Keine Signale empfangen
Nach sieben Monaten Reise ist die Testsonde „Schiaparelli“ auf dem Mars gelandet. Sie sollte der europäisch-russischen „ExoMission“ einen Erfolg liefern. Was aber in den entscheidenden sechs Minuten der Landung passierte, blieb zunächst unklar. Informationen über den Zustand des Moduls blieben aus.
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Die Sonde „Schiaparelli“ war seit ihrer erfolgreichen Trennung von der Atmosphärensonde „Trace Gas Orbiter“ (TGO), mit der sie zum Roten Planeten gereist war, in einen „Tiefschlaf“ versetzt worden und wurde erst kurz vor der Landung „aufgeweckt“. Danach war die Sonde allein auf sich gestellt. Was zwischen dem Bremsmanöver des TGO und dem Kontakt mit dem Mars passierte, blieb unklar - mehr dazu in science.ORF.at.
Rätselraten über Ursache
Erst in der Nacht stellte sich heraus: Sie landete zwar auf dem Mars, sendete aber keine Daten vom Roten Planeten. Es sei unklar, ob „Schiaparelli“ intakt sei oder nicht, sagte Thierry Blancquaert von der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA). Möglicherweise habe „Schiaparelli“ einen Felsen oder einen Krater gerammt oder könne „einfach nicht kommunizieren“.

APA/AFP/ESA/D. Ducros
Die Schwestersonde TGO umkreist den Mars noch sechs Jahre lang
Laut Zeitplan sollte die knapp 600 Kilogramm schwere Sonde nach einem ruppigen Abstieg durch die Marsatmosphäre kurz vor 16.50 Uhr (MESZ) auf dem Roten Planeten landen. Das Aufsetzen der Testsonde auf der Marsoberfläche ist eines der schwierigsten Raumfahrtmanöver überhaupt. Es war erwartet worden, dass es bis zur Bestätigung einer Landung mehrere Stunden dauern könnte.
Schwestersonde TGO in Umlaufbahn
Beim Landemanöver lauerten jedenfalls etliche Gefahren: Die Sonde trat 121 Kilometer über der Marsoberfläche in die Atmosphäre ein und sollte von 21.000 auf zehn Stundenkilometer abbremsen - eine ungeheure Belastung für die mit Fallschirm und Schutzschild ausgerüstete Sonde. Die letzten Meter sollten im freien Fall zurückgelegt werden.
Giovanni Schiaparelli
Die Sonde wurde nach dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli benannt. Er entdeckte um 1877 per Teleskop dunkle Linien auf dem Mars und bezeichnete sie als „canali“ (Kanäle), was zu Spekulationen über mögliche Lebewesen führte.
„Schiaparelli“ ist unter anderem mit einer kleinen Wetterstation ausgerüstet, die neben Temperatur, Druck und Windgeschwindigkeit auch elektrische Felder auf der Marsoberfläche messen soll. Die Batterie des Testlandegeräts lässt sich nicht aufladen, deshalb kann seine Mission ohnehin nur wenige Tage dauern.
„Schiaparelli“ kann seine Daten nicht direkt zur Erde funken, sie müssen von der Schwestersonde TGO aufgefangen werden, die unterdessen erfolgreich in eine Umlaufbahn um den Mars eingeschwenkt ist. TGO soll nun sechs Jahre lang die Atmosphäre des Planeten untersuchen. Am Bau der Atmosphärensonde waren auch österreichische Unternehmen beteiligt, die etwa die Thermoisolierung sowie Elektronik für den zentralen Steuerungscomputer des Orbiters lieferten.
Rover in vier Jahren
Im Zuge der Mission hatte sich „Schiaparelli“ am Sonntag nach siebenmonatiger Reise von TGO gelöst, mit der sie Huckepack zum Mars gereist war. Die Landung der Testsonde ist die Generalprobe für den ersten europäischen Rover, den die ESA in vier Jahren auf dem Mars absetzen will. Der erste europäische Versuch einer Marslandung war vor 13 Jahren missglückt: Im Dezember 2003 verschwand das in Großbritannien gebaute Minilandegerät „Beagle 2“ spurlos, nachdem es sich planmäßig von der ESA-Sonde „Mars Express“ gelöst und zur Landung angesetzt hatte.
Auch USA wollen auf den Mars
Der Eifer, zum Mars zu gelangen, ist aber hoch - auch in den USA. Zuletzt bekräftige US-Präsident Barack Obama, dass er für sein Ziel, bis 2030 Menschen auf den Mars zu schicken, enger mit der Privatwirtschaft zusammenarbeiten wolle. Dabei gehe es zuerst um die Entwicklung von Astronautenunterkünften für lange Aufenthalte im Weltraum. Die US-Raumfahrtbehörde (NASA) hatte erst im Sommer wissen lassen, dass mehrere Unternehmen, darunter etwa Boeing und Lockheed Martin, an Habitaten für das All tüftelten.
Für einen Flug zum Mars gilt es noch eine ganze Reihe von Problemen zu lösen, vor allem die etwa 225 Mio. Kilometer Mindestdistanz sind eine Herausforderung. Außerdem müssten Menschen während der Reise vor kosmischer Strahlung geschützt werden. Auch das Klima auf dem zweitkleinsten Planeten im Sonnensystem nach Merkur ist alles andere als einladend: Die Temperaturen schwanken zwischen minus 85 und plus 20 Grad, Teleskope zeigen immer wieder enorme Sandstürme, die Atmosphäre ist viel dünner als jene der Erde und enthält kaum Sauerstoff, dafür über 95 Prozent CO2.
Die NASA arbeitet derzeit an der Trägerrakete SLS zur bemannten Erforschung des Weltraums sowie an dem bemannten Raumschiff Orion für Mond-, Mars- und Asteroidenflüge. Der erste - unbemannte - Start der Rakete ist für 2018 vorgesehen. Zwei Jahre später soll eine bemannte US-Mission jenseits des Mondes folgen.
SpaceX träumt von Stadt auf dem Mars
Auch SpaceX ist beim Entwickeln eifrig, insbesondere da Unternehmensgründer Elon Musk eine besondere Vision hat. Er träumt von einer „Kolonie“ auf dem Mars, wie er Ende September auf einem Astronautenkongress in Mexiko sagte. Die Erde werde möglicherweise irgendwann nicht mehr bewohnbar sein, bis dahin solle es Alternativen geben. „Die Menschheit sollte eine multiplanetare Spezies werden.“ Der Milliardär, der auch Gründer des E-Auto-Herstellers Tesla ist, will Raumschiffe bauen, die mindestens 100 Menschen und dazu noch große Mengen an Material transportieren können.
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