Türkei beunruhigt
Schiitische Milizen im Irak haben eine Offensive im Grenzgebiet zur Türkei angekündigt und steuern damit auf eine Konfrontation mit dem Nachbarland zu. Die Offensive richte sich gegen Stellungen der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) westlich der Großstadt Mossul, kündigte ein Sprecher der vom Iran unterstützen Milizen am Freitag an.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der Vorstoß sei Teil der Offensive zur Rückeroberung von Mossul, das seit 2014 vom IS beherrscht wird. Stoßrichtung des Angriffs sei die Stadt Tal Afar. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Mittwoch gewarnt, die Türkei werde geeignete Maßnahmen einleiten, sollte Tal Afar angegriffen werden.
Die Türkei fürchtet, der Einsatz schiitischer Milizen in der sunnitisch geprägten Region werde zu Vertreibungskämpfen zwischen den Religionsgruppen führen. Zudem leben in der irakischen Region auch Turkmenen, für die sich die Regierung in Ankara verantwortlich fühlt. In Tal Afar lebte eine Mischung aus Sunniten und schiitischen Turkmenen, bis die Schiiten 2014 vor den radikalsunnitischen IS-Kämpfern flüchteten, die den Norden des Irak überrannten und ein „Kalifat“ ausriefen, das Teile des Irak und Syriens umfasst.
UNO: Übergriffe auf Sunniten
Die irakische Armee hat am 17. Oktober die Offensive auf Mossul gestartet. Unterstützt wird sie dabei von schiitischen Milizen und kurdischen Kämpfern sowie der Luftwaffe der US-geführten Koalition. Den Schiitenmilizen wirft die UNO Übergriffe auf Sunniten vor. So sollen sie im Juli über 640 sunnitische Männer und Jugendliche aus der ehemaligen IS-Hochburg Falludscha entführt haben. Weitere 50 sollen erschossen oder zu Tode gefoltert worden sein.
Erdogan: „Können Brüder nicht alleinlassen“
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederholte unlängst seinen Anspruch auf Einmischung in die Krisen der südlichen Nachbarstaaten: „Wir können unsere Brüder in Kirkuk und Mossul nicht alleinlassen“, sagte er am Mittwoch. Die Türkei werde es nicht zulassen, dass der Irak „in einen Glaubenskrieg gestoßen wird“. Die Türkei hatte gegen den ausdrücklichen Willen des Irak in die Offensive gegen die IS-Hochburg Mossul eingegriffen.
Erdogan sagte: „Die Türkei wird auf jeden Fall bei jeder Entwicklung im Irak und in Syrien eine Rolle spielen.“ In Nordsyrien würden türkische Truppen weiter auf die vom IS gehaltene Stadt al-Bab vorrücken. Mit Blick auf die Menschen in der türkisch-syrisch-irakischen Grenzregion sagte Erdogan: „Von nun an werden wir die Rechte und die Zukunft dieses Volkes schützen, indem wir, falls notwendig, auf dem Feld Auge um Auge, Zahn um Zahn kämpfen, oder, falls notwendig, indem wir mit unserer Faust auf den Diplomatentisch hauen.“
Links: