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350.000 Stimmen mehr als Hofer

Alexander Van der Bellen steht seit Sonntag als neuer Bundespräsident fest - seit Dienstagmittag ist auch das vorläufige endgültige Wahlergebnis bekannt. Dank Briefwahlstimmen konnte der von den Grünen unterstützte Kandidat seinen Vorsprung auf Norbert Hofer (FPÖ) ausbauen: 2,47 Millionen wählten Van der Bellen, das sind 53,79 Prozent.

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Ohne Briefwahl war der Vorsprung Van der Bellens geringer, nämlich 51,7 gegenüber 48,3 Prozent. In Summe liegt der Abstand zu Hofer, den 2,12 Millionen wählten, nun bei knapp 350.000 Stimmen. Bei der vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) aufgehobenen Stichwahl im Mai war der Abstand zwischen den beiden Kandidaten mit knapp 31.000 Stimmen mehr für Van der Bellen weit geringer.

Balkengrafik zeigt das Endergebnis der Bundespräsidentenwahl

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Van der Bellen schnitt damit deutlich besser ab als Heinz Fischer (SPÖ) bei seiner Erstwahl 2004 (52,39 Prozent) und Franz Jonas bei seiner zweiten Wahl im Jahr 1971, als er im Duell Kurt Waldheim (ÖVP) mit 52,78 Prozent schlug. Waldheim schnitt 1986 gegen Kurt Steyrer (SPÖ) mit 53,91 aber leicht besser ab als diesmal Van der Bellen.

„Keine Anzeichen für Anfechtung“

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) trat kurz nach Mittag an die Öffentlichkeit und bestätigte das vorläufige Endergebnis. Sobotka erinnerte zudem daran, dass dieses erst am 15. Dezember amtlich werde und es dann noch eine einwöchige Einspruchsfrist gebe.

Sobotka gibt Ergebnis bekannt

Innenminister Sobotka erinnerte bei der Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses auch an die Anstrengung, welche die zu wiederholende Stichwahl mit sich gebracht hatte.

Da es diesmal „keine Anzeichen für eine Anfechtung gibt“, gehe er aber davon aus, dass Österreich noch vor Weihnachten auch „definitiv einen gewählten Bundespräsidenten“ haben werde. Entsprechend gratulierte Sobotka auch Wahlsieger Van der Bellen.

Verzögerung wegen Innsbruck-Land

Sobotka zufolge sei die zu wiederholende Stichwahl „ordnungsgemäß, penibel und exzellent“ abgelaufen. Dass es mit der Präsentation des Ergebnisses doch recht lange gedauert hat, hing an Innsbruck-Land. Dass dort im Gegensatz zu allen anderen Wahlbezirken die Auszählung bis Dienstagvormittag gedauert hatte, verteidigte Sobotka. Man habe es in diesem Wahlbezirk sehr, sehr genau genommen und mehrfach gezählt.

Unter den insgesamt 113 Bezirkswahlbehörden war Innsbruck-Land eine der 14 Wahlbehörden, denen der Verfassungsgerichtshof (VfGH) Rechtswidrigkeiten bei der Briefwahlauszählung im Mai vorgeworfen hatte. Beanstandet wurde, dass beim ersten Durchgang der Stichwahl die Wahlkarten schon am Sonntag geöffnet worden waren und die Auszählung an Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft delegiert worden war.

Wahlbeteiligung auf 74,2 Prozent gestiegen

Anders als von vielen Meinungsforschern erwartet lag die Wahlbeteiligung mit 74,2 Prozent höher als bei den ersten beiden Durchgängen. Bei der Wahl am 24. April, als noch sechs Kandidaten zur Wahl standen, gingen 68,5 Prozent zur Wahl, bei der aufgehobenen Stichwahl am 22. Mai 72,65 Prozent. Davon waren nach Angaben des Innenministeirums 151.851 Stimmen ungültig. Es sei gelungen, in dieser langen Phase des Wahlkampfes die Spannung aufrechtzuerhalten, sodass auch sehr viele zur Wahl gingen, wie Sobotka dazu sagte.

Für den 4. Dezember waren zwar um 20 Prozent weniger Wahlkarten ausgestellt worden als im Mai, nämlich 708.185. Das aber offenbar nur, weil ein Teil der damaligen Briefwähler jetzt im Wahllokal wählte. An der Urnenwahl beteiligten sich an diesem zweiten Adventsonntag 64,6 Prozent, das waren um fast vier Prozentpunkte mehr als im Mai (60,7 Prozent). Damals stieg die Beteiligung mit den Briefwahlstimmen um zwölf Punkte.

Mit 74,2 Prozent liegt die Beteiligung nun so hoch wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. 74,4 Prozent gaben 1998 ihre Stimme ab, als Thomas Klestil zum zweiten Mal - unter anderen gegen Gertraud Knoll und Heide Schmidt (LIF) - antrat. Die höchste Wahlbeteiligung gab es mit 79,8 Prozent in Niederösterreich. Auf dem zweiten Platz liegt das Burgenland mit 78,5 Prozent.

Höchster Van-der-Bellen-Gewinn in Wien

Was die Bundesländer angeht, konnte Van der Bellen nunmehr beim dritten Wahlgang die Mehrheit überall außer im Burgenland, in Kärnten und in der Steiermark erobern. Seinen Bestwert erzielte Van der Bellen in Wien mit 65,7 Prozent - mehr dazu in wien.ORF.at.

Karte zeigt Stimmverhalten der Bundesländer

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Auch in Vorarlberg erhielt Van der Bellen fast dreimal so viele Briefwahlstimmen wie Norbert Hofer (FPÖ). Für Van der Bellen kamen mit der Auszählung der Briefwahlkarten am Montag 19.781 Stimmen dazu, für Hofer waren es 6.702. Damit verbesserte sich Van der Bellens vorläufiges Vorarlberg-Ergebnis von 60,4 auf 62,5 Prozent - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

In Tirol erhielt Van der Bellen 54,69 Prozent der Stimmen - mehr dazu in tirol.ORF.at. In Oberösterreich kommt Van der Bellen nach Auszählung aller Stimmen nun auf 55,27 Prozent (zuvor 53,32  Prozent), Hofer erreichte 44,73 Prozent (46,68 ).

Salzburg und Niederösterreich nun „grün“

Das Bundesland Salzburg hat sich nach Auszählung der Briefwahlstimmen „umgefärbt“. Nach Auszählung aller Stimmen liegt Van der Bellen nun bei 52,0 Prozent und überholt Hofer klar - mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch in Niederösterreich liegt Van der Bellen nach Auszählung aller Stimmen hauchdünn vor Hofer. Wie die APA am späten Montagabend berichtete, entfielen bei der Wiederholung der Stichwahl 50,7 Prozent der Stimmen auf den designierten Bundespräsidenten - mehr dazu in noe.ORF.at.

Hochrechner überrascht

Vom Verhalten der Briefwähler waren dann auch die Hochrechner durchaus überrascht: Denn sie stimmten in teils weit größerem Ausmaß als im Mai für Van der Bellen. Nicht nur wie damals 61,7 Prozent, sondern zwei Drittel bis teilweise drei Viertel der Briefwähler kreuzten den künftigen Bundespräsidenten an. Er legte damit im Vergleich zur aufgehobenen Mai-Wahl bei den Briefwählern noch stärker zu als bei den Urnenwählern.

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