Arbeiten noch nicht begonnen
Die Folgekosten der Atomkatastrophe von Fukushima werden sich in den nächsten Jahren einer Regierungsprognose zufolge vervielfachen. Während derzeit rund 700 Mio. Euro pro Jahr dafür aufgewendet werden, würden die Kosten künftig auf mehrere Mrd. Euro pro Jahr steigen, sagte Industrieminister Hiroshige Seko am Dienstag. Die Summe würde damit die anfänglich geschätzten zwei Billionen Yen weit übersteigen.
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Die Zahlen hatte Minister Seko für eine Kommission aufbereitet, die einen Finanzplan für den Fukushima-Betreiber TEPCO aufstellen soll, der nach der Katastrophe im Jahr 2011 unter staatlicher Kontrolle steht. Bei der Kostenrechnung geht es um den Abriss der zerstörten Fukushima-Reaktoren - nicht eingerechnet seien Kosten, die für die Bergung der geschmolzenen Brennstäbe anfallen werden. Damit soll 2018 oder 2019 begonnen werden.

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Das Areal des AKW unmittelbar nach der Katastrophe im März 2011
Wird TEPCO zerschlagen?
Um die Kosten zu tragen, werden in der Kommission sowohl Zerschlagung und Verkauf von TEPCO-Teilen als auch ein Zusammenschluss mit anderen der insgesamt zehn AKW-Betreiber Japans erwogen. Es gilt allerdings als sicher, dass diese sich wehren werden. Alle stehen unter Druck, da nach der Katastrophe von den 42 Reaktoren derzeit nur zwei wieder in Betrieb sind. Zunächst hatte das Land geplant, ganz auf Atomenergie zu verzichten, davon aber wieder Abstand genommen.

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März 2016: Die Wassermassen sind weg, das havarierte AKW steht noch
Anfang des Monats hatte TEPCO noch um Hilfe der Regierung gebeten, um eine Pleite abzuwenden. Sollten die Stilllegungskosten weiter in die Höhe schießen, drohe dem Betreiber die Insolvenz, sagte Konzernchef Naomi Hirose. „Wir wollen, dass die Regierung strukturelle Maßnahmen ergreift und dieses Risiko ausschließt“, wurde er zitiert. Zuvor hatten Regierungsvertreter über Reformen bei TEPCO beraten.
Abfluss von radioaktivem Wasser
TEPCO hat mit dem Abriss und der Entsorgung der drei Reaktoren von Fukushima I noch gar nicht begonnen. Die Firma kämpft weiter damit, den Abfluss von radioaktiv kontaminiertem Wasser aus dem Komplex zu verhindern. Erst unlängst war wieder ein entsprechender Vorfall gemeldet worden - rund 32 Liter verstrahltes Abwasser traten vermutlich aus einem Leck aus, hieß es vor gut zwei Wochen. Arbeiter dichteten den Angaben nach das Leck ab.
Lecks in der zerstörten Anlage waren in der Vergangenheit häufiger ein Problem. Auch Meerwasser im Pazifik wurde bereits verstrahlt. Entsprechend wird der Abriss schätzungsweise etwa vier Jahrzehnte dauern. Das Unternehmen selbst sagt, es könne keine Angaben zu den Gesamtkosten der jahrzehntelangen Altlasten machen. Die Kernschmelze der Reaktoren hat Wasser, Äcker, Wohngebiete und die Luft kontaminiert, sodass mehr als 160.000 Menschen die Region verlassen mussten.
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