Verbitterung nach Darstellung in Film
Jerry Heller, Wegbereiter des weltweiten Erfolgs des Gangsta-Rap-Genres und der federführenden Gruppe N.W.A., ist Anfang September 75-jährig nach einem Herzanfall während einer Autofahrt verstorben. Seine letzten Jahre verbrachte er in zunehmender Verbitterung - gerade auch nach dem weltweiten Erfolg des Films „Straight Outta Compton“, in dem er sich unfair porträtiert sah.
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Heller, seit Jahrzehnten im Musikbusiness tätig, entdeckte als Erster das Verkaufspotenzial des Hip-Hop und Rap der US-Westküste. Gemeinsam mit dem verstorbenen Eric „Eazy-E“ Lynn gründete er die Plattenfirma Ruthless Records, die das stilprägende Album „Straight Outta Compton“ von N.W.A. (Niggaz With Attitude) 1988 veröffentlichte und damit das Genre Gangsta-Rap auf die musikalische Landkarte setzte.
Klage gegen Darstellung als „Schurke“
Der Bruch zwischen Heller und den zwei N.W.A.-Dritteln Dr. Dre und Ice Cube erfolgte schon drei Jahre nach dem Durchbruch. Öffentlich und auch in ihren Songs beschuldigten die beiden Rapper danach - auch mit krass antisemitischen Textzeilen - den Juden Heller, er habe sie zum Ausstieg gezwungen, weil er innerhalb der Band Zwietracht gesät habe. Laut seiner Darstellung wechselten die beiden allerdings nur deshalb zum Label Death Row Records, weil sie höhere Profite erzielen wollten.
Hellers Darstellung im Film „Straight Outta Compton“ entsprach dem des Bösewichts - kein Wunder angesichts der Tatsache, dass Dr. Dre und Ice Cube den Film mitproduzierten. Heller selbst klagte die Produktionsfirma wegen Verleumdung, da ihn der Film als „Schurken“ darstelle. Hellers Cousin Gary Ballen sagte nach dessen Tod gegenüber der Nachrichtenagentur AP, der Manager habe sich die Diffamierung sehr zu Herzen genommen.
„Sie haben Geschichte umgeschrieben“
„Es hat ihn in ein schlechtes Licht gerückt, als ob er Geld gestohlen hat oder so etwas, was aber nie geschehen ist“, so Ballen, und weiter: „Sie haben einfach Geschichte umgeschrieben. Und deshalb begann er diese Klage, und seither ging das immer so weiter. Es hat ihn wirklich zermürbt, dass er sich mit diesen ganzen Sachen herumschlagen hat müssen.“ Heller sei im Gegenteil ein Förderer der Musik gewesen.
Beim Vorspielen der ersten Aufnahmen von N.W.A. sei Heller begeistert gewesen, so Ballen: „Er sagte: ’Pass auf, das wird die größte Musik seit je. Das wird Rock ’n’ Roll überholen.’“ Dr. Dre und Ice Cube hätte es „nicht gegeben, wenn Jerry N.W.A. nicht den ersten Vertrag verschafft hätte, was wirklich schwierig war. Niemand wollte sie unter Vertrag nehmen.“ Zumindest postum könnte auch Hellers Sicht der Dinge Gehör finden. Auch seine eigenen Memoiren mit dem Titel „Ruthless“ sollen laut Ballen verfilmt werden.
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