Eigenes Know-how im Aufwind
Ein Produkt besteht meist aus mehreren zusammengesetzten Einzelteilen. Steht darauf etwa „Made in China“, heißt das nicht, dass alle verbauten Teile aus China kommen. Nach wie vor werden spezielle Elemente aus Übersee angeliefert und in der Volksrepublik mit dort produzierten Teilen verarbeitet - allerdings in immer geringerem Ausmaß.
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Im Falle einer in Südchina produzierten Bratpfanne etwa entstammen einige Einzelteile bzw. Rohmaterialien in der Regel nicht chinesischer Fertigung, sondern werden zugekauft. Etwa die Materialen für die Beschichtung - sie werden von Unternehmen wie Dow Chemical aus den USA oder Eckart Effect Pigments aus Deutschland zugeliefert. Das habe sich zuletzt geändert, sagte Judah Huang gegenüber dem „Wall Street Journal“ („WSJ“).
China wird weit schwächer beliefert
Huang betreibt eine Firma, die sich auf Beschichtungen spezialisiert hat. „Alle diese Rohstoffe kann jetzt irgendjemand in China herstellen“, sagte er dem „WSJ“. Eine Einschätzung, die sich auch mit offiziellen Zahlen deckt: Sie weisen aus, dass China sich zunehmend selbst beliefert. War der Wert der importierten Waren nach China jahrelang gestiegen, sanken sie im Vorjahr erstmals drastisch ab - erstmals seit 1990. Gleich um 15 Prozent sank die Rate, es war der größte Rückgang seit den 60er Jahren.
Auch heuer setzt sich der Trend fort, was sich auf die Weltwirtschaft auswirkt: Denn weil sich Lieferketten innerhalb der Volksrepublik verstärken, fällt global einiges weg. Das weltweite Wirtschaftswachstum wird sich heuer verlangsamen. Letztes Jahr erreichte der Handelsbilanzüberschuss Chinas mit den USA einen Rekord, weil die Volksrepublik weniger kauft und die weltweiten Rohstoffpreise sinken. Zudem überschwemmte China sowohl den eigenen als auch fremde Märkte mit Billigstware.
„Wert“ der Importe immer geringer
Im Bereich der hochwertigen Produktion sei der Plafond noch nicht erreicht, sagt Ka Lok Cheung vom deutschen Zulieferer Eckart. Er ist im südchinesischen Zhuhai stationiert, eine Stadt in der Großregion um Shenzhen. Dabei gehe es vor allem darum, im hochspezialisierten Bereich in konstant guter Qualität zu produzieren, sagte er gegenüber dem „WSJ“. In vielen Bereichen gehe die Entwicklung bei den chinesischen Zulieferern „sehr schnell“. Wie offizielle Zahlen ausweisen, wird heuer auch der Wert hochqualitativer Importwaren erstmals markant zurückgehen.
Exporte drastisch eingebrochen
Überraschend schwache Außenhandelszahlen entfachten in der Volksrepublik zuletzt neue Sorgen über den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft. Nach den Mitte Oktober vorgelegten Daten der Zollverwaltung in Peking brachen die Ausfuhren in US-Dollar gerechnet im September um zehn Prozent ein. Die Einfuhren gingen um 1,9 Prozent zurück und lagen damit ebenfalls deutlich unter den Erwartungen von Analysten.
Nach einem Lichtblick im August, als erstmals seit November 2014 sowohl Exporte als auch Importe im selben Monat wieder angezogen waren, unterstreichen die nun vorgelegten Quartalsdaten, dass Chinas ins Stocken geratene Wirtschaft noch längst nicht über den Berg ist. Zu schaffen machte erneut die schwache Nachfrage auf den Weltmärkten.
Auch hausgemachte Probleme belasten Chinas Handel: „Die Wettbewerbssituation wird immer schwieriger“, sagte der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou. Die Exporte stünden unter Druck, weil wegen steigender Löhne in China immer mehr Produzenten auf Länder in Südostasien oder Indien ausweichen würden.
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