„Wir arbeiten hart an dem Plan“
Wohin führt der Weg der seit Juli von Jean-Pierre Mustier geführten italienischen Großbank und Bank-Austria-Mutter UniCredit? Diese Frage steht derzeit im Zentrum anhaltender Spekulationen, bei denen zuletzt auch eine Fusion mit dem französischen Rivalen Societe Generale nicht ausgeschlossen wurde. Konkreter wird offenbar aber auch der Plan einer 20 Milliarden Euro schweren Auslagerung fauler Kredite.
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Nachdem die italienische Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ bereits Ende August über derartige Planspiele berichtete, werden laut „Il Messaggero“ (Dienstag-Ausgabe) nun bereits für kommende Woche verbindliche Angebote für den Milliardendeal erwartet. Für eine 20-Prozent-Beteiligung an dem angedachten Vehikel nennt die Zeitung dabei neben den Investmentfonds Fortress und Pimco auch den BAWAG-Mehrheitseigner Cerberus als potenziellen Interessenten.
Die Trennung von den notleidenden Krediten gilt als zentraler Teil von Mustiers Strategie zur Konsolidierung der Bank. Obwohl im Sommer rund eine Milliarde an Problemkrediten abgeschrieben wurde, wird deren Anteil in Summe auf fast 77 Milliarden Euro geschätzt. Bemerkbar macht sich das laut Beobachtern auch bei den immer wieder ernüchternden Bilanzzahlen. Im dritten Quartal sank der Betriebsgewinn um zwölf Prozent auf 447 Millionen Euro, wie UniCredit erst am Donnerstag bekanntgab.
Kurssprung wegen Fusionsgerüchten
Entsprechend zeigt sich auch das Bild an der Börse, wo die UniCredit-Aktie seit Jahresbeginn weit mehr als 50 Prozent an Wert verlor. Auch am Dienstag notierten die UniCredit-Papiere an der Mailänder Börse erneut in tiefroten Zahlen, nachdem die Aktie am Vortag noch wegen eines kräftigen Kursanstiegs vorübergehend aus dem Handel genommen werden hatte müssen.
Der Grund dafür lag in Gerüchten über eine Fusion mit der französischen Großbank Societe Generale, weswegen die Aktie zwischenzeitlich um fast 5,7 Prozent zulegte. Die Aktie ging schließlich unverändert mit einem Wert von 2,29 Euro aus dem Handel. Die Fusionsspekulationen wurden von UniCredit und Societe Generale weder bestätigt noch dementiert.
Medienberichten zufolge erwäge Societe Generale im Rahmen einer milliardenschweren Kapitalerhöhung eine Beteiligung am italienischen Bankhaus. Kolportiert wurde in diesem Zusammenhang auch eine geplante Fusion, die zur Gründung einer europäischen Bankengruppe führen könnte.
Mustier verweist auf 13. Dezember
Erinnert wurde im Rahmen der Fusionsgerüchte auch an die Vergangenheit von Mustier in der Führungsetage von Societe Generale. Mustier leitete einst die für Investmentbanking zuständige Abteilung, die unter seiner Führung allerdings mit dem vom Investmentbanker Jerome Kerviel verursachten Verlust von 4,9 Milliarden Euro auch für reichlich Schlagzeilen sorgte.
Mustier zufolge soll sein UniCredit-Strategieplan erst am 13. Dezember in London vorgestellt werden. „Wir arbeiten hart an dem Plan. Es gibt zwar viele Indiskretionen, zum Entwicklungsplan werden wir aber erst am 13. Dezember was sagen“, erklärte Mustier bei der Vorstellung der Zahlen des dritten Quartals dazu.
Kapitalerhöhung und Verkauf von Anteilen
Als Teil des laufenden Konzernumbaus wurden mit 1. Oktober die bis dahin von der Wiener Tochter Bank Austria gesteuerten und bilanzierten Osteuropa-Banken direkt unter das eigene Dach nach Mailand gebracht. Insidern zufolge erwägt UniKredit zudem eine Kapitalerhöhung im Volumen von zehn bis 13 Milliarden Euro. Die größte Bank des Landes wolle damit ihre Kapitalbasis stärken, sagten vier mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Mustier will zudem mit weiteren Anteilsverkäufen Geld in die Kassen seines Hauses bringen, um die Kapitalerhöhung möglichst gering zu halten. Insidern zufolge sei der Verkauf der Vermögensverwaltungstocher Pioneer in der heißen Phase. Der Verkauf des drittgrößten Vermögensverwalters von Italien gilt als zentraler Schwerpunkt von Mustiers Konsolidierungsplan.
Zu den Interessenten zählen ein Konsortium aus der italienischen Post und den Fonds Aberdeen und Macquerie sowie ein Konsortium aus der Mailänder Investmentbank Mediobanca und Amundi, Vermögensverwalter von Credit Agricole. Agenturberichten zufolge erwartet sich UniCredit von dem Geschäft zwischen drei und vier Milliarden Euro.
Laufende Gespräche in Polen
Bereits verkauft wurden Anteile an der polnischen Bank Pekao und der Onlinebank Fineo. Nach Angaben italienischer Medien vom Dienstag seien Gespräche mit den polnischen Versicherern PZU SA und Polski Fundusz Rozwoju SA (PFR) über den Verkauf weiterer Pekao-Anteile in einer fortgeschrittenen Phase und sollen bis Ende November abgeschlossen werden.
Polens teilstaatlicher Versicherer PZU und PFR seien an der Übernahme eines 33-prozentigen Anteils an Pekao interessiert. PZU soll ein 20-prozentiges Aktienpaket erwerben, den restlichen 13-Prozent-Anteil sollte PFR schlucken. Verhandelt werde den Angaben zufolge angeblich um einen Kaufpreis von 2,5 Mrd. Euro.
UniCredit hatte im Juli bereits bei institutionellen Investoren ein zehnprozentiges Aktienpaket an der Bank Pekao platziert. Dies bescherte der Bank-Austria-Mutter 749 Mio. Euro.
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