„Nicht vom beabsichtigten Vater“
Eine niederländische Fruchtbarkeitsklinik hat möglicherweise mehrere Frauen irrtümlich mit dem Sperma des falschen Mannes künstlich befruchtet. Wegen eines „Verfahrensfehlers“ könnte das Sperma dieses Mannes im In-vitro-Verfahren mit den Eizellen von 26 Frauen zusammengeführt worden sein, die mit ihrem eigenen Partner ein Kind zeugen wollten, teilte die Universitätsklinik in Utrecht (UMC) mit.
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„Es besteht die Möglichkeit, dass Eizellen mit Sperma befruchtet wurden, das nicht von dem beabsichtigten Vater stammt“, hieß es in einer Erklärung am Dienstag. Die betroffenen Paare seien informiert worden, eine Untersuchung solle so schnell wie möglich Klarheit schaffen. „Für sie ist es natürlich das Schlimmste“, sagte ein UMC-Sprecher.
Hälfte der Frauen wurde schwanger
Die Behandlungen wurden zwischen April 2015 und November dieses Jahres durchgeführt. Den Angaben zufolge haben neun der möglicherweise falsch behandelten Frauen ihr Kind bereits zur Welt gebracht, vier seien noch schwanger. Von den anderen 13 Frauen sind die Embryonen noch tiefgefroren. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre der biologische Vater dieser Kinder nicht wie von den Paaren gewünscht der Partner der Mutter, sondern ein anderer Mann.
Beim In-vitro-Verfahren werden der Mutter Eizellen entnommen, die dann im Labor mit dem Sperma des Vaters befruchtet und in die Gebärmutter der Mutter eingesetzt werden. Das Verfahren im Labor in Utrecht wich angeblich vom Standardverfahren durch Verwendung von Instrumenten ab, in denen Spermien eines anderen Mannes noch überlebt haben könnten.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Laut UMC Utrecht ist es unwahrscheinlich, dass die Eier mit dem falschen Spermium befruchtet wurden, aber es sei nicht unmöglich. Die Behandlungsmethode sei sofort eingestellt worden, nachdem die Gefahr der Befruchtung durch falsches Sperma entdeckt wurde. Das Krankenhaus leite nun Schritte in, um Fehler künftig auszuschließen.
Immer wieder Verwechslungen
Verwechslungen des Spermas sind beim In-vitro-Verfahren selten, aber sie kommen vor. Laut einem Bericht der Tageszeitung „de Volkskrant“ war Utrecht schon einmal in den Schlagzeilen. Eine künstlich befruchtete Frau gebar im Jahr 1993 Zwillinge, wovon ein Kind hell-, das andere dunkelhäutig war. Untersuchungen ergaben, dass eine Einwegpipette bei der Befruchtung zweimal verwendet wurde und noch Sperma eines anderen Mannes beinhaltete.
In Singapur wurde 2012 ein Fall bekannt, in dem eine Frau irrtümlich mit Sperma befruchtet wurde, das nicht von ihrem Mann stammte. 2014 sorgte der Fall eines Angestellten in einem US-Labor für künstliche Befruchtung in Utah für Schlagzeilen. Er könnte einem Paar sein eigenes Sperma untergejubelt haben. Unklar blieb, ob er zwischen 1988 und 1993 möglicherweise Dutzende oder gar Hunderte andere Kinder zeugte.
In Polen trug 2015 eine Frau, die mit einer In-vitro-Befruchtung ihren Kinderwunsch erfüllen wollte, ein „fremdes“ Kind aus, weil es bei der Befruchtung der Eizelle offenbar zu einer Verwechslung gekommen war. DNS-Untersuchungen nach der Geburt ergaben, dass die Polin nicht die biologische Mutter des Kindes sein konnte.
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