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Pressestimmen zum Trump-Triumph

Dass ausgerechnet Donald Trump die USA wieder zu einem republikanisch regierten Land macht, darauf haben sich auch die politischen Kommentatoren weltweit erst einstellen müssen. In US-Medien wird entlang der politischen Position argumentiert, gesucht wird jedenfalls eine Erklärung für den klaren Wahlsieg über die Demokratin Hillary Clinton. Im Fokus stehen besonders die Motive der Trump-Wähler.

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In der „New York Times“ („NYT“) kommentierte unter anderen Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman den Wahlausgang. „Ich dachte wirklich, ich kenne mein Land besser, als es sich nun zeigt. Ich habe gewarnt, dass wir ein ‚Failed State‘ werden könnten, aber ich habe nicht (...) den tiefen Hass in einem großen Teil der Bevölkerung erkannt. Jetzt müssen wir herausfinden, was wir in dieser schrecklichen Welt machen können“, schreibt Krugman.

„Schlag gegen Establishment“

Von der anderen Seite urteilt das konservative US-Medium „Fox News“: Trump habe mit den Wahlsieg jene Medien „geschlagen“, die ihn „verspottet“ und „kleiner gemacht“ hätten. Das Establishment habe er in die größte Aufregung aller Zeiten versetzt. Die Wahl, die scheinbar „kulturelle Konventionen“ verletzt habe, sei mit einem Ergebnis zu Ende gegangen, das für jene, die das Land bis jetzt geführt hatten, schwer vorstellbar war.

„Schlimmer, als man glaubt“

Das US-Magazin „Slate“ bezeichnet den Triumph Trumps hingegen als „schlimmer, als man glaubt“. Denn dessen Wahl käme ausgerechnet zu einer Zeit, in der das Amt des US-Präsidenten besonders machtvoll sei. Trump sei ein Autoritärer, der sich ausgerechnet in einer besonders sensiblen Zeit an die Spitze der USA setze. Die US-Bürger hätten einen Stein ins Rollen gebracht, der die USA bedrohe, „zumindest wie wir sie kennen“.

Times: „Kein Vertrauen in Clinton“

Die Londoner Times begründet den Wahlsieg Trumps damit, dass die Amerikaner Clinton nicht vertrauen würden: Trump sei stark angeschlagen durch sein Benehmen gewesen, „der Schaden wäre viel größer gewesen, wenn die Menschen seiner Gegnerin vertraut hätten“, hieß es. Aufgrund der Mängel Trumps hätten europäische Beobachter unterschätzt, „dass Hillary Clintons Mängel mindestens ebenso groß sind“. Wenn man diesen Umstand nicht begreife, sei es nicht möglich, diese Wahl zu verstehen.

Die Moskauer Zeitung „Iswestija“ erklärt Trumps Weg ins höchste politische Amt der USA mit dessen Kampfansagen gegen die Etablierten: „Nicht nur für die Demokraten, sondern auch für einen Teil der republikanischen Führung galt ein Präsident Trump als die schlechtere Variante. Denn er fürchtet sich nicht, gegen das etablierte System anzugehen, und er sagt, was er denkt, und nicht das, was konform ist. Aus genau diesem Grund haben in diesem Wahlkampf nicht nur die Anhänger Clintons gegen ihn gearbeitet.“

„Wütendes Volk nicht wahrgenommen“

Die französische Zeitung „Le Figaro“ beschreibt die USA nach der Wahl als „einen dieser Schwerverwundeten, denen man den Schlamm abwaschen muss, um ihre Wunden zu entdecken und sie endlich zu versorgen“. Die Schäden seien immens, das Land sei gespalten. Die erste Aufgabe Trumps müsse sein, zu versuchen, die Lager wieder zusammenzuführen. Politiker, Medien, Analysten hätten „den Bulldozer Trump nicht kommen sehen“ und sich „bereitwillig an die Karikatur gehalten“. Das „wütende Volk“ sei nicht wahrgenommen worden.

„Verraten und verkauft“ gefühlt

Die „Neue Zürcher Zeitung“ wies darauf hin, dass die Umfragen „wieder einmal“ falsch gelegen seien. Vor allem die weiße Unter- und Mittelschicht im nördlichen Industriegürtel des Mittleren Westens hätte dem Außenseiter den Weg zum Erfolg geebnet, schreibt das Schweizer Blatt. Den Durchbruch habe Trump mit jener Wählerschaft geschafft, die er mit seinen Aussagen direkt angesprochen hatte: die früher gewerkschaftlich linke, weiße Unter- und Mittelschicht, die sich von den Eliten in Washington, von Wall Street und von der Demokratischen Partei verraten und verkauft fühlte.

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