Zivilschutz: Schwere Schäden
Nur vier Tage nach dem letzten schweren Erdbeben ist Italien erneut von heftigen Erdstößen erschüttert worden. Das Epizentrum des Erdbebens in Mittelitalien vom Sonntag lag zwischen Macerata und Perugia in den Regionen Marken und Umbrien.
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Das italienische Institut für Geologie und Vulkanologie (INGV) sprach erst von einem Erdstoß der Magnitude 6,1 in einer Tiefe von zehn Kilometern und korrigierte wenig später auf eine Stärke von 6,5. Das Beben sei auch deutlich und lange in der Provinz Umbrien und in Städten wie Florenz und Ancona - vor allem in oberen Stockwerken - zu spüren gewesen.

Omniscale/OSM/ORF.at
Nach ersten Informationen des italienischen Zivilschutzes wurden einige Dutzend Menschen verletzt. Unter ihnen sei auch ein Mensch mit schwereren Verletzungen, sagte Zivilschutzchef Fabrizio Curcio laut Nachrichtenagentur ANSA am Sonntagvormittag in einer ersten Bilanz. Die Verletzten würden mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht.
„Arquata gibt es nicht mehr“
Der Erdstoß löste in der Region Marken Panik aus. Menschen liefen auf die Straße, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Dem Zivilschutz sind schwere Schäden gemeldet worden. „Es war ein sehr starker Erdstoß“, sagte Cesare Spuri vom Zivilschutz in den Marken. „Uns wurden Einstürze in Muccia, Tolentino (...) gemeldet, wir versuchen herauszufinden, ob es Menschen unter den Trümmern gibt.“
Der Bürgermeister der kleinen Gemeinde Ussita, Marco Rinaldi, sagte der Nachrichtenagentur ANSA: „Es ist alles eingestürzt.“ In dem Ort hatten bereits die Beben von vergangenem Mittwoch starke Schäden angerichtet. „Ich sehe eine Rauchsäule, es ist ein Desaster, ein Desaster! Ich habe im Auto geschlafen und die Hölle gesehen.“
Aleandro Petrucci, Bürgermeister der Ortschaft Arquata, die bereits am 24. August von einem schweren Erdbeben betroffen war, sagte, dass das ganze Dorf zerstört sei. „Arquata gibt es nicht mehr“, so Petrucci. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi setzte sich mit dem Zivilschutz in Verbindung, der die Nothilfe in der betroffenen Region koordiniert.
Kirchen in Norcia eingestürzt
In der Stadt Norcia in Umbrien sind zwei alte Kirchen eingestürzt. Nur Teile der Basilika San Benedetto aus dem 14. Jahrhundert sowie der Kathedrale Santa Maria Argentea seien stehengeblieben, meldete die Nachrichtenagentur ANSA.
Nach dem schweren Beben um 7.40 Uhr mit der Stärke 6,5 gab es laut INGV zwei weitere Erdstöße mit Magnituden von 4,6 und 4,1. Die neuen Erdstöße verursachten erhebliche Probleme auf der Via Salaria, der großen Konsularstraße, die Rom mit Umbrien und den Marken verbindet. In Rom wurden vorübergehend die zwei zentralen Metrolinien A und B gestoppt. Es gebe technische Überprüfungen nach dem Beben, war auf der Website der Verkehrsgesellschaft ATAC zu lesen. Den Angaben zufolge gab es auch Verzögerungen im Zugsverkehr.
In weiten Teilen Österreichs spürbar
Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurden die Erschütterungen Meldungen aus der Bevölkerung zufolge auch in weiten Teilen Österreichs deutlich bis stark verspürt. Die Rückmeldungen stammen aus Kärnten, dem Inntal, dem Grazer Becken sowie bis hin nach Salzburg und ins Salzkammergut. Es wurde vor allem aus höheren Stockwerken über ein langsames Schwanken und das Schwingen hängender Gegenstände berichtet.

APA/AP/Alessandra Tarantino
Die Kleinstadt Camerino in der Region Marken war erst am Mittwoch schwer beschädigt worden
298 Todesopfer im August
Erst am Mittwochabend hatten zwei starke Erdstöße die Region erschüttert, die bereits vor zwei Monaten von einem verheerenden Beben heimgesucht worden war. Ein Mann starb, allerdings an den Folgen eines Herzinfarktes. Es gab mehrere Verletzte, Tausende sind obdachlos. Seither hatte es immer wieder leichte und schwere Nachbeben gegeben.
Bei dem schweren Erdbeben Ende August kamen nach offiziellen Angaben 298 Menschen ums Leben, die meisten in dem Ort Amatrice. Die italienische Regierung schätzte die Erdbebenschäden zuletzt auf rund vier Milliarden Euro. Das Land wird häufig von Erdstößen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben.
Mittelitalien ist eine derjenigen Regionen in Europa, die besonders häufig von schweren Erdstößen heimgesucht werden. Immer wieder trifft es die bergige Gegend in den Abruzzen. Grund für die Beben sind riesige Spannungen, die sich im Untergrund aufbauen. Denn der Adriatische Sporn - ein Anhängsel der Afrikanischen Platte - reibt sich hier an der Eurasischen Platte. Auch deshalb haben sich Italiens Mittelgebirge aufgefaltet.
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