Zugewinne im ganzen Land
Der Wahlsieg von Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag ist deutlicher ausgefallen als erwartet. Wie schon bei der annullierten Stichwahl im Mai ist ein deutliches Stadt-Land-Gefälle zu sehen. Zugewinne konnte Van der Bellen aber quer durch Österreich verbuchen - auch dort, wo FPÖ-Konkurrent Norbert Hofer die Nase vorne hatte.
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Van der Bellen konnte auch ohne Briefwahlstimmen in 2.053 der 2.100 österreichischen Gemeinden sein Ergebnis vom Mai verbessern, Hofer demnach umgekehrt nur in 47. Insgesamt konnte Van der Bellen in mehr als 280 Gemeinden, die im Mai mehrheitlich für Hofer gestimmt hatten, das Ergebnis sogar zu seinen Gunsten drehen.
Hofer dreht nur zwei Gemeinden
Beim Gros der Gemeinden gewann Van der Bellen zwischen 0,5 und 2,5 Prozentpunkte dazu. In acht Gemeinden gelang ihm gegenüber der aufgehobenen Stichwahl vom 22. Mai sogar ein Zugewinn von mehr als zehn Prozentpunkten. Den größten Zugewinn gegenüber der aufgehobenen Stichwahl konnte Van der Bellen in der Gemeinde St. Sigmund im Sellrain mit einem Plus von 20,97 Prozentpunkten einfahren. In der Kleinstgemeinde (130 Wahlberechtigte) entschieden sich 58,9 Prozent für Van der Bellen. Beim ersten Versuch der Stichwahl kam der Ex-Grünen-Chef dort nur auf 37,93 Prozent.
Hofer konnte nur zwei Gemeinden drehen: Gramais in Tirol mit 33 Wahlberechtigten, wo es im Mai ein Patt gegeben hatte, und Puchenstuben in Niederösterreich - mehr dazu in tirol.ORF.at. Dort legte Hofer um 4,49 Prozentpunkte zu und kam bei der Wiederholung der Stichwahl auf 53,47 Prozent der Stimmen.
Zwei Bundesländer könnten gedreht werden
Van der Bellen wird es wohl auch gelingen, zwei Bundesländer zu drehen: In Niederösterreich und in Salzburg liegt Hofer nur knapp vorne. Damit erwarten die Hochrechner, dass nach Auszählung der Briefwahl diese beiden Länder zu Van der Bellen wandern. Im Mai hatten die beiden Länder mehrheitlich für Hofer gestimmt. Mit Niederösterreich und Salzburg wäre Van der Bellen in sechs Bundesländern Erster. Lediglich das Burgenland, die Steiermark und Kärnten gehen - dafür recht deutlich - an den FPÖ-Kandidaten.
Städte für Van der Bellen
Der zukünftige Bundespräsident verdankt seinen Sieg vor allem den Wählern in Städten und deren Umland. Bei der Wiederholungswahl holte er auf Anhieb gleich mit der Auszählung der Urnenwahl alle neun Landeshauptstädte. Im Mai ging Eisenstadt erst mit der Briefwahl von Hofer zu Van der Bellen. Die Hauptstadtergebnisse für Van der Bellen fielen diesmal überall weit besser aus als im Mai. Auf der nach der Zahl der Wahlberechtigten gewichteten Ergebniskarte ist deutlich zu sehen, wie sehr Van der Bellen seinen Erfolg den Ballungszentren verdankt.
In Wien stimmten am Sonntag alle Bezirke mehrheitlich für Van der Bellen. Im Mai war Simmering noch die einzige FPÖ-Bastion gewesen, diesmal stimmten in dem Bezirk 50,8 Prozent - ohne Wahlkarten - für Van der Bellen - mehr dazu in wien.ORF.at.
Bessere Mobilisierung
Laut Wählerstromanalyse des SORA-Instituts für den ORF konnte Van der Bellen sowohl seine Wähler vom 22. Mai als auch die Nichtwähler besser mobilisieren als Hofer. Laut den Angaben konnte Van der Bellen 98 Prozent seiner Wähler von der aufgehobenen Stichwahl erneut zur Urne bringen, Hofer nur 93 Prozent.
Der Wählerstromanalyse zufolge machten 2,2 von 2,25 Mio. Van-der-Bellen-Wählern vom 22. Mai neuerlich ihr Kreuz beim früheren Grünen-Chef. Van der Bellen verlor damit nur 55.000 Wähler - und zwar je zur Hälfte an Hofer und an die Nichtwähler. Hofer verlor dagegen 147.000 seiner 2,22 Mio. Wähler - ebenfalls rund zur Hälfte an Van der Bellen und an die Nichtwähler.
So blieben fast 70.000 Hofer-Wähler vom Mai diesmal zu Hause, umgekehrt konnte Hofer nur 33.000 Nichtwähler für sich gewinnen. Van der Bellen verlor zwar ebenfalls 25.000 Stimmen an die Nichtwähler, gleichzeitig konnte er nun aber 169.000 Nichtwähler vom Mai für sich gewinnen.
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