Von Asien nach Afrika
Undurchsichtige Lieferantennetzwerke, gerodete Regenwälder und damit verbunden verlorene Lebensräume bedrohter Tierarten: Ein am Montag veröffentlichter Bericht über Palmöl übt heftige Kritik an der Geschäftspraxis von Olam, einem Großhändler für landwirtschaftliche Güter, der im zentralafrikanischen Land Gabun sein Geschäft ausbaut.
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Der von der Umweltschutzorganisation Mighty in Washington DC veröffentlichte Bericht kritisiert vor allem die massiven Rodungen in Gabun, die mit dem großangelegten Ausbau von Anbauflächen für Palmöl Hand in Hand gehen. Palmöl ist mittlerweile einer der wichtigsten Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie und wird etwa auch für Körperpflegemittel wie Shampoo verwendet. Der Palmölbedarf steigt seit Jahren.
In dem von der „Financial Times“ zitierten Bericht ist die Rede von verlorenen Lebensräumen für Schimpansen, Gorillas und Elefanten. Hintergrund für die in Afrika zunehmenden landwirtschaftlichen Flächen für die Palmölproduktion ist der Raubbau an der Natur in Indonesien und Malaysia infolge jahrelangen Anbaus in Form von Monokulturen.
Kaputte Böden in Asien
Die Böden in den traditionellen asiatischen Anbaugebieten sind mittlerweile erheblich beeinträchtigt, und die Flächen für große Ölpalmenplantagen werden rar. Daher bauen große Unternehmen wie Olam ihr Geschäft zunehmend in afrikanischen Länder wie Gabun aus, wo es noch entsprechende Flächen gibt und die Umweltstandards niedrig sind.

picturedesk.com/YEL/SCOP/Paul Hilton
Ein Orang-Utan-Männchen in Indonesien wird umgesiedelt, weil sein Wald einer Palmölplantage weichen musste
Olam habe in Gabun erhebliche Regenwaldflächen mit Bulldozern gerodet, zitiert die „Financial Times“ aus dem Bericht der Umweltschutzorganisation. Die Rodungen der Waldbestände durch Olam wurden von Mighty-Aktivisten mittels Videos dokumentiert.
Pragmatisches Geschäftsverständnis
Olam kontert die Vorwürfe mit geschäftlichem Pragmatismus: Für Gabun sei es eine Notwendigkeit, den landwirtschaftlichen Sektor auszubauen, um der dortigen Wirtschaft eine größere Bandbreite zu geben und die Lebensmittelversorgung der lokalen Bevölkerung abzusichern, wird Sunny Verghese, der Geschäftsführer von Olam, zitiert. Das sei das gute Recht Gabuns, so Verghese.
Bei den von Olam betriebenen Plantagen in Gabun handle es sich zu rund 60 Prozent um ehemalige Flächen von Sekundärwäldern – einst von Menschen gerodete und nachgewachsene Wälder, die von wesentlich geringerer ökologischer Qualität sind als über Jahrzehnte gewachsene Regenwälder.
Die restlichen 40 Prozent der Anbauflächen seien Savannenflächen, die für die Ölpalmenproduktion kultiviert worden seien, so ein weiteres Argument des Olam-Geschäftsführers. Das Unternehmen ist neben der bedeutenden Palmölproduktion der weltweit größte Lieferant von Cashewnüssen und der zweitgrößte Lieferant von Kaffeebohnen.
Mangelnde Transparenz bei Lieferanten
Doch die Umweltschutzorganisation kritisiert in ihrem Bericht nicht nur den Umgang mit den Waldflächen. Ebenso wird die mangelnde Transparenz, was Rohstofflieferungen durch Dritte anbelangt, beklagt. Im Gegensatz zu Olams großen Mitbewerbern, die ihre Palmölzulieferer online exakt auflisten, herrsche bei Olam große Intransparenz, so der Geschäftsführer von Mighty, Glenn Hurowitz. Wie so viele Großhändler landwirtschaftlicher Produkte ist Olam nicht nur Produzent, sondern vertreibt auch Palmöl von Drittproduzenten.
Woher dieses Palmöl genau stammt, sei nicht nachvollziehbar. Drittproduzenten sind für das Unternehmen in Gabun auch deshalb wichtig, weil die dortigen Plantagen von Olam zu einem großen Teil erst ab 2020 in voller Reife stehen.
Großkonzerne um Nachhaltigkeit bemüht
Die Problematik mit Palmöl aus nicht nachhaltigem Anbau hat bereits dazu geführt, dass sich Großkonzerne wie Nestle, Unilever und Kellogg in Einkaufsgemeinschaften zusammengeschlossen haben, um die Quellen ihres Palmöls nachvollziehbar zu machen. Palmöl gilt als sensibles Thema. Als der malaysische Palmölhersteller IOI im April dieses Jahres seine Zertifizierung hinsichtlich korrekt erzeugten Palmöls verlor, stoppten die Großkonzerne ihre Einkäufe bei IOI.
Spät publizierte Liste
Als Reaktion auf den Bericht der Umweltschutzorganisation veröffentlichte Olam am Montag eine Liste von 14 Lieferanten. Man habe die Anzahl der Lieferanten seit dem Jahr 2014 von 48 auf 14 reduziert, weil das Unternehmen bei vielen Lieferanten Bedenken gehabt habe, was die strengen Richtlinien anbelange, so der Geschäftsführer von Olam. Als Grund für die bisher nicht veröffentlichten und erst auf Druck von Mighty hin publizierten Lieferantenliste, nannte Olam interne Überprüfungen hinsichtlich der Angaben der Lieferanten.
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