Schlagzeilen

Zuletzt sorgte Manson vor zwei Jahren für Schlagzeilen, als er die damals 27-jährige Afton Elaine Burton heiraten wollte. Die Frau hatte schon als Teenager Kontakt zu Manson aufgenommen und besuchte ihn seit 2007 regelmäßig im Gefängnis. Die Hochzeit scheiterte aus bürokratischen Gründen, Burton wurde anschließend in inniger Begleitung von Craig Hammond gesehen, einem weiteren Manson-Freund.

Einige Boulevardblätter berichteten, die Hochzeit sei abgeblasen worden, weil Manson die bizarren Pläne von Burton und Hammond in Erfahrung gebracht habe. Den Berichten zufolge hätten die beiden Manson nach seinem Tod in einer Art Mausoleum ausstellen wollen.

Trostlose Kindheit

Manson wurde 1934 als uneheliches Kind der 16-jährigen Kathleen Maddox geboren. 1939 wurden seine Mutter und ihr Bruder, der bis dahin Vaterersatz für den Buben gewesen war, zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe wegen eines Raubüberfalls verurteilt. Der Bub wurde zu seiner religiösen Tante und seinem sadistischen Onkel gebracht. Dort wurde er, traut man seinen zahlreichen Biografen, oft misshandelt und als Schwächling und Feigling beschimpft.

Sharon Tate

AP

Sharon Tate war das bekannteste Opfer der Manson-Morde

Jugendlicher mit „fanatischen Interessen“

Nach ihrer Haftentlassung kehrte Manson wieder zu seiner Mutter zurück. Doch diese bekam ihr Leben nicht in den Griff, sie wurde alkoholkrank und arbeitete als Prostituierte. Manson floh immer wieder aus diesen Verhältnissen und kam in diverse Erziehungsheime und Besserungsanstalten.

Als Teenager wurde er mehrmals wegen Einbrüchen und Autodiebstählen verhaftet. Den Großteil seiner Jugend verbrachte der spätere Hippie-Führer in Besserungs- und Haftanstalten. Die Behörden bescheinigten dem Gewohnheitskriminellen schon damals „fanatische Interessen“.

Pseudoreligion aus Versatzstücken

1960 schließlich wurde er wegen Zuhälterei verhaftet und wanderte für sieben Jahre ins Gefängnis. Bei einem Routinetest in der Strafanstalt wurde ein Intelligenzquotient von 121 festgestellt. Im Gefängnis fand er auch Zeit zu lesen und seine Pseudoreligion aus Science-Fiction-Romanen, rassistischen Vorstellungen und Versatzstücken aus Satanskulten zusammenzusetzen.

Nach seiner vorzeitigen Entlassung 1967, er hatte bereits mehr als die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht, trieb er sich im Hippie-Viertel Haight Ashbury in San Francisco umher und formierte die „Family“, die später die Tate-Morde ausführen sollte. Nach knapp zwei Jahren in Freiheit wurde er verhaftet und verurteilt. Sein restliches Leben verbrachte er hinter Gittern.