Reaktionen auf Castros Tod
Der russische Präsident Wladimir Putin hat den verstorbenen kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro als „Symbol einer Epoche“ gewürdigt. In einem vom Kreml am Samstag zitierten Telegramm an den kubanischen Staatschef Raul Castro, den Bruder des Verstorbenen, hieß es: „Fidel Castro war ein aufrichtiger und verlässlicher Freund Russlands.“
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Der Name dieses „herausragenden Staatsmanns“ werde „zu Recht als Symbol einer Ära in der modernen Weltgeschichte“ angesehen. Der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, erklärte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, Castro habe der „härtesten Blockade“ der USA widerstanden und sein Land „gestärkt“. Ungeachtet des auf ihn ausgeübten „enormen Drucks“ habe er Kuba auf den „Weg der unabhängigen Entwicklung“ geführt. Er werde stets als „großer Politiker“ in Erinnerung bleiben, der „in der Geschichte der Menschheit eine tiefe Spur“ hinterlassen habe.
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro rief dazu auf, Castros „Erbe fortzusetzen“. „Alle Revolutionäre“ müssten die von ihm hinterlassene „Fackel der Unabhängigkeit und des Sozialismus“ weitertragen, schrieb Maduro im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Exilkubaner feiern in Miami
Hunderte Exilkubaner hingegen feierten in der Nacht zum Samstag im Stadtteil Little Havanna in Miami (US-Bundesstaat Florida) den Tod Castros. Kubanische Fahnen schwenkend zogen sie in hupenden Autos und zu Fuß mit Kleinkindern auf dem Arm eine Straße entlang, an der sich zahlreiche kubanische Lokale befinden.
„Fidel, Tyrann, nimm deinen Bruder mit!“, skandierten die Demonstranten vor der Cafeteria Versailles, einem traditionellen Treffpunkt von Exilkubanern in Miami. Der in Kuba geborene Bürgermeister von Miami, Tomas Regalado, erklärte vor dem Restaurant, er habe einen verstärkten Polizeieinsatz angeordnet, um einen friedlichen Verlauf der Kundgebungen sicherzustellen.
Die republikanische Abgeordnete Ileana Ros-Lehtinen, die als Achtjährige ihre Heimat Kuba verlassen hatte, erklärte, der Tod Fidel Castros sei keine Freude, aber doch eine neue Gelegenheit für Raul Castro, sich den neuen Zeiten anzupassen. Im US-Bundesstaat Florida leben rund 1,4 Millionen Kubaner.
„USA sind euer Freund“
US-Präsident Barack Obama versicherte der kubanischen Bevölkerung nach dem Tod Castros, „dass sie in den Vereinigten Staaten einen Freund und Partner haben“. Zugleich sprach er der Castro-Familie sein Beileid aus.
Obamas designierter Nachfolger Donald Trump, der Obamas Kuba-Kurs im Wahlkampf scharf kritisiert hatte, reagierte zunächst nur mit einem Satz auf Twitter: „Fidel Castro ist tot!“
„Historische Gestalt“
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini würdigte Castro als „entschlossenen Mann und eine historische Gestalt“. Mogherini zufolge starb Castro „in Zeiten großer Herausforderungen und Unsicherheiten. Und großer Veränderungen in seinem Land.“
Laut EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker war Castro „eine der historischen Gestalten des vergangenen Jahrhunderts und die Verkörperung der kubanischen Revolution“. Mit dem Tod Castros habe „die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held war“.
Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, schrieb auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter: „Fidel Castro hat Kuba, Lateinamerika und die Weltpolitik geprägt. Ein Kapitel der Geschichte schließt sich. Die EU schaut gemeinsam mit dem kubanischen Volk in die Zukunft.“
Hollande: Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts
Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande würdigte Castro als „eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“. Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, sagte er am Samstag in Paris. Castro gehöre als Akteur des Kalten Krieges zu einer Epoche, die mit dem Zusammenbruch der UDSSR geendet habe.
Frankreich habe die Verletzung von Menschenrechten angeprangert, sich aber immer gegen das US-Embargo gegen Kuba ausgesprochen. Deswegen habe Paris den neuen Dialog zwischen den beiden Ländern begrüßt. Hollande erinnerte daran, dass er im Mai vergangenen Jahres als erster Staatschef seines Landes das nachrevolutionäre Kuba besucht hatte.
Rajoy: Figur von historischer Bedeutung
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy würdigte Castro als „eine Figur von historischer Bedeutung“. Der konservative Politiker übermittelte am Samstag auf Twitter der Regierung und den Behörden Kubas sein Beileid. Die große kubanische Exilgemeinde in Spanien feierte dagegen den Tod des 90-Jährigen.
Man habe die Nachricht mit „tiefer Freude“ zur Kenntnis genommen, sagte der Sprecher der „Plattform Kuba Demokratie Sofort“, Rigoberto Carceller, der Nachrichtenagentur efe. „Man kann wegen des Todes eines Diktators nicht traurig sein, das ist ein großer Moment für Kuba“, betonte er. Castro habe Oppositionelle ins Gefängnis stecken und erschießen lassen. Nun sei auf der Insel ein friedlicher Übergang zur Demokratie möglich.
Papst Franziskus drückte in einem an Kubas Staatspräsident Raul Castro gerichteten Schreiben „Gefühle des Schmerzes“ aus. Er werde für Castro und für das kubanische Volk beten, versicherte der Heilige Vater.
Anerkennung aus Österreich
Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) würdigten Castro als große Persönlichkeit. Castro sei jemand gewesen, dem „man die Bezeichnung ‚historisch‘ nicht versagen kann“, sagte Fischer. Für viele Menschen habe Castro „die Hoffnung auf eine gerechtere Welt“ verkörpert, meinte Bures.
Die Motive der Revolution gegen den kubanischen Diktator Fulgencio Batista verdienten Anerkennung und hätten weltweit Aufsehen erregt und auch viel Zustimmung gefunden, so Fischer. Aber das historische Gesetz, das Revolutionen in den allermeisten Fällen zu neuen autoritären Strukturen führten, habe sich auch in Kuba bewahrheitet. Umso wichtiger seien daher die Bemühungen aus jüngster Zeit, das Land zu öffnen.
Fischer „sehr berührt“
„Ich bin Fidel Castro zum ersten Mal im Jahr 1980 in Havanna begegnet und war von seiner Persönlichkeit und seiner Ausstrahlungskraft, die er sich bis ins hohe Alter bewahrt hat, sehr beeindruckt. Die Nachricht vom Tode Fidel Castros hat mich menschlich sehr berührt, und ich möchte seinem Bruder Raul Castro und dem kubanischen Volk meine aufrichtige Anteilnahme zum Ausdruck bringen“, so Fischer.
Castro habe zweifellos auch auf internationaler Ebene zu den prägendsten politischen Persönlichkeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt, sagte Bures. „Sein Kampf für eine gerechtere Welt ging allerdings auch mit Verletzungen und Einschränkungen demokratischer und menschenrechtlicher Grundwerte in Kuba einher“, so Bures.
Der zuletzt eingeleitete Prozess einer Demokratisierung und Öffnung Kubas biete gemeinsam mit der deutlichen Verbesserung im Verhältnis zu den USA die Chance, dass das kubanische Volk sein volles Potenzial entfalten könne. „Es ist zu hoffen, dass der von Präsident Obama so mutig eingeschlagene neue Weg im Umgang mit Kuba auch von seinem gewählten Nachfolger fortgesetzt wird“, sagte die Nationalratspräsidentin.
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