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Trotz Heiligkeit von Kühen

Das Verhältnis Indiens zum Rind ist widersprüchlich. Übergriffe auf Verkäufer und Produzenten von Rindfleisch nehmen zu. Für die Mehrheit der Bevölkerung sind Kühe heilig. Andererseits stieg Indien im Jahr 2014 zum größten Rindfleischexporteur der Welt auf.

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In den meisten indischen Bundesstaaten ist es verboten, Kühe zu schlachten oder ihr Fleisch zu essen. Die Polizei sorgt für die Einhaltung dieser Gesetze. Auch die Selbstjustiz gegen Rindfleischesser nahm in letzter Zeit zu. Dennoch verdreifachte das Land in weniger als zehn Jahren seinen Export von gut 0,6 Millionen Tonnen auf mehr als zwei Millionen Tonnen. Rindfleischexporte lösten inzwischen sogar Basmatireis als das Agrarprodukt ab, mit dem das Land den meisten Exportumsatz macht. Ein Ende dieses Wachstums ist nicht absehbar.

Kein Kuh-, sondern Büffelfleisch

Der Knackpunkt ist die internationale Definition von Rindfleisch. Indien ist Heimat der größten Wasserbüffelpopulation der Welt. In seiner aktuellen Schätzung zum Viehbestand aus dem Jahr 2012 geht das Land davon aus, dass rund 109 Millionen Wasserbüffel dort als Nutzvieh leben - mehr als die Hälfte des weltweiten Bestandes. In der Exportstatistik wird deren Fleisch ebenfalls unter der Kategorie Rindfleisch geführt. Offiziell exportiert Indien kein einziges Kilo Kuh-, sondern ausschließlich Büffelfleisch.

Abnehmer dafür sind vor allem Länder aus Südasien, Afrika und dem arabischen Raum, wie eine aktuelle Studie der US-Landwirtschaftsbehörde USDA zeigt. In Europa und den USA stehe es vor allem deshalb nicht auf der Speisekarte, weil es als weniger zart gilt und oft den dortigen Vorschriften nicht genügt.

Angebot schwankend

Es ist aber billig. Zwar sei die Weiterverarbeitung und der Export der Tiere in den vergangenen zehn Jahren deutlich professioneller geworden. Immer noch sei aber ein Großteil der Züchter und Verkäufer ländliche Bauern mit sehr wenig Vieh. Entsprechend unberechenbar sei das Angebot, entsprechend stark würde eine Professionalisierung das Angebot verbessern.

Steigerung auch bei Milch

Wie groß das Potenzial ist, zeigt auch der zweite Bereich, in dem Indiens Landwirtschaft weltweit führend ist: die Milchproduktion. Mehr als 150 Millionen Tonnen Milch kommen jedes Jahr aus Indien, mehr als aus jedem anderen Land der Welt. Selbst die gesamte EU produziert zusammengenommen gerade einmal gut zehn Millionen Tonnen mehr. Die UNO-Ernährungsorganisation FAO schätzt, dass Indien bis 2025 auch die EU überholen wird. Gut die Hälfte der aktuellen indischen Produktion ist Büffelmilch, der Rest stammt von rund 45 Millionen Kühen. Und es gibt auch hier Steigerungspotenzial.

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