Was tun mit 774-Millionen-Baugrube?
Eine 450 Meter lange, 60 Meter breite und rund zehn Meter tiefe Baugrube steht in Florenz für den Bau eines bereits vor Jahren begonnenen Großprojektes bereit. Die Sache hat mittlerweile aber einen Haken: Der vom Büro des Stararchitekten Norman Foster geplante unterirdische Bahnhof wird wohl nie gebaut.
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Eine für diese Tage erwartete endgültige Entscheidung lässt zwar weiter auf sich warten, italienischen Medienberichten zufolge ist der Bahnhof Firenze Belfiore, der als Knotenpunkt für Hochgeschwindigkeitszüge dienen sollte, aber bereits so gut wie vom Tisch. Der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, erklärte den Foster-Bahnhof jedenfalls bereits vor Wochen für beerdigt und stoppte die Bauarbeiten.
Er habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ihm das Projekt nicht gefalle, war der Nachfolger von Italiens Premier Matteo Renzi auf dem Chefsessel der toskanischen Hauptstadt bereits im Juni von „La Repubblica“ zitiert worden. Angesichts verkehrsplanerischer und nicht zuletzt finanzieller Bedenken will Medienberichten zufolge aber ohnehin kaum noch jemand etwas vom einstigen Vorzeigeprojekt wissen.

Screenshot Google Earth
Auf Satellitenbildern ist das Ausmaß der Baustelle deutlich zu sehen
Die im Jahr 1996 begonnene Odyssee des ehrgeizigen, von Anfang an gleichzeitig umstrittenen Projekts ist damit aber noch lange nicht beendet. Allen voran stelle sich laut „Corriere della Sera“ nun die Frage, wofür mitten in Florenz ein Loch gegraben wurde, das bisher satte 774 Millionen Euro verschlang.
Bis Februar wird wieder gebaut
„Ab welchem Punkt ist es eine Farce?“, will dazu die Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ wissen, der zufolge angesichts fehlender Bewilligungen bereits der Baubeginn im Jahr 2009 unter keinem guten Stern stand. „Absurd“ sei der Zeitung zufolge aber auch die jüngste Entwicklung, wonach die Bauarbeiten zumindest bis Februar wiederaufgenommen werden sollen, um offenbar ein Einsinken der bereits gebauten Bahnhofsteile zu verhindern. Gerettet sind aus Sicht der Gewerkschaft CISL damit nicht nur 50 Arbeitsplätze, via Twitter zeigt sich diese nun auch überzeugt: „Die Arbeiten werden fertiggestellt.“
Was nun aber im „großen Loch von Florenz“, wie das Nachrichtenportal Il Post die Baustelle nennt, gebaut wird, muss sich erst weisen. Als unwahrscheinlich gilt mittlerweile auch eine zuvor immer wieder im Raum gestandene „miniFoster“-Variante, die einen deutlich kleineren Bahnhof, konkret ohne ein 30.000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum, vorsieht. Vielmehr seien die italienischen Staatsbahnen (FS) von der Idee, in Florenz einen eigenen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen, wieder abgegangen.
„Ja zum Tunnel, Nein zum Foster-Bahnhof“
Mittlerweile werde auf das Modell Ja zum Tunnel, Nein zum Foster-Bahnhof gesetzt, wie italienische Medien zuletzt berichteten. Hochgeschwindigkeitszüge sollen Florenz künftig und wie seit 20 Jahren geplant sehr wohl unterirdisch anfahren - halten sollen sie aber zum größten Teil auf dem Hauptbahnhof der Stadt, Santa Maria Novella.
Gebaut werden muss zuvor allerdings noch der Tunnel selbst, wobei auch dieses Projekt in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen sorgte. Bereits vor Jahren wurde vor drohenden Schäden am historischen Erbe der Stadt gewarnt. Angesichts der damals kolportierten Streckenführung nahe der Galleria dell’Academia sahen Tiefbau- und Denkmalschutzexperten damals selbst Michelangelos weltberühmten David in Gefahr.
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