Enge Verbindung zum Königshaus
Mit dem Tod des Herzogs von Westminster erbt laut familieninternen Regeln der einzige Sohn das auf rund neun Milliarden Pfund (10,5 Mrd. Euro) geschätzte Vermögen - und wird damit zum drittreichsten Briten. Der Sohn von Gerald Carvendish Grosvenor, Hugh Grosvenor, ist gerade einmal 25 Jahre alt - und wegen seines bubenhaften Aussehens hat ihm die britische Boulevardpresse gleich den Spitznamen „Babyface“ („Milchgesicht“) verpasst.
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Hugh Grosvenor, der einen Uniabschluss in Landwirtschaft hat, wurde damit über Nacht auch zu einem der begehrtesten Singles. Die „Daily Mail“ und die „Sun“ veröffentlichten umgehend Fotos, die den neuen Herzog beim Feiern zeigen. Damit sei es nun für den neuen Familienvorstand, der drei Schwestern hat, vorbei, so der Tenor.
„Langer silberner Löffel“
Die Familie hat, als eines der wichtigsten Adelsgeschlechter, traditionell enge Beziehungen zum Königshaus. Hugh selbst war 2013 etwa Taufpate des ersten Kindes von Prinz William und Herzogin Kate, Prinz George. Hughs Eltern waren laut „Finanical Times“ bemüht, ihren Kindern eine möglichst normale Kindheit zu ermöglichen.
So besuchten die Kinder nicht Eliteinternate, sondern die Volksschule in Eaton Hall, in der Nähe des Familiensitzes nahe Chester. Später besuchten sie eine Privatschule, Hugh studierte an der Universität von Newcastle. Er sei mit einem der „längsten silbernen Löffel“ im Mund geboren worden, sagte der verstorbene Herzog einmal über seinen Sohn - doch den könne er nicht ewig im Mund behalten.

APA/AP/PA FILE/Andrew Milligan
Der verstorbene Herzog vor zwei Jahren mit Prinz Charles
Vom Start-up zum Riesenimperium
Der nunmehr siebente Herzog von Westminster, der in der Rangliste der Reichsten der Welt auf Platz 68 steht, arbeitet derzeit bei einem Start-up, das Kaffeesatz in Biotreibstoffe umwandelt. Vorher war er für kürzere Zeit auch in mehreren Familienbetrieben tätig, etwa in San Francisco und Hongkong.
Für Schlagzeilen sorgte die extravagante Geburtstagsparty zu Hughs 21. Geburtstag, die mehrere Millionen gekostet haben soll und bei der unter anderen der britische Komiker Michael McIntyre und das Rap-Duo Rizzle Kicks auftraten.
„Zurückgeben, was ihm gegeben wurde“
Auch Hughs Vater hatte das Familienimperium 1979 in ähnlich jungen Jahren übernommen - mit 27. Er sagte einmal in einem Interview, er habe „zehn Jahre gebraucht, um zu verstehen, was ich da geerbt habe“. Schon kurz nach Hughs Geburt hatte sein Vater klargemacht, was er von ihm erwartet, wenn er sein Erbe antritt: „Er muss zurückgeben, was ihm gegeben wurde. Er muss sich selbst als ein Bewahrer verstehen, der die Anwesen in gutem Zustand erhält.“
Beginn mit Schlacht von Hastings
Die Geschichte der Familie beginnt 1066 mit der Schlacht von Hastings, dem Auftakt zur Eroberung der britischen Insel durch die Normannen durch Wilhelm den Eroberer. An ihr nahm auch Gilbert le Grosveneur teil. Ein Nachkomme heiratete Mitte des 15. Jahrhunderts die Erbin von Eaton nahe Chester, das bis heute der Familiensitz der Grosvenors ist.
Mitte des 17. Jahrhundert übernahm Richard Grosvenor wertvolle Bergwerke in Wales. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erschloss die Familie Londoner Grundbesitz - die heutige Nobelgegend Mayfair, mit dem Grosvenor Square als Zentrum. Dort befindet sich die US-Botschaft. Auch Belgravia wurde von der Familie entwickelt.

Neil Kennedy unter CC BY-SA 2.0
Eaton Hall - rund 50 Kilometer südlich von Liverpool gelegen - ist seit Jahrhunderten Sitz der Grosvenors
Weltweites Immobilienimperium
Der sechste Herzog von Westminster hat die Verwaltung des Familienvermögens deutlich professionalisiert. Vor allem die Immobiliensparte, zusammengefasst in Grosvenor Estate, ist riesig: Das Unternehmen hat nicht nur eigenen Besitz im Portfolio, sondern verwaltet auch das Eigentum andere vermögender Kunden - und das weltweit.
„Für eine Familie, die es nicht nötig hatte, sich professionell aufzustellen, haben sie großartige Arbeit geleistet und eine starke Marke geschaffen - und das ist vor allem dem verstobenen Herzog zu verdanken“, so der Chef der Immobilienfirma Great Portland Estates, Toby Courtauld, gegenüber der „Financial Times“.
Heute ist der Familienkonzern in 60 Städten weltweit tätig und beschäftigt mehr als 550 Menschen - in direktem Besitz der Familie befinden sich mehr als 1.500 Grundstücke und Gebäude.
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