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Vermögen weiter ungleich verteilt

Obwohl das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) und das verfügbare Haushaltseinkommen pro Kopf in Österreich stagnieren oder sogar zurückgegangen sind, ist die Mehrheit der Österreicher zufrieden. Das liegt laut Statistik Austria - trotz ungleich verteilten Vermögens - am relativen Wohlstand.

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Zum dritten Mal in Folge gingen im Vorjahr laut Statistik Austria Haushaltseinkommen und Konsum zurück. Beide sanken, inklusive sozialer Sachtransfers und Non-Profit-Organisationen, von 2014 auf 2015 um 0,5 bzw. 0,6 Prozent. Im EU-Vergleich liegt Österreich beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards (KKS) weiterhin an vierter Stelle.

Einkommen driften weiter auseinander

Die Arbeitsproduktivität stieg hingegen von 2014 auf 2015 um 1,6 Prozent - erneut wird also mehr Arbeit in weniger Zeit geleistet. Inflationsbereinigt driften hohe und niedrige Bruttojahreseinkommen nach einem kurzen Stopp 2014 wieder auseinander. Geändert hat sich auch nichts an der Verteilung der verfügbaren Nettohaushaltseinkommen.

Haushalte im obersten Fünftel haben viermal mehr Einkommen zur Verfügung als jene im untersten Fünftel. Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen ging nur geringfügig zurück und bleibt international mit 22,9 Prozent auf weiterhin hohem Niveau.

Weniger Geld für Haushalte mit Kindern

Weiterhin ungleich verteilt ist auch Vermögen: Fünf Prozent der Haushalte mit dem höchsten Bruttovermögen hielten 2015 42 Prozent des gesamten Bruttovermögens. Der Median der Nettovermögen lag bei 86.000 Euro, die reichsten zehn Prozent der Haushalte verfügten jeweils über ein Vermögen von mehr als 518.000 Euro, so Daten des „Household, Finance and Consumption Survey“ (HFCS 2014).

Eine Vermögenskluft gibt es auch zwischen Haushalten mit und jenen ohne Kinder: Fast drei Viertel der Haushalte mit Kindern haben weniger Finanzvermögen als der Mittelwert, bei Haushalten ohne Kinder sind es rund 45 Prozent.

Weniger Menschen armutsgefährdet

Zuletzt waren hingegen weniger Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet - ihr Anteil sank von 19,2 auf 18,3 Prozent. Das sind allerdings immer noch 1,5 Millionen Menschen. Wenn geringer Lohn, etwa durch Teilzeitjobs, geringe oder keine finanzielle Mittel zusammentreffen, erhöht sich das Risiko von Armut aber massiv. Laut Statistik Austria trifft das auf rund 70.000 österreichische Haushalte zu. Gefährdet sind insbesondere Alleinerziehende und ältere Frauen.

Lebenszufriedenheit über EU-Schnitt

„Den Österreichern geht es subjektiv sehr gut“, so der Generaldirektor der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer, über die Zahlen. Jedoch habe die Dynamik, die den Wohlstand im Land begründe, in den letzten Jahren nachgelassen. Dennoch liege die allgemeine Lebenszufriedenheit auf hohem Niveau.

Die durchschnittliche Lebenszufriedenheit in Österreich lag auf einer Skala von null (überhaupt nicht zufrieden) bis zehn (vollkommen zufrieden) für 2015 bei 7,9 (EU-28: 7,1 für 2013). Der Anteil der Personen mit einer geringen Zufriedenheit (fünf oder weniger) ging von 13 auf elf Prozent zurück.

Warnung vor Zersiedlung

Nachholbedarf gibt es laut Statistik Austria auch beim Faktor Umwelt. Problematisch sei der hohe Ressourcenverbrauch der Österreicher, so die Statistik Austria, der deutlich über EU-Schnitt liege. Das gelte vor allem für den Faktor Energie. Auch bei der Zersiedelung müsse Österreich aufpassen. Aktuell seien 37 Prozent des Landes als Bausiedlungsraum geeignet, davon wären bereits 17,8 Prozent verbaut. Österreich müsse seine zusätzliche Verbauung reduzieren, hieß es.

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