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Arabische Fluglinie zupft an der Reißleine

Als „Rettungsinvestor“ für angeschlagene europäische Fluglinien hat Vorstandschef James Hogan Etihad noch vor zwei Jahren bezeichnet - der arabischen Fluglinie und ihrer Expansionspolitik sei es außerdem zu verdanken, dass die Ticketpreise nicht stark steigen würden. Nun scheint die Airline am Plafond angekommen - und muss eingestehen, dass sich einige Zukäufe als klare Fehlinvestitionen erwiesen haben.

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Unter dem Australier Hogan war Etihad bei Air Berlin, Alitalia und Air Serbia eingestiegen. Die Beteiligungen flogen in Summe mehr als 2,5 Mrd. Euro Verlust ein. Laut „Handelsblatt“ will Etihad bereits im Jänner mit dem Rückbau des Europageschäfts beginnen. Aufsichtsratsmitglied Ahmed Ali Al Sajegh werde dabei die Federführung übernehmen.

Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bisher nicht, ein Sprecher der Fluggesellschaft erklärte jedoch am Montag, dass sich das Unternehmen in einer Restrukturierung befinde und kündigte gleichzeitig einen Stellenabbau an. Er nannte keine Zahl, wie viele der knapp 27.000 Stellen eingespart werden sollen. In einer Erklärung sprach das Unternehmen von einer „maßvollen Reduzierung des Personalbestands“. Der Umbau sei nötig, um in einem „immer stärker konkurrierenden Umfeld“ wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Spekulationen über Notverkäufe

Laut Insidern soll die Lage jedoch so ernst sein, dass auch der Notverkauf defizitärer Unternehmensteile deutlich unter Wert zur Debatte stehe. Dabei dürfte die AUA-Mutter Lufthansa hellhörig werden. Die Fluglinie besiegelte vorige Woche mit Etihad einen Deal über 38 Jets, die samt Crews von Air Berlin gemietet werden.

Branchenbeobachtern zufolge dürften die Frankfurter großes Interesse an der Übernahme der Rest-Air-Berlin mit 75 Flugzeugen haben. Allerdings hat der Rivale über die Jahre einen Schuldenberg von gut einer Milliarde Euro angehäuft. Den will die Lufthansa auf keinen Fall schultern. In personeller Hinsicht hat die größte deutsche Airline die Weichen bereits gestellt: An die Spitze von Air Berlin rückt Lufthansa-Topmanager Thomas Winkelmann.

Unter Hogan beteiligte sich Etihad 2011 mit 29 Prozent an Air Berlin und machte damit die Airline aus den ölreichen Vereinigten Arabischen Emiraten zum größten Aktionär der deutschen Billigfluglinie. Doch auch mit dem neuen Partner kam Air Berlin auf keinen grünen Zweig: Allein 2015 schloss Deutschlands zweitgrößte Fluglinie mit einem Minus von 477 Mio. Euro ab.

Sorgenkinder Alitalia und Air Berlin

Im September 2013 übernahm Etihad Air Serbia, drei Monate später stieg Hogan bei Alitalia ein. Auch die Italiener verharren in den roten Zahlen. Alitalia will mit Stellenstreichungen und einer Verkleinerung seiner Flotte gegensteuern. In italienischen Medien wurde wiederholt über den Einstieg von Lufthansa bei Alitalia spekuliert. Das haben beide Seiten mehrfach dementiert.

In den ersten neun Monaten 2016 verbuchte Air Berlin einen Verlust von 317 Mio. Euro. Nur dank des Verkaufs der Hälfte der Tochter Niki an Etihad kommt Air Berlin über den umsatzschwachen Winter. Um eine Trendwende zu erreichen, geben die Berliner einen Großteil der Strecken zu touristischen Zielen an die Lufthansa und ein neues Gemeinschaftsunternehmen mit dem Ferienflieger Tuifly ab. Gleichzeitig werden 1.200 der 8.600 Arbeitsplätze abgebaut.

Etihad Airways ist ein verhältnismäßig junges Unternehmen und ging erst 2003 an den Start. Die Airline ist hinter Emirates aus Dubai die zweitgrößte Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Durch steigende Passagier- und Frachtzahlen hatte Etihad seinen Gewinn im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 91 Millionen Euro gesteigert.

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