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Kohlendioxid „Problem Nummer eins“

Unter einer Rekordkonzentration des gefährlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) werden nach Einschätzung von UNO-Experten noch viele Generationen zu leiden haben. Die 2015 erreichte CO2-Konzentration von 400 ppm (parts per million, Teilchen pro Million) in der Erdatmosphäre sei 2016 mehrfach überschritten und inzwischen zum Durchschnittswert für ein gesamtes Jahr geworden.

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Das geht aus dem Treibhausgasbericht hervor, den die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Montag im Schweizer Genf vorstellte. Die Folgen des CO2-Ausstoßes in die Erdatmosphäre seien 2015 sowie in weiten Teilen dieses Jahres durch das erneute Auftauchen des Klimaphänomens „El Nino“ verstärkt worden. Dadurch verursachte Dürren in tropischen Regionen hätten die Fähigkeit von Wäldern, Pflanzen und Ozeanen zur CO2-Aufnahme verringert.

„Neue Ära des realen Klimawandels“

Mit den Beschlüssen der Weltklimakonferenz in Paris habe das Jahr 2015 im Kampf zur Begrenzung der Erderwärmung „eine neue Ära des Optimismus eingeläutet“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Zugleich geht es durch die Feststellung einer neuen Ära des realen Klimawandels mit rekordhohen Treibhausgaskonzentrationen in die Geschichte ein.“ „El Nino“ sei verschwunden, der Klimawandel nicht, so Taalas.

Die WMO bezeichnet Kohlendioxid als „das Problem Nummer eins“, weil es über Tausende Jahre in der Atmosphäre und noch länger in den Ozeanen lagern werde. Nach der Pariser Vereinbarung soll die Erderwärmung klar unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden.

Drastische Folgen für ärmere Länder

Doch selbst wenn der Klimawandel im Rahmen der Beschlüsse bleibt, bringt er vor allem jenen ärmeren Ländern vermehrt Schäden und Risiken, die am wenigsten daran schuld sind. Die Hauptverursacher sagten Unterstützung zu - wie diese aussehen soll, ist aber unklar. Österreichische Forscher schlagen im Fachblatt „Science“ konkrete Maßnahmen gegen Klimarisiken in solchen Ländern vor.

„Zum Beispiel auf Inselstaaten wie Kiribati und Fidschi haben die Menschen schon heute große Probleme und verlangen Kompensationszahlungen für die Schäden durch den Klimawandel“, sagte Reinhard Mechler vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien. Durch den Meeresspiegelanstieg und häufigere Extremereignisse sind sie etwa vermehrt Überflutungen und Wirbelstürmen ausgeliefert. Die großen Treibhausgasemittenten gestehen zwar Probleme ein, sind aber nicht zu Kompensationszahlungen bereit. Einerseits wären riesige Summen fällig, andererseits lösen sie die Probleme nicht wirklich.

Viel größer sei die Bereitschaft, die Anpassung an die nicht vermeidbaren Folgen des Klimawandels zu stärken. Mit seinem Kollegen Thomas Schinko hat Mechler nun Vorschläge und ein Rahmenwerk erarbeitet, wie die genauen Risiken ermittelt und die Verantwortlichkeit der großen Emittenten berücksichtigt werden könnte.

Reichere Länder sollen ärmere unterstützen

Dazu schlagen sie zwei Maßnahmenbündel vor: erstens „kurative Maßnahmen“, zum Beispiel einen ausreichend dimensionierten, international finanzierten Hochwasserschutz in bedrohten Küstengebieten sowie Hilfe bei Migration aus besonders gefährdeten Gebieten. Zweitens schlagen sie die Unterstützung bei „transformativen Maßnahmen"vor , wenn etwa die Menschen dort von der Landwirtschaft in den Dienstleistungssektor wechseln wollen. Außerdem fordern sie eine von den Industrienationen finanzierte Versicherung, die Klimaschäden in ärmeren Ländern kompensiert und Anpassungsmaßnahmen finanziert.

Laut dem Mitte Oktober veröffentlichtem Jahresbericht der Welternährungsorganisation (FAO) sind vor allem Kleinbauern in Südasien und Afrika von extremer Armut durch den Klimawandel betroffen. Nötig sei deshalb ein breit angelegter Wandel des Ernährungs- und Agrarsektors mit einem Schwerpunkt auf die vielen Kleinproduzenten. "Wir können nicht länger sicherstellen, dass wir auch ernten, was wir gesät haben“, sagte FAO-Generaldirektor Jose Graziano da Silva.

Landwirtschaft als Verursacher und Opfer

Mit einem Anteil von 21 Prozent an der globalen Produktion von Treibhausgasen ist die Landwirtschaft einer der Hauptverursacher des Klimawandels. Zugleich ist der Agrarsektor besonders stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen, weil Ernten durch Dürren, Fluten und Stürme vernichtet werden.

Das CO2-Problem

Seit der Industrialisierung produziert der Mensch mehr Kohlendioxid und andere Treibhausgase, als die Natur wieder aufnehmen kann. CO2 entsteht vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Gas. Es trägt zu etwa 76 Prozent zum Treibhauseffekt bei.

Die FAO fordert eine Anpassung an Extremwetterlagen durch den Anbau von Pflanzen, die Hitze widerstehen und Dünger effizient in Wachstum umsetzen. Zudem müsse Wasser klüger genutzt und gespeichert werden. Die FAO rief die Unterzeichnerstaaten des UNO-Klimaabkommens auf, ihre Zusagen zu erfüllen und Entwicklungsländer beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels zu unterstützen.

Am 7. November beginnt in Marrakesch die UNO-Klimakonferenz, die erste nach der Ratifizierung des Pariser Weltklimapakts. Auf EU-Ebene wird dann debattiert, wie die von der Gemeinschaft zugesagte Minderung der Treibhausgase auf die 28 Staaten verteilt wird.

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