„Völkermord“ in Myanmar
Die muslimische Minderheit der Rohingya wird in der einstigen Militärdiktatur Myanmar laut einem Bericht seit Jahren mit dem Ziel der Ausrottung systematisch verfolgt. Das erfülle juristisch den Tatbestand des Völkermordes, erklärten Studenten und Professoren der renommierten amerikanischen Yale-Universität.
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Sie analysierten die Verfolgung der mehr als eine Million Menschen für die Menschenrechtsorganisation Fortify Rights. Die Organisation forderte eine Untersuchung der Vereinten Nationen.
„Rohingya sind existenziell bedroht, und ihre Lage wird immer schlimmer“, sagte Fortify-Rights-Direktor Matthew Smith. „Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft etwas tut.“ Myanmar liegt in Südostasien. Mehr als 80 Prozent der gut 51 Millionen Einwohner sind Buddhisten. Die überwältigende Mehrheit unterstützt die Diskriminierung gegen die Rohingya.
Repressalien auf „Zerstörung“ angelegt
Nach der Analyse der Yale-Experten entspricht die systematische Verfolgung der Rohingya den gängigen Definitionen von Völkermord. Angehörige der Volksgruppe würden ermordet. Die Lebensbedingungen sowie Heiratsverbote und Vorschriften über die Kinderzahl seien darauf angelegt, die Volksgruppe zu zerstören. Behörden und Politiker zeigten mit ihren Aktionen und Äußerungen, dass sie es auf die Ausrottung der Gruppe angelegt haben.
Rohingya leben zum Teil seit vielen Generationen in der Rakhine-Region im Westen des Landes. Diese und Vorgängerregierungen bezeichnen sie als illegale Einwanderer aus dem Nachbarland Bangladesch und verweigern ihnen die Staatsbürgerschaft und Rechte. 2012 kam es zu schweren Unruhen, bei denen buddhistische Mobs unter den Augen der tatenlosen Sicherheitskräfte Rohingya ermordeten und Häuser in Brand steckten. Dutzende Menschen kamen um. Die Behörden zwangen 140.000 in Camps, wo es weder genügend Nahrung noch Gesundheitsversorgung gibt.
Zehntausende auf der Flucht
Zehntausende Rohingya verließen in den vergangenen Jahren ihre Heimat, um in Südostasien ein besseres Leben zu suchen. Als Thailand vergangenen Jahr gegen Schmuggler und Flüchtlinge vorging, machte das Schicksal der Rohingya weltweit Schlagzeilen. Unter internationalem Druck willigte Myanmar ein, mehr als 900 Flüchtlinge zu retten, die in völlig überfüllten Booten ohne ausreichend Essen und Trinken auf See trieben.
Die Flüchtlinge wurden nach Rakhine gebracht und ebenfalls in Lager an der Grenze zu Bangladesch gesteckt, bis ihre Staatsangehörigkeit geklärt ist. Myanmars Regierung behauptete auch damals, beim Großteil der Flüchtlinge handle es sich um Bangladeschi. Das nährte Befürchtungen, das Land wolle sich so Angehörigen der unbeliebten Minderheit entledigen. Bisher nahm Bangladesch rund 150 der Flüchtlinge auf, deren Staatsangehörigkeit geklärt werden konnte.
Bericht listet Menschenrechtsverletzungen auf
Ein Bericht von Amnesty International (AI) listet schwere Menschenrechtsverletzungen gegen die Rohingya auf. Hunderte oder Tausende der Rohingya-Volksgruppe sollen monatelang von Menschenhändlern unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten worden sein. Viele seien geschlagen oder gar getötet worden, wenn ihre Familien kein Lösegeld bezahlen konnten. Andere seien auf See gestorben, nachdem Thailand im Mai 2015 hart gegen Menschenhändler vorgegangen sei und diese die Flüchtlinge auf offener See ausgesetzt hatten.

APA/EPA/Rajat Gupta
140.000 Rohingya leben unter unmenschlichen Bedingungen in Lagern
Nach UNO-Angaben seien 370 Menschen gestorben - Amnesty schätzt die Zahl jedoch deutlich höher ein. Unter den Opfern seien auch viele Kinder gewesen. Für den AI-Bericht wurden Interviews mit 100 Rohingya-Flüchtlingen, denen die Flucht nach Indonesien geglückt war, geführt.
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