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Auch Bowie, Cohen, Prince verstorben

David Bowie, Prince, Leonard Cohen und zuletzt George Michael - sie waren nur die Speerspitze renommierter Musiker, die im ablaufenden Jahr verstorben sind. 2016 wird wohl als jenes Jahr in die Geschichtsbücher eingehen, in dem man sich von einigen der größten Popkünstler verabschieden musste.

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Das Jahr begann mit einem Knalleffekt - und zwar im doppelten Sinn. Bowie veröffentlichte an seinem 69. Geburtstag mit „Blackstar“ eines seiner stärksten Alben, das von Kritikern wie Fans bejubelt wurde. Doch nur zwei Tage später, am 10. Jänner, verstarb der britische Popsuperstar völlig unerwartet.

Der Krebstod des „Thin White Duke“ löste weltweite Bestürzung aus. Das zuvor veröffentlichte Video zum Song „Lazarus“, in dem sich Bowie in düsteren Bildern mit einer Augenbinde in einem Krankenbett liegend inszenierte, erhielt dadurch einen völligen neuen, sehr beklemmenden Dreh.

Mehrere Rückschläge für Musikliebhaber

Und doch war Bowies Ableben (das zudem nur wenige Tage nach dem Tod von Motörhead-Frontmann und Rocklegende Lemmy Kilmister folgte) keineswegs der einzige große Schlag, den Musikfans 2016 über sich ergehen lassen mussten.

Der exzentrische US-Musiker Prince, der im Schnittfeld von Pop, Rock und Funk seit „Purple Rain“ Maßstäbe gesetzt hat, sowie die kanadische Songwriter-Institution Leonard Cohen verstarben ebenfalls. Bei Cohen lag der Fall ähnlich wie bei Bowie, hatte der Sänger mit der markant tiefen Stimme doch mit „You Want It Darker“ ein großes Alterswerk geschaffen, das aufgrund der düsteren Grundstimmung im Nachhinein wie eine Vorahnung wirkt.

Und schließlich endete das Jahr mit einem ähnlichen Paukenschlag, wie es begonnen hatte: Letztlich völlig überraschend verstarb Michael erst 53-jährig einen Tag nach dem Heiligen Abend. „Last Christmas“, die unverwüstliche Weihnachtshymne, die er als Sänger des Duos Wham! geprägt hatte, zählt zu seinen bekanntesten Hits. Allerdings feierte der Brite auch als Solosänger mit Nummern wie „Freedom“ oder „Faith“ in den 1990ern Welterfolge und arbeitete zuletzt mit dem Produzenten Naughty Boy an einem neuen Album.

Gutes Geschäft für die Musikindustrie

Für die Musikindustrie waren und sind besonders diese „großen“ Toten auch ein gutes Geschäft. Zwar hat sich der weltweite Markt in den vergangenen Jahren grundsätzlich wieder einigermaßen stabilisiert, aber für den physischen Verkaufsbereich - von CD über DVD bis Vinyl - waren und sind gerade klingende Namen immer gut und absatzfördernd.

Dass man auf die gesteigerte Aufmerksamkeit gerne aufspringt, belegen auch schnell zusammengestellte Compilations und Wiederveröffentlichungen oder - zeitlich etwas aufwendiger in der Vorbereitung - reichhaltig ausgestattete Boxsets. Gerade bei Bowie wurde diesbezüglich nicht gekleckert in den vergangenen Monaten, und auch das Oeuvre von Michael dürfte nun in den kommenden Monaten bis in die kleinsten Restbestände ausgelotet werden.

Nachfolger können kaum mithalten

Schaut man sich prägende und vor allem quer durch die Generationen erfolgreiche Künstler in der Popmusik an, fallen schnell Namen wie Rolling Stones, Bob Dylan, Elton John oder Paul McCartney. Natürlich gibt es etliche jüngere Protagonisten, die weltweit die Stadien füllen - in puncto Strahlkraft und Konsistenz in ihren Leistungen können aber nur wenige Acts mit den großen Namen vergangener Dekaden mithalten.

Pilgert etwa die australische Hardrocklegende AC/DC um die Welt, kann sie sich stets auf Zehntausende Fans freuen. Dabei scheint es sogar egal, dass Frontman Brian Johnson jüngst aufgrund gesundheitlicher Probleme das Mikrofon Axl Rose von Guns N’ Roses in die Hand geben musste - im Übrigen eine weitere Band, die aktuell alte Zeiten hochleben lässt.

Und sie werden nicht jünger: Ein Blick auf das Alter von großen Helden wie Barbra Streisand (74), Mick Jagger (73) oder Brian May (69) kann schon nachdenklich machen, auch wenn viele Künstler noch bei bester Gesundheit sind und ihren kreativen Output weiter vergrößern. Ein Beispiel dafür wäre Neil Young, der sich mit 71 Jahren immer noch jugendlich-wütend geben kann und mit Verve gegen Missstände ansingt. Oder man denke an Bob Dylan, der heuer mit dem Literaturnobelpreis geadelt wurde.

Christoph Griessner, APA