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Rumpf der Tupolew entdeckt

Nach dem Absturz eines russischen Flugzeugs auf dem Weg nach Syrien herrschen Trauer und Bestürzung über den Tod der Mitglieder des weltbekannten Alexandrow-Armeechors. Die Maschine vom Typ Tupolew Tu-154 ging Sonntagfrüh über dem Schwarzen Meer verloren, keiner der 92 Passagiere überlebte das Unglück.

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An Bord waren 64 Sänger und Tänzer des Alexandrow-Armeechors, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte. Der Armeechor sollte nach Syrien fliegen, um auf der russischen Luftwaffenbasis bei Latakia ein Konzert zu geben. Auch der Chorleiter, Generalleutnant Waleri Chilalow, starb.

Erste Opfer nach Moskau überstellt

Die ersten geborgenen Todesopfer wurden zur Identifizierung nach Moskau geflogen, wie Vizeverteidigungsminister Pawel Popow in Sotschi sagte. Präsident Wladimir Putin ordnete für Montag Staatstrauer an. Ministerpräsident Dimitri Medwedew sprach von einer „fürchterlichen Katastrophe“, wie die Agentur Interfax meldete.

Etwa 3.500 Rettungsleute, darunter mehr als 100 Taucher suchten auch am Montag die Küste vor dem Ferienort Sotschi ab - mit ersten Erfolgen: Zu Mittag wurden schließlich der Rumpf sowie weitere Wrackteile der Unglücksmaschine gefunden. Wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Ministerium für Katastrophenschutz meldeten, befand sich der Rumpf in 27 Meter Tiefe. Die Ermittlungen zur Ursache des Absturzes dauerten an.

Suche nach Blackbox läuft

Die Flugschreiber seien noch nicht geortet worden, sagte Transportminister Maxim Sokolow. Es sei noch zu früh, etwas zur Ursache zu sagen, so Sokolow. Der vom Militär betriebene Fernsehsender Swesda hatte zuvor berichtet, die Maschine sei kurz nach dem Start bei einem Flugmanöver abgestürzt.

Rettungsteams bergen Habseligkeiten von Passagieren des abgestürzten russischen Militärjets

APA/AFP

Am Montag wurde der Einsatz noch einmal ausgeweitet

FSB will Spekulationen unterbinden

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB bemühte sich unterdessen, wachsende Spekulationen über einen Terroranschlag zu dämpfen. Mögliche Ursachen seien Vogelschlag, schlechtes Kerosin, technisches Versagen oder ein Pilotenfehler, teilte die Behörde mit. Auch Kreml-Sprecher Dimitri Peskow sagte, die Version eines Anschlags werde nicht vertieft. Sie stehe „bei Weitem nicht an erster Stelle“.

„Schockierende Nachricht“

Groß ist die Trauer jedenfalls in der Künstlerwelt: Die französische Sängerin Mireille Mathieu, die seit Jahrzehnten auch mit russischen Armeechören auftritt, zeigte sich tief bestürzt. „Das ist eine riesige Tragödie“, sagte die 70-Jährige am Sonntag der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die Welt der Musik sei in Trauer, sagte Mathieu: „Seit mehr als einem Jahrhundert sind diese Stimmen ein Juwel Russlands.“

Auch der tschechische Schlagerstar Karel Gott reagierte „tief betroffen“ auf die Nachricht vom Unglück des russischen Alexandrow-Ensembles. „Ich will mir die Erinnerung an unsere gemeinsamen Auftritte immer in meinen Gedanken bewahren“, sagte er der tschechischen Nachrichtenagentur CTK. Als „schockierende Nachricht, die mich tief ins Herz getroffen hat“, bezeichnete die tschechische Sängerin Helena Vondrackova die Meldung vom Flugzeugabsturz. Sie war ebenfalls mehrfach mit dem Ensemble aufgetreten.

Kontakt nach Start in Sotschi abgerissen

Die Maschine aus Moskau hatte in Sotschi eine Zwischenlandung eingelegt und war nach Militärangaben um 5.25 Uhr Ortszeit (3.25 Uhr MEZ) wieder gestartet. Zwei Minuten später sei der Kontakt abgerissen. Neben den Musikern seien acht Mann Besatzung, neun Fernsehjournalisten der Sender NTW, Erster Kanal und Swesda sowie Militärs und Beamte an Bord gewesen.

Karte zeigt Flugroute einer abgestürzten Tu-154

Grafik: OSM/ORF.at

Russland kämpft seit Herbst 2015 im Syrien-Krieg aufseiten des Präsidenten Baschar al-Assad. Zur Versorgung der Basis Hamaimim betreibt das Verteidigungsministerium einen regen Luftverkehr. Dabei werden auch alternde Flugzeuge wie die Tupolew eingesetzt. Anfang Mai hatte das Militär den Stardirigenten Waleri Gergijew und sein Orchester zu einem Konzert in die syrische Wüstenstadt Palmyra geflogen.

Ensemble unter Putin protegiert

Das Alexandrow-Ensemble ist ein mehrfach ausgezeichneter Soldatenchor, der bereits 1928 gegründet wurde. Gründer war Alexander Alexandrow, der 1943 die Nationalhymne der Sowjetunion komponierte. Alexandrow starb 1946 in Berlin bei einer Auslandstournee mit seinem Chor. Das ursprünglich aus einem Dutzend Soldaten bestehende Ensemble ist mit den Jahren größer geworden.

Zu dem Chor haben sich ein Orchester und eine Tanzgruppe hinzugesellt. Es ist inzwischen das größte Militärkünstlerensemble Russlands. Zum Repertoire gehören überwiegend Kirchenlieder sowie traditionelle russische Volkslieder und -tänze. Es handelt sich um Lieder russischer Komponisten, klassische Werke russischer und ausländischer Komponisten, aber auch um weltbekannte Meisterwerke der Popmusik.

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