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Van der Bellen sieht klaren Auftrag

„Österreich hat einen neuen Bundespräsidenten gewählt.“ Mit diesen Worten hat sich Alexander Van der Bellen Dienstagnachmittag an die Öffentlichkeit gewandt. Der künftige Bundespräsident erinnerte dabei an den turbulenten, langen Wahlkampf - und in diesem „wurde schon viel gestritten“. Nun erklärte er die Verbesserung des Gesprächsklimas zum zentralen Auftrag für das ab Ende Jänner anstehende Amt.

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Er wolle ein Präsident für alle Österreicher sein und das Gemeinsame vor das Trennende stellen, wie Van der Bellen in seiner Rede im Wiener Palais Schönburg einmal mehr sagte. „Versuchen wir weniger miteinander zu streiten und mehr einander zuzuhören, beginnen wir, miteinander zu reden“, sagte das künftige Staatsoberhaupt.

„Zum Walzertanzen gehören zwei, zum Walzertanzen braucht es aber auch Takt“, so Van der Bellen, der damit einen taktvolleren Umgang forderte. Er sprach auch von einer deutlich gestiegenen Verantwortung der Politik und auch der Medien - und mit Blick auf die Rolle Sozialer Netzwerke von „allen, die sich öffentlich äußern“. Nicht alle Äußerungen seien vom nötigen Respekt geprägt gewesen, sagte Van der Bellen auch mit Blick auf den Wahlkampf.

Der designierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen verbeugt sich nach seinem Pressestatement

APA/Hans Klaus Techt

„Aus Respekt vor diesem Amt“ will sich Van der Bellen bis zu seiner Angelobung zurückhalten

Signal für Europa

Seine eigene Wahl hält er für ein Zeichen, das über Österreichs Landesgrenzen hinaus wirkt. Es sei ein „rot-weiß-rotes Signal“ in die Hauptstädte und Dörfer Europas, dass eine Politik des Miteinander nicht nur Sinn ergebe, sondern auch zum Erfolg führen könne.

Nach seinem Dank, der sich nicht nur an die eigenen, sondern explizit „an alle“ Wähler richtete, sprach er seinem Konkurrenten Norbert Hofer seinen Respekt aus. An die Wähler des FPÖ-Kandidaten gerichtet sagte Van der Bellen: „Ich möchte ausdrücklich sagen, dass ich allen Wählern, die Norbert Hofer gewählt haben, sozusagen die Hand reiche und verspreche, dass ich Bundespräsident aller Österreicher und Österreicherinnen sein werde - ob sie mich gewählt haben oder nicht.“

„Das Gegenteil ist der Fall“

Mit Blick auf die in den vergangenen Monaten vielfach thematisierte Spaltung und Polarisierung des Landes sagte Van der Bellen: „Ich sehe das anders.“ So sei es im Wahlkampf im Wesentlichen darum gegangen, Standpunkte zu vertreten und zu erklären, und das betrachte er „grundsätzlich positiv“. Zudem habe die hohe Wahlbeteiligung auch gezeigt, dass „den Menschen diese Wahl wichtig ist“. Von Politik- oder Politikerverdrossenheit könne keine Rede sein: „Das Gegenteil ist der Fall.“

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„Beginnen wir miteinander zu reden“

Einmal als Bundespräsident angelobt, will Van der Bellen dieses Amt zur Stärkung des Miteinanders im Land nutzen. „Beginnen wir miteinander zu reden“, sagte der Sieger des Wahlsonntags am Dienstag.

Selbst wenn es eine Spaltung gebe, dann müsse diese nicht „in alle Ewigkeiten“ bestehen bleiben. „Ich möchte weiterhin das Gemeinsame suchen, das Gemeinsame vor das Trennende stellen“, so Van der Bellen, der auf die großen Erfolge verwies, die Österreich mit einer solchen Politik schon hatte.

„President-elect“

Gleich zu Beginn seiner rund zehnminütigen Rede erinnerte Van der Bellen daran, dass mittlerweile fast ein Jahr vergangen ist, seit das Rennen um die Hofburg offiziell begann. Was folgte, waren Wahlgänge im April und Mai, eine Anfechtung im Mai, ein Termin im Oktober - „nennen wir es Kleberproblem“ - und nun die neuerliche Stichwahl im Dezember.

Nun sei er „sozusagen ‚president-elect‘“, und es gelte noch Fristen abzuwarten. Bis zu seiner Angelobung am 26. Jänner wolle er sich mit öffentlichen Äußerungen zunächst noch zurückhalten. Bis dahin seien aber bereits vielfältige Treffen geplant. Besprechen will sich der Präsident in spe nicht nur mit der Regierung, sondern auch mit Landeshauptleuten, Bürgermeistern, Gewerkschaftern, Bauernvertretern, Wirtschaft und Industrie sowie mit Repräsentanten der Kirchen. Auch auf internationaler Ebene stünden Gespräche auf dem Programm, wobei er bereits am Dienstag, „lassen wir weg, mit wem“, schon mit einigen telefoniert habe.

Auf Van der Bellen wartet wohl hartes Stück Arbeit

Innenpolitikchef Hans Bürger sieht ein hartes Stück Arbeit für Alexander Van der Bellen, um eine gespaltene Gesellschaft zu einen.

„Stehe nicht für Entscheidungen aus der Hüfte“

Einmal im Amt, wolle er mit diesem umsichtig umgehen, so Van der Bellen. Er stehe für wohlüberlegte Entscheidungen und nicht für „Entscheidungen aus der Hüfte“. Er selbst will „verbindlich ins Innere“ agieren und Österreich bestmöglich im Ausland vertreten. Sein ganzes Gewicht wolle er in die Waagschale werfen, um ein Zusammenrücken Europas zu ermöglichen. Mitwirken wolle er an einer echten Gleichberechtigung von Männern und Frauen sowie daran, dass die Kinder im Land in Frieden und Freude aufwachsen können.

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