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Vorbild aus dem 19. Jahrhundert

Auf der Suche nach neuem Wohnraum setzt die britische Regierung auf den Bau gänzlich neuer Ortschaften. Wie der britische Wohnbauminister Gavin Barwell am Montag bekanntgab, seien nun erstmals 14 über ganz England verteilte Gartendörfer geplant. Dazu kommen drei neue und sieben bereits zu einem früheren Zeitpunkt angekündigte Stadtprojekte und damit in Summe 200.000 neu zu bauende Wohnungen.

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Die Siedlungen sollen sich am Vorbild der Gartenstädte des späten 19. Jahrhunderts orientieren. Diese waren damals eine Antwort auf die Wohnungsknappheit und die schlechten Lebensverhältnisse in den Städten um 1900. Um den Bau der nun angekündigten neuen Ortschaften auch umzusetzen zu können, will die britische Regierung nun in einem ersten Schritt die Ausweisung von Bauland erleichtern. Wohl nicht zuletzt aus diesem Grund, so eine Interpretation des „Independent“, setze man nun neben dem Bau neuer Städte auch auf kleinere Projekte.

Zwischen 1.500 und 10.000 Wohnungen

Nach Angaben des Wohnbauministeriums umfasse die nun bekanntgegebene Erweiterung des bestehenden Gartenstädteprogramms zum Großteil Siedlungsprojekte im Umfang von jeweils 1.500 bis 10.000 neuen Wohnungen. Eine Gartenstadt umfasse den Ministeriumsangaben zufolge dann über 10.000 Wohneinheiten.

Karte von Großbritannien

Grafik: ORF.at; Quelle: Guardian

Die Standorte der neuen Gartendörfer und -städte

In Summe sollen an den nun bekanntgegebenen 17 Standorten 48.000 zusätzliche Wohnungen gebaut werden. Insgesamt erwartet die britische Regierung dank des nun ausgebauten Wohnbauprogramms bis 2020 den Bau von 25.000 neuen Häusern. Gesucht werden soll Barwell zufolge zudem nach weiteren Standorten für weitere neue Ortschaften.

Neuer Wohnraum, aber auch Wirtschaftsimpuls

Mit reichlich Grün, schönen neuen Häusern und Standorten nahe den urbanen Zentren des Landes sollen die Gartenstädte auch eine hohe Lebensqualität bieten, wie das Wohnbauministerium via Twitter mitteilte. Neben neuem Wohnraum sollen die neuen Ortschaften laut Barwell aber auch neue Jobs und einen „großen Schub für die lokale Wirtschaft“ bringen.

Die Ortschaften sollen sich zudem auch eigenständig verwalten und Verwaltungs- und Kultureinrichtungen bekommen, wie der „Guardian“ etwa am Beispiel des auf einem ehemaligen Flugfeld geplanten Gartendorfes Deenethrope berichtet. Den Bewohnern werden zudem ausreichend Einkaufsmöglichkeiten und Unterhaltungsprogramm versprochen. Im Gartendorf West Carclaze solle es neben Geschäften und Pubs auch einen Bikepark geben.

Kritik von Landschaftsschützern

Laut BBC wurden aber auch schon kritische Stimmen laut. Die sich für die Erhaltung der britischen Landschaft einsetzende Campain to Protect Rural England (CPRE) betrachte Gartendörfer und -städte zwar durchaus als eine mögliche Lösung gegen die Wohnungskrise. Eine Umsetzung sei aber nur im Konsens mit der lokalen Bevölkerung denkbar, und diese Vorgabe betrachtet CPRE offenbar nicht bei allen nun bekannten Projekten als gegeben.

Schon in der Vergangenheit hatten Regierungen in Großbritannien zudem versprochen, die Wohnungsknappheit zu beheben, die insbesondere in London und anderen Großstädten die Immobilienpreise in die Höhe getrieben hatte. Viele Immobilienfirmen beklagen aber, es gebe nicht genügend Baugrundstücke und Baugenehmigungen im Umland von Ortschaften seien häufig schwer zu bekommen.

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