Spezialeffekte in Echtzeit
„Rogue One: A Star Wars Story“ hält, was es verspricht: Eine neue Geschichte rund um den Kampf der Rebellen gegen das Imperium, die sich von den bisherigen sieben Filmen abhebt, aber dem Geist der Saga treu bleibt. Besonders die auffallend realistischen Bilder machen den Film zu einem Erlebnis, bei dem Fanherzen höherschlagen.
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„Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis ...“ ist wohl eine der berühmtesten Taglines der Filmgeschichte. Sie leitet nicht nur die bisher erschienenen sieben „Star Wars“-Episoden ein, sie ist auch mit einer bestimmten Erwartungshaltung verbunden. Wenn „Rogue One: A Star Wars Story“ nun mit diesem Texttitel eröffnet, ist die Hoffnung groß, etwas vorgeführt zu bekommen, das den Ansprüchen der Saga gerecht wird.
Mit den Regeln brechen
Der typische „opening crawl“, also der gelbe Lauftext, sowie der musterhafte Soundtrack bleiben aus und der Zuschauer wird direkt ins Geschehen hineingeworfen. Denn Regisseur Gareth Edwards („Godzilla“, „Monsters“) wollte mit dem klassischen Tonfall brechen und „die Regeln etwas entspannter anwenden und stilistisch und tonal mehr experimentieren, sodass sich die Filme von dem unterscheiden, was man bereits kennt“.

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Die Pläne des Todessterns müssen von den Rebellen gestohlen werden, um Schlimmes zu verhindern
Ohne Wischblenden, Jedi und Laserschwerter wird die Geschichte einer Gruppe Rebellen erzählt, die sich zusammenschließt, um die geheimen Pläne des Todessterns zu stehlen. Zentrale Figur ist die Rebellin Jyn Erso (Felicity Jones), die – wie könnte es anders sein – ihr Temperament und ihren Antrieb Ereignissen aus ihrer Kindheit zu „verdanken“ hat.
Glänzende Besetzung
Überzeugend war neben der Handlung auch die hochkarätige Besetzung: Forest Whitaker als der gesetzlose Rebell Saw Gerrera, einer Figur, die erstmals in der Animationsserie „Star Wars: The Clone Wars“ auftrat, Mads Mikkelsen als Jyns Vater, Ben Mendelsohn als Direktor Orson Krennic, Diego Luna als Nachrichtenoffizier der Allianz Cassian Andor und auch der populäre chinesische Schauspieler und Kampfkunstexperte Donnie Yen, der als blinder Mönch Chirrut Imwe auftritt.

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Ben Mendelsohn als düsterer Schurke Orson Krennic
Zeitlich und inhaltlich ist „Rogue One“ kurz vor „Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung“ (1977) verortet, dem ersten Spielfilm der originalen Trilogie von Regisseur und Schöpfer George Lucas. Und so war es schon fast verpflichtend, den Film weniger wie die neu produzierten Episoden zu gestalten, sondern sich eher der Optik der alten Filme anzunähern.
So ist die Machart von „Rogue One“ imposant - und vielleicht wurde der Film auch deshalb nach der Weltpremiere in Los Angeles so lautstark bejubelt. Obwohl er sich an den Filmen aus den 70er und 80er Jahren orientiert, hat es Edwards, zusammen mit dem Produzententeam Kathleen Kennedy, Allison Shearmur („Die Tribute von Panem“) und Simon Emanuel („The Dark Knight Rises“ und „Harry Potter“), geschafft, ein eigenständiges „Star Wars“-Paralleluniversum zu schaffen.
70er-Flair mit Politur
Die filmische Nebenlinie zeichnet sich besonders durch Edwards’ Liebe zum Detail aus. Bei Lucas wurden die Kreaturen durch professionelle Handarbeit zu lebendigen Unikaten. Die kurzen Close-ups auf neue, unbekannte Wesen in „Rogue One“ verdeutlichen die Anstrengungen des Regisseurs, den Film einzigartig machen zu wollen. Kostüme und Ausstattung erzeugen das Gefühl, sich in einem polierten Streifen aus den 70ern zu befinden.

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Einzelkämpferin Jyn Erso (Felicity Jones) trifft auf den besonnenen Nachrichtenoffizier Captain Cassian Andor (Diego Luna)
Während die neu gedrehten Episoden I bis III sich vor allem mit einem Überschuss an Spezialeffekten auszeichneten, sieht „Rogue One“ wie ein Kriegsfilm aus, bei dem Computeranimationen bedacht und punktuell eingesetzt wurden.
Alte Figuren wieder zum Leben erweckt
Einerseits wurden mit Hilfe neuester Technik alte Figuren wieder zum Leben erweckt. Andererseits spritzt der Sand, auf den die Munition aufprallt, so realistisch in die Höhe, dass man sich schon fast ducken will. Neue Aufnahmetechniken wie Echtzeit-Visual-Effects ermöglichten es Edwards, die Szenen bereits kombiniert mit Hintergründen und Spezialeffekten zu begutachten.
Zusätzlich zu den klassischen Blue- oder Greenscreens wurden riesige Rundum-LED-Leinwände gebaut und direkt mit Bildern bespielt, was einen speziellen, organischen Look hervorruft. Außerdem wurde versucht, die Sets in möglichst natürlicher Umgebung zu errichten. Die Szenen auf dem Planet Scarif beispielsweise wurden im Laamu-Atoll auf den Malediven gedreht.
Obwohl berühmte Sätze wie „Möge die Macht mit dir sein“ fehlen, öffnet „Rogue One“ die Tür für neue Perspektiven und Geschichten innerhalb des „Star Wars“-Universums und hat - trotz der Präsenz von Harrison Ford als Han Solo und R2-D2 - die letzte Episode jedenfalls um einiges übertroffen.
Yasmin Szaraniec, für ORF.at
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