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„Verhandlungen mit NÖ gescheitert“

Der Nachlass von Kaisersohn Otto Habsburg-Lothringen soll in Zukunft in Budapest verwaltet werden, wie sein in Ungarn lebender Sohn Georg Habsburg kurz vor Weihnachten bestätigt hat. Die Entscheidung geht offenbar auf ein Gespräch mit dem ungarischen Premier Viktor Orban zurück.

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Zuvor hatte es Überlegungen gegeben, das Archiv in Österreich aufzubewahren. Konkret war dafür das Stift Klosterneuburg bei Wien im Gespräch. In einer schriftlichen Stellungnahme der Familie Habsburg heißt es, es seien konkrete Verhandlungen mit dem Land Niederösterreich über die Errichtung des Otto-Habsburg-Archivs geführt worden. „Die Verhandlungen zogen sich über zwei Jahre, eine konkrete Realisierung zeichnete sich in der Zeit allerdings nicht ab.“

Anfang 2016 kam es laut Aussendung zu einem Gespräch mit Orban, wo dieser gefragt habe, „was mit dem Archiv meines Vaters (von Georg Habsburg, Anm.) vorgesehen sei, und ob Ungarn als Standort für das Otto-Habsburg-Archiv infrage käme“. Das Budapester Parlament verabschiedete daraufhin im Oktober ein Gesetz, das der Regierung die Gründung von Stiftungen erlaubt.

Eröffnung erst Mitte 2018

Die erste solche Stiftung wird laut ungarischen Medienberichten die Otto-Habsburg-Stiftung sein, über die das Parlament gleichzeitig ein eigenes Gesetz erließ. Damit soll der Nachlass, der in Familienbesitz bleibt, in die Budapester Burg gelangen, wissenschaftlich aufgearbeitet und digitalisiert werden. Bis zur tatsächlichen Eröffnung des Habsburg-Archivs wird es wahrscheinlich wegen Renovierungsarbeiten noch bis Mitte des Jahres 2018 dauern.

Niederösterreich gibt Habsburg Schuld

Niederösterreich machte gegenüber dem „Neuen Volksblatt“ die Familie Habsburg für das Scheitern der Klosterneuburger Pläne verantwortlich. „Wir haben von Landesseite angeboten, das Projekt finanziell zu unterstützen“, zitierte das Blatt Werner Dikowitsch, den Leiter der Kulturabteilung des Landes. „An der Finanzierung wäre es sicher nicht gescheitert. Die Habsburger haben uns vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Karl Habsburg habe mitgeteilt, dass er von Orban ein Angebot hätte, das er nicht ausschlagen konnte, schreibt die Zeitung.

Habsburg-Lothringischen Hausarchiv bleibt

Das Österreichische Staatsarchiv stellte unterdessen klar, dass die vom 12. bis in das 20. Jahrhundert reichenden Bestände des Habsburg-Lothringischen Hausarchivs selbstverständlich weiterhin in staatlicher Obhut, nämlich in der Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs, verbleiben und der interessierten Öffentlichkeit für Forschungszwecke zur Verfügung stehen. Bei dem Nachlassteil der Familie Habsburg, der nach Ungarn in eine neu gegründete Stiftung eingebracht werden soll, handelt es sich ausschließlich um den privaten Nachlass von Otto Habsburg.

In Ungarn wurde das Lebenswerk Otto Habsburgs immer wieder gewürdigt. Als „Beschützer der Ungarn“ wurde er nach der politischen Wende in über 80 Gemeinden zum Ehrenbürger erklärt. Der Kaisersohn hatte seine besonders enge Beziehungen zu Ungarn, dessen Sprache er sehr gut sprach, immer wieder betont. „Der Körper in Österreich, das Herz in Ungarn“, hatte Habsburg verfügt und die Beisetzung seines Herzens in der Erzabtei Pannonhalma gewünscht. Der Sohn des letzten österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Karl I. (IV.) hatte sich auch als deutscher CSU-Abgeordneter im Europäischen Parlament aktiv für Ungarn eingesetzt.