„Ruft mich einfach an“
Der künftige US-Präsident Donald Trump ist am Mittwoch mit Chefs von IT-Konzernen zusammengetroffen. Zentrale Themen des Gesprächs sollen die Schaffung neuer Jobs und das Wirtschaftswachstum gewesen sein. Trump hatte die Konzerne - allen voran Apple - zudem aufgefordert, mehr Produktion in die Heimat zu bringen.
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Er sei hier, um den IT-Konzernen zu helfen, versicherte Trump. „Es gibt niemanden wie euch auf der Welt.“ Der künftige US-Präsident sagte in die Runde, er freue sich auf alle Ideen: „Ruft einfach meine Leute an, ruft mich an, das macht keinen Unterschied. Wir haben hier keine formale Befehlskette.“ An dem Treffen im 25. Stock des Trump Tower nahmen auch der künftige US-Vizepräsident Mike Pence, mit Ivanka, Donald Jr. und Eric aber auch drei von Trumps Kindern teil.

APA/AFP/Timothy A. Clary
Silicon Valley zu Gast bei den Trumps in New York
Zu dem mit Spannung erwarteten IT-Gipfel im Trump Tower geladen waren unter anderen die Chefs von Apple, Microsoft, dem Google-Dachkonzern Alphabet, Amazon und Tesla - Tim Cook, Satya Nadella, Larry Page, Jeff Bezos und Elon Musk, außerdem IBM-Chefin Ginni Rometty. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg schickte seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Von Twitter war nach Angaben des Nachrichtenportals Politico - offenbar wegen eines im Wahlkampf eskalierten Streits - niemand geladen.
Die Gästeliste
Jeff Bezos, Amazon
Safra Catz, Oracle
Tim Cook, Apple
Alex Karp, Palantir
Brian Krzanich, Intel
Elon Musk, Tesla/SpaceX
Satya Nadella, Microsoft
Larry Page, Eric Schmidt, Alphabet
Chuck Robbins, Cisco
Ginni Rometty, IBM
Sheryl Sandberg, Facebook
Schlechte Vorzeichen
Im Rahmen einer Verbandskonferenz hatten Vertreter der IT-Unternehmen darüber diskutiert, welche gemeinsamen Ziele sie Trump bei dem ersten Treffen präsentieren wollten. Beobachtern zufolge wird weiterhin erwartet, dass Trump die Technologiekonzerne härter anfassen wird als Barack Obama.
Schon im Wahlkampf hatte der Kandidat der Republikaner mit diversen Äußerungen für Alarmsignale in der Branche gesorgt. Das gilt vor allem für seine Ankündigungen zu Einwanderung, Überwachung durch Behörden und Verschlüsselung. Ein heißes Thema sind ferner die Regelungen zur Netzneutralität, wonach alle Daten gleichberechtigt und gleich schnell durch die Netze fließen sollen. Sollte diese eingeschränkt werden, drohen Internetfirmen Rückschläge.
Trump schreckte Anfang des Jahres unterdessen auch nicht vor dem Aufruf zurück, Apple-Produkte zu boykottieren, als der Konzern sich weigerte, dem FBI beim Aushebeln der Verschlüsselung auf dem iPhone eines toten Terroristen zu helfen. Für Musk, der zuletzt auch mit dem Kauf des Solarstromkonzerns SolarCity voll auf erneuerbare Energie setzte, könnte es zudem verheerende Folgen haben, wenn Trump die Umweltschutzmaßnahmen der Obama-Ära umkehrt.
„Wahrscheinlich nicht der richtige Mann“
Für die großen Technologiekonzerne kam das Treffen wohl nicht mehr als einem ersten Abtasten gleich. Viele der IT-Chefs hatten bei der Präsidentschaftswahl auf Trumps Rivalin Hillary Clinton von der Demokratischen Partei gesetzt, deren liberalem Programm die Firmen aus dem kalifornischen Silicon Valley traditionell näher stehen. So werden etwa Alphabet-Chef Page enge Verbindungen zur Regierung von Trumps scheidendem Vorgänger Obama nachgesagt.
Musk wurde unmittelbar nach Trumps Wahlsieg von US-Medien damit zitiert, dass Trump „wahrscheinlich nicht der richtige Mann“ für das Weiße Haus sei. Der Tesla- und SpaceX-Chef kennt aber auch schon lange den IT-Investor Peter Thiel und damit Trumps prominentesten Unterstützer im Silicon Valley, der auch das jetzige Treffen mit Trump eingefädelt haben soll.
Amazon-Gründer Bezos gehört zudem die „Washington Post“, die Trump konsequent kritisch im Blick behält und im Wahlkampf die Wahl von Clinton empfahl. Trump versprach bei einem Wahlkampfauftritt unmissverständlich, Bezos werde nach seiner Wahl „so was von Probleme bekommen“, weil die Zeitung für den Onlinemilliardär nur ein „Spielzeug“ zum Steuersparen sei.
IBM-Chefin kündigt Joboffensive an
Druck müssen die Unternehmen auch in Beschäftigungsfragen erwarten. Der künftige Präsident warnt die heimische Wirtschaft vor Stellenverlagerungen ins Ausland und versucht, ihr Jobzusagen abzuringen. Im Wahlkampf versprach er den Amerikanern 25 Millionen neue Arbeitsplätze binnen eines Jahrzehnts.
Daher fühlen sich Firmen nun gedrängt, ihre Beschäftigungspläne aufzupolieren. So kündigte IBM-Chefin Rometty unmittelbar vor dem Treffen bei Trump in einem Gastbeitrag für die Zeitung „USA Today“ 25.000 Neueinstellungen binnen vier Jahren an. Offen blieb aber, wie viele Jobs der Konzern zugleich abbauen oder verlagern wird. Auch Google traf bereits erste Vorkehrungen für den Wechsel im Weißen Haus. Insidern zufolge sei Google etwa bereits dabei, die Republikaner-Fraktion in seinem Washingtoner Lobbyistenteam zu stärken.
Musk und Uber-Chef sollen Trump beraten
Wie am Mittwoch unterdessen bekanntwurde, sollen neben dem Chef des Fahrdienstes Uber, Travis Kalanick, nun ausgerechnet Musk auch zu einem Berater des künftigen US-Präsidenten werden. Er habe die beiden Unternehmenschefs für sein „Strategisches Forum“ nominiert, teilte Trump am Mittwoch mit. Das Forum soll ihn in seiner Wirtschaftspolitik beraten.
Die Vereinigten Staaten hätten „die innovativsten und dynamischsten Unternehmen der Welt“, und die neu für sein Forum ernannten Wirtschaftslenker seien in ihren jeweiligen Branchen an der Spitze, erklärte Trump. Mit Musk und Kalanick sowie der ebenfalls nominierten Chefin des Getränkekonzerns Pepsico, Indra Nooyi, wächst Trumps Wirtschaftsforum auf 19 Mitglieder an. Musk und Kalanick sind nun die einzigen Vertreter des kalifornischen Silicon Valley, des Zentrums der US-Software- und Hightech-Branche, in dem Gremium.
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