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Auswirkung auf Dividende befürchtet

Der französische Staat fordert einem Zeitungsbericht zufolge von der Großbank Societe Generale (SocGen) zunächst gewährte 2,2 Milliarden Euro an Steuererleichterungen zurück. Die Zeitung „Les Echos“ berichtete am Montag, das Finanzministerium habe eine entsprechende Rückforderung auf den Weg gebracht.

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Die Regierung in Paris hatte sich den Schritt offengehalten, nachdem im September ein Gerichtsurteil gegen einen ehemaligen Mitarbeiter der Bank in einem Betrugsfall abgemildert worden war. Damals hatte ein Berufungsgericht den Ex-Investmentbanker Jerome Kerviel lediglich dazu verurteilt, seinem früheren Arbeitgeber wegen milliardenschwerer Spekulationsverluste eine Million Euro Entschädigung zu zahlen. Eine Rückforderung der 2,2 Milliarden Euro könnte Experten zufolge die Dividendenzahlungen an die Aktionäre gefährden und die Kapitaldecke der Bank schwächen.

Rekordschadenersatz für ungültig erklärt

Kerviel soll der Bank 2008 durch Spekulationen einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro eingebrockt und sie damit fast in den Ruin getrieben haben. Zunächst war er zur Begleichung dieser Summe verurteilt worden, woraufhin die Bank eine Steuergutschrift von 2,2 Milliarden Euro erhielt.

Erst im September senkte ein Gericht die Milliarden-Schadenersatzforderung gegen den 39-Jährigen von 4,9 Milliarden auf eine Million Euro drastisch ab. Kerviel sei für den finanziellen Schaden seines damaligen Arbeitgebers nur „teilweise“ verantwortlich, teilte das Berufungsgericht damals mit.

Frankreichs Oberster Gerichtshof hatte rund zwei Jahre zuvor lediglich eine dreijährige Haftstrafe, zu der Kerviel in zwei Prozessen neben dem Rekordschadenersatz ebenfalls verurteilt worden war, bestätigt. Auch Frankreichs oberste Richter gaben der Bank damals eine Mitschuld an den Verlusten, weil ihre Kontrollmechanismen versagt hätten. Dieser Argumentation schloss sich dann auch das Berufungsgericht von Versailles an.

Für Kerviel lediglich „Teilsieg“

Kerviel bezeichnete das Urteil des Berufungsgerichtes als einen „Teilsieg“. Die Gerichtsentscheidung gebe ihm die „Energie“, seinen „Kampf“ fortzusetzen. Seine Anwälte wollen auch den Strafprozess gegen Kerviel neu aufrollen und einen Freispruch erzielen.

SocGen-Anwalt Jean Veil sprach damals von einem „absolut befriedigenden“ Urteil. Der Schadenersatz könne nun von Kerviel eingefordert werden.

Die Kerviel-Affäre hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und wurde zum Symbol für die Auswüchse einer entfesselten Finanzwelt. Während die SocGen von den Verfehlungen eines einzelnen Mitarbeiters sprach, beteuerte Kerviel stets, im Wissen der Bank gehandelt zu haben. Er sieht sich als Sündenbock.

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