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Ärger über hohe Preise im Netz

„Leider ausverkauft“: Das sind Worte, die bei Eltern für Missmut sorgen. Das Trendspielzeug schlechthin dieses Jahr heißt „Hatchimal“ und ist kaum noch zu bekommen, es sei denn, man ist bereit, tief in die Tasche zu greifen. Die Sehnsucht der Kinder nach einem der interaktiven Plüschtiere ist aber enorm - auch dank raffinierter Marketingtechniken.

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Bei „Hatchimals“ handelt es sich um vogelähnliche Kuscheltiere, die aus einem bunten Ei schlüpfen und später gehen und sprechen können. Das Spielzeug hat sich seit seinem Start durch die kanadische Firma Spin Master im Oktober dieses Jahres zu einem Selbstläufer entwickelt.

Nahaufnahme eines Hatchimals

picturedesk.com/Zuma/Joseph Forzano

„Hatchimal“: Was sich im Ei befindet, sieht man erst beim Schlüpfen

Großer Andrang auch in Österreich

Via Werbung und YouTube-Videos wurden sie zu einem der gefragtesten Produkte auf den diesjährigen Wunschzetteln, was umgehend zum großflächigen Ausverkauf führte. Und das nicht nur in den USA, sondern auch schon großteils in Österreich. Der Hersteller kommt mit der Produktion nicht nach, mit einem solchen Hype hat man offensichtlich nicht gerechnet.

Hierzulande kosten „Hatchimals“ eigentlich knapp 70 Euro oder darunter - wenn man welche bekommt. Beim Spielzeuggroßhändler Toys’R’Us hieß es, man bekomme die Plüschtiere erst nach Weihnachten wieder geliefert. Die Onlinesuche bei üblichen Händlern bleibt ebenso erfolglos. Bei Amazon ist das Spielzeug noch erhältlich - für rund den doppelten Preis.

Bis zu zehnfacher Preis

Auch privat werden die Spielzeuge noch verkauft. Auf dem Kleinanzeigenportal Willhaben gibt es „Hatchimals“ auch zum Großteil nur für um die 100 Euro. Im Vergleich zu Kanada etwa sind das aber noch moderate Preiserhöhungen.

Wie die Nachrichtenseite CBC meldete, wurden „Hatchimals“ auf vergleichbaren Plattformen auch schon um 750 Kanadische Dollar (538 Euro) angeboten - zum zehnfachen Preis. Für den Hersteller Spin Master ist das Segen und Fluch zugleich: Sein Produkt ist heiß begehrt, der Aktienkurs schnellte nach oben. Doch unterm Strich herrschen Ärger und Enttäuschung vor Weihnachten vor.

Verzweifelte Suche auf allen Kanälen

Auf der Suche nach den letzten Exemplaren greifen Eltern in den USA schon zu mancher Finte. Jackie Breyer, die Chefredakteurin des Branchenmagazins „The Toy Insider“ riet Suchenden dazu, sich Mailinglisten und Facebook-Netzwerken anzuschließen, um entsprechende Nachrichten schneller zu erhalten. Firmen posten auch auf den Sozialen Medien, wann die nächsten Fuhren an Produkten eintreffen.

Manche Anbieter versuchen Kunden, mit „Hatchimals“-Gewinnspielen zu ködern. Toys’R’Us würde in den USA etwa noch extra „Hatchimals“ aus den Produktionsstätten in China einfliegen lassen, so Breyer zur Nachrichtenagentur AP. Üblicherweise kämen die Lieferungen per Schiff. So aber könnten die Spielzeuge noch vor Weihnachten eintreffen.

Spielt Geld keine Rolle, lassen sich manche auch auf Wiederverkäufer ein. Diese haben schon vor Wochen das große Geschäft gewittert und etliche „Hatchimals“ weggekauft. Nun bieten sie sie im Netz an - so teuer, dass sie für Elternproteste sorgten.

„Du Weihnachtsdieb!“

Dottie Russo aus dem US-Bundesstaat New Jersey machte ihrem Ärger etwa auf YouTube Luft und erhielt breite Unterstützung. „Hast du keine Seele?", richtete sie an einen Verkäufer. Du wirst Weihnachten ruinieren, du kleiner Weihnachtsdieb. Bist du stolz auf dich, du böser kleiner Elf?“ Russos Video wurde mehr als 37.000-mal angeklickt und hat in US-Medien eine Diskussion angeregt. Auch andere Eltern äußerten daraufhin ihren Ärger über die erhöhten Preise.

„Ein unwiederholbarer Moment“

Dass die Eltern an den Rand der Verzweiflung kommen, mag auch an der Willensstärke ihrer Kinder liegen. Der Hype um die „Hatchimals“ fußt in raffinierter Produktentwicklung und Marketing. Es gibt verschiedene Entwicklungsstufen des Spielzeugs (vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier) und spezielle Farbcodes, die für die Kinder eine Art Geheimwissen darstellen. Die Plüschtiere reagieren auf ihren Besitzer und spielen etwa Musik oder sprechen. „Das Schlüpfen ist ein unwiederholbarer Moment, aber damit fängt das Erlebnis erst an. Das Kind ist der Schlüssel für die Magie des Spielzeugs“, heißt es vom Hersteller.

Jedes Jahr neue Trends

Ob „Hatchimals“ ein schnell verglühender Stern sind oder auch noch lange nach Weihnachten begehrt sein werden, bleibt abzuwarten. Starke Trends in der Spielzeugbranche gab es immer wieder. Waren im vergangenen Jahr etwa Produkte rund um die Filme „Die Eiskönigin“ und „Minions“ beliebt, waren es vor Jahren etwa Gameboy, Polly Pocket sowie Trick und Tronic.

Eine Hysterie wie um „Hatchimals“ ist jedoch selten. Sie veranlasste das US-Magazin „New Yorker“ gar zur Satire „Ein Leitfaden zum ,Hatchimal‘“: So müsse man inzwischen eine Niere spenden, wolle man auf eBay eines der Spielzeuge kaufen. Die Frage „Was ist ein ,Hatchimal‘“? wird so beantwortet: „Ein Referendum darüber, ob Sie Ihre Kinder lieben.“

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