Schmerzhafte Regelungen ab dem Frühjahr
Immer mehr Städte versuchen dem Ferienwohnungsvermittler Airbnb mit neuen Gesetzen entgegenzutreten. Dem US-Portal könnte das erheblich zusetzen. Alleine in London sollen Airbnb heuer laut einer Berechnung der „Financial Times“ („FT“) bis zu 400 Millionen Dollar (385 Mio. Euro) entgehen.
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Der primäre Grund dafür sei ein neues, ab den Frühjahr geltendes Gesetz der Stadt, demzufolge Wohnungsbesitzer gesamte Liegenschaften nur mehr maximal 90 Tage im Jahr vermieten dürfen. Bis dato war London die Stadt mit den zweitmeisten Buchungen, das neue Gesetz dürfte dem Unternehmen nun ein Loch in die Bilanz reißen.
Guter Preis von Steuermodell abhängig
Ein Grund dafür liegt auch in den bisher gültigen Regeln. Laut einer weiteren Recherche der „FT“ hängt der geringe Preis von Airbnb-Mieten davon ab, wie sehr das Geschäftsmodell im jeweiligen Land steuerbegünstigt ist. In London wird das besonders deutlich: Während für Hotels und Unternehmensgrundbesitz relativ stark zur Kasse gebeten wird, gibt es großzügige Ausnahmen für Privatvermieter.
Die neue Beschränkung könnte die Zahl der Buchungen nun um ein Drittel reduzieren. Laut einer Schätzung mittels der Vergleichsplattform AllTheRooms hätten die Buchungen in London von 600 Mio. Dollar (577 Mio. Euro) im vergangenen Jahr auf heuer 1,24 Milliarden Dollar (1,19 Mrd. Euro) steigen können. Durch die neue Beschränkung wird nur mehr mit rund 812 Mio. Dollar (780 Mio. Euro) gerechnet. Das Unternehmen wollte heuer zum ersten Mal schwarze Zahlen schreiben.
Schranke auch in Amsterdam
Eine ähnliche Regelung wie in London tritt bald auch in Amsterdam in Kraft. Dort darf privat und ohne spezielle Genehmigung nur mehr maximal 60 Tage im Jahr vermietet werden. „Ein Zuhause sollte ein Zuhause bleiben“, erklärte Stadtrat Laurens Ivens. Amsterdam schloss eine „einzigartige“ Abmachung mit Airbnb, wonach die Beschränkung zunächst für die Jahre 2017 und 2018 gilt.
Sie soll die Zimmervermittlung weiter ermöglichen, aber zugleich Missbrauch bekämpfen. Airbnb stellt auf seiner Website einen Zähler zur Verfügung, auf dem Anbieter einsehen können, an wie vielen Tagen sie noch Gäste beherbergen können. James McClure, Airbnb-Manager für Nordeuropa, sagte, man wolle „ein guter Partner für jeden in der Stadt“ sein und sicherstellen, dass „homesharing“ verantwortungsvoll und nachhaltig wächst.
„Normale Leute“ oder Investoren?
Ähnliche Töne gibt es auch für London: Dort will Airbnb nun ab dem Frühling „unwillkommene“ kommerzielle Anbieter in London aus seinem Angebot entfernen. Gleichzeitig betont das Unternehmen, dass es sich bei der Mehrheit der Vermieter um „normale Leute“ handle, die „ihre Unterkunft teilen, um in einer der teuersten Städte der Welt wohnen zu können“. Die Stadt beklagt hingegen, dass professionelle Investoren sich in touristisch attraktiven Vierteln Wohnungen kaufen, nur um sie über die Vermittlungsplattform anzubieten.
Laut Airbnb verdient ein durchschnittlicher Gastgeber in Amsterdam 3.800 Euro im Jahr, wenn er seine Räumlichkeiten in 28 Nächten im Jahr vermietet. In London bewegt sich der Betrag bei 3.500 Pfund (4.137 Euro) im Jahr, wenn für 50 Nächte vermietet wird. Insgesamt habe die „Airbnb-Gemeinschaft“ vergangenes Jahr rund 1,3 Mrd. Pfund (1,5 Mrd. Euro) zur Londoner Wirtschaft beigesteuert. Das Unternehmen habe das Reisen demokratisiert.
Verschärfung in Wien, Verfahren in Salzburg
Auch in österreichischen Städten hat sich Airbnb bereits als Alternative zu herkömmlichen Vermietungen etabliert. Insgesamt werden in Österreich rund 15.000 Unterkünfte angeboten, davon etwa 7.700 in Wien. Dort sollen ab dem Frühjahr die Regeln für das Unternehmen verschärft werden - mehr dazu in wien.ORF.at. In Salzburg laufen derzeit 20 Verfahren gegen Vermieter, die Airbnb oder ähnliche Plattformen genutzt haben - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Positive Nachrichten für das Portal gab es hingegen aus der spanischen Touristenhochburg Barcelona. Dort erklärte ein Gericht eine Strafe über 30.000 Euro wegen Vermittlung von Unterkünften an Touristen ohne Lizenz für nichtig. Der zuständige Richter verwies auf eine Regulierungslücke, daher könne auch keine Sanktion verhängt werden. Ursprünglich war die von der katalanischen Regierung verhängte Strafe sogar auf 600.000 Euro erhöht worden. Betroffen war auch Airbnb-Konkurrent HomeAway.
Profitable Schlupflöcher
Airbnb vermittelt Reisenden online private Domizile zu verhältnismäßig günstigen Preisen und erhält dafür eine Gebühr. Städte klagen über fehlende Steuerzahlungen, der Tourismus sieht unlauteren Wettbewerb, und Kritiker machen das Portal für den Boom für explodierende Wohnkosten und Wohnraummangel verantwortlich. Rechtlich hat das neuartige Konzept des Portals für Überforderung gesorgt. Diese von Airbnb ausgenutzten Schlupflöcher zu schließen sind Gesetzgeber rund um den Globus nun bemüht.
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