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Account in mysteriösem Manöver gekapert

Eine Falschmeldung über den angeblichen Unfalltod von Britney Spears hat sich am Montag über die Sozialen Medien in Internet verbreitet und wenige Stunden nach dem Ableben von George Michael für entsprechende Aufregung gesorgt.

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Offenbar hatten Hacker auf den offiziellen Twitter-Account von Spears’ Plattenfirma Sony Music sowie den des Musikers Bob Dylan zugegriffen und das Gerücht in die Welt gesetzt. Nach wenigen Minuten wurde die Meldung wieder offline genommen, ein Dementi seitens Sony kam allerdings erst nach 30 Minuten.

Account nicht unter Kontrolle

Zahlreichen Usern waren aber gleich von Anfang an die durchgängige Kleinschreibung und der wenig ausgefeilte Text des Tweets aufgefallen, der sich von allen anderen Inhalten auf dem Twitter-Account unterschied. Auch fand sich kein entsprechender Inhalt bei anderen Quellen, etwa Spears’ Management. Das reagierte schließlich mit der Botschaft: „Britney lebt, und es geht ihr gut.“

Auch nach der ersten Aufregung schien es, als habe Sony seinen eigenen Twitter-Account vorerst nicht wirklich unter Kontrolle bekommen können. Dutzendfach pro Minute erschienen die gefälschten Tweets neu und wurden augenblicklich wieder gelöscht. Zahlreiche User äußerten sich auch Stunden nach Verbreitung der Falschmeldung schockiert über Spears’ vermeintliches Ableben, andere bemühten sich um Aufklärung. Manch ein User witterte auch bereits einen Publicity Stunt für Spears’ jüngstes Album.

„Promihacker“ hinter Angriff?

Möglicherweise steckt die Hackergruppe „OurMine“ hinter dem Manöver, die schon wiederholt mit Hacks von Promi-Accounts ihr kommerzielles Standbein als selbst ernannte IT-Sicherheitsexperten vermarkten wollte. Bemerkenswert ist bei dem Fall Britney Spears, wie etwa das Onlineportal Mashable schreibt, dass kurz nach dem Tweet mit der vermeintlichen Todesnachricht zwei weitere Tweets abgesetzt wurden.

Britney Spears bei einem Konzert in Los Angeles

Reuters/Mario Anzuoni

Bereit 2001 hatte ein texanischer Radiosender auf Grundlage von Berichten im Internet den Tod von Spears und ihrem damaligen Freund, Popstar Justin Timberlake, verkündet

In diesen wird unter dem Banner „OurMine-Security“ behauptet, dass der Account auf einen Hack geprüft wurde. Dabei habe man entdeckt, dass sich jemand mit einer abweichenden IP-Adresse in den Sony-Account eingeloggt habe und der Tweet unter dieser Adresse abgesetzt wurde. Britney Spears sei dementsprechend „noch am Leben“, schreibt der Verfasser und schließt mit dem Hashtag „#OurMine“.

Die Abfolge könnte bedeuten, dass die Gruppe den Account zuerst gehackt und dann den gefälschten Tweet unter dem Anschein einer „Sicherheitsprüfung“ wieder entfernt hat. Eventuell will die Gruppe damit auch den Eindruck erwecken, dass der Hack von Dritten stammt und „OurMine“ nur für die „Wiederherstellung der Sicherheit“ verantwortlich ist.

Unter anderem Zuckerberg gehackt

Die Gruppe erlangte Bekanntheit dafür, bereits zahlreiche Accounts von Prominenten gehackt zu haben. Heuer hackte die Gruppe unter anderem Social-Media-Accounts von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Twitter-Chef Mark Dorsey oder Google-Geschäftsführer Sundar Pichai.

Auch die Twitter-Accounts von Netflix und Marvel sowie die Universität Stanford oder Wikipedia befinden sich unter den Opfern. „OurMine“ kaperte auch das Nachrichtenportal BuzzFeed, kurz nachdem dieses in einem Artikel die vermeintliche Identität eines Mitglieds der Gruppe enthüllt haben soll.

Unternehmen zunehmend hilflos

Bei zahlreichen veröffentlichten Hacks weist „OurMine“ darauf hin, dass man die Gruppe auch für mehr IT-Security anheuern kann. Laut Preisen von einer unter dem Namen „OurMine“ firmierenden Homepage verlangt die Gruppe zwischen 30 und 5.000 Dollar. Laut Mashable betonte die Gruppe gegenüber dem Medium, dass man keine Daten stehle, sondern nur auf schlechte IT-Security hinweise. Dass Hacker versuchen, Sicherheitslücken an ihre Opfer zu verkaufen, ist nichts Neues.

Immer wieder kommt es in Sozialen Netzwerken zu gefälschten Todesmeldungen, oft verbreiten sie sich, obwohl sie jeglicher Grundlage entbehren, mit rasender Geschwindigkeit. Offizielle Portale stehen Hackerangriffen und ihren Auswirkungen - auch dank mangelnder Sicherheitsvorkehrungen - immer wieder mit offensichtlicher Hilflosigkeit gegenüber. So wurde Sony bereits 2014 Opfer eines massiven Hacks.

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