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Regelmäßige Räumungen

Das Flüchtlingslager von Calais soll ab Montag endgültig geräumt werden. Damit soll knapp ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl ein Brennpunkt der Flüchtlingskrise verschwinden, der eine lange Geschichte hat:

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Dezember 2002: Das Flüchtlingslager in Sangatte bei Calais wird auf Beschluss der französischen und britischen Regierung geschlossen und abgerissen. In dem Hangar hatte das Rote Kreuz seit 1999 mehr als 60.000 Menschen betreut, die nach Großbritannien gelangen wollten. Die meisten stammten aus dem Irak, dem Iran oder Afghanistan.

Februar 2003: Der französische Innenminister Nicolas Sarkozy und sein britischer Kollege David Blunkett unterzeichnen den Vertrag von Le Touquet in dem gleichnamigen nordfranzösischen Badeort. Er sieht gemeinsame Kontrollstellen in Nordfrankreich sowie im britischen Dover vor. In diesem und weiteren Abkommen verpflichtet sich Frankreich, die Einwanderung nach Großbritannien schärfer zu überwachen. Die britische Regierung finanziert im Gegenzug Kontrolleinrichtungen, etwa im Hafen von Calais oder am Zugang zum Eurotunnel.

Ab 2003: Auch nach der Schließung von Sangatte lagern Flüchtlinge in der Umgebung von Calais und versuchen, über den Ärmelkanal zu gelangen. Dabei kommen immer wieder Menschen ums Leben. Die Behörden vertreiben die Flüchtlinge regelmäßig.

September 2009: Die französische Polizei löst den ersten „Dschungel“ von Calais auf - eine improvisierte Zeltstadt in einem Industriegebiet, in der sich nach Schätzungen rund 2.000 Menschen aufhielten. Die meisten von ihnen stammten aus Afghanistan, Eritrea, Somalia, dem Sudan, Nigeria oder dem Irak.

Februar 2010: Die Behörden räumen einen Hangar in Calais, in dem sich nach der Auflösung des „Dschungels“ erneut Hunderte Flüchtlinge mit Hilfe von Globalisierungskritikern einquartiert haben.

März 2016: Ein Teil des „Neuen Dschungels“ von Calais wird aufgelöst. In der wilden Zeltstadt haben sich wegen des Bürgerkriegs auch Tausende Syrer angesiedelt. Rund 1.500 Menschen kommen in beheizbaren Containern unter, die die örtlichen Behörden zu Jahresbeginn neben dem Camp errichtet haben.

September: Die französische Regierung kündigt die endgültige Schließung des „Neuen Dschungels“ an. Dort harrten zuletzt offiziell rund 6.400 Menschen aus, Hilfsorganisationen zählten mehr als 8.000.

24. Oktober: Die Räumung des „Dschungels“ beginnt. Die Flüchtlinge sollen in rund 450 Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt werden.

26. Oktober: Zahlreiche Hütten und Zelte im Lager gehen in Flammen auf. Wegen der Brände haben alle Flüchtlinge das Camp verlassen. „Das Lager ist endgültig leer“, sagt die Präfektin Fabienne Buccio.