Gesetz als politisches Instrument
Obwohl der thailändische König keine politische Macht hat - das Militär hat die absolute Monarchie 1932 abgeschafft -, ist Bumibhol wie ein Halbgott verehrt worden. Das thailändische Strafgesetzbuch sieht drakonische Strafen für jeden vor, der das Königtum herabwürdigt oder auch nur kritisiert. Bis zu 15 Jahre Haft drohen bei Majestätsbeleidigung nach Paragraf 112.
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Der Artikel schützt nicht nur den König selbst, sondern auch seine Frau und den Thronfolger vor jeglicher Kritik. So kam es in Bumibhols Regentschaft immer wieder zu Verurteilungen - auch von Ausländern und psychisch Kranken. Auch nutzen politische Gegner das Gesetz, um sich gegenseitig anzuschwärzen.
2007: Ein Schweizer, der zugegeben hat, in der nordthailändischen Stadt Chiang Mai fünf Porträts von König Bhumibol mit schwarzer Farbe besudelt zu haben, wird zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er wird wenige Wochen später begnadigt und des Landes verwiesen.
YouTube wird blockiert, nachdem dort Videos hochgeladen worden sind, in denen König Bhumibol Füße ins Gesicht gestreckt werden bzw. die eine Karikatur Bhumibols als Affe enthalten.
2008: Minister Jakrapob Penkair tritt zurück: Er hat in einer öffentlichen Rede zu Günstlingswirtschaft und Demokratiedefiziten in Thailand auch die Rolle der Monarchie dabei erwähnt.
Eine Thailänderin wird angeklagt, weil sie sich geweigert hat, in einem Kino aufzustehen, als dort vor dem Film wie üblich die Königshymne zu Bildern Bhumibols gespielt worden ist.
2009: Nach Monaten in Untersuchungshaft, die er als „Alptraum“ beschreibt, wird der australischer Autor Harry Nicolaides zu drei Jahren Gefängnis verurteilt: Er hat in einem auf Thailand anspielenden Buch kurz den Lebenswandel eines namentlich nicht genannten Prinzen erwähnt. Gemeint war wohl Kronprinz Maha Vajiralongkorn. Nicolaides wird nach einem Monat Haft begnadigt und des Landes verwiesen.
Die für ihren feurigen Redestil als „Torpedo“ bekannte Oppositionspolitikerin Daranee Cherngcharnsilpakul fasst 18 Jahre aus, weil sie nach Auffassung des Gerichts in Ansprachen vor Anhängern des gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra („Rothemden“) den König und die Königin Sirikit beleidigt hat. Zwei Jahre später folgt ein weiteres Hafturteil im Umfang von 15 Jahren gegen Daranee.
2011: Ein Mann wird zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er dem Privatsekretär des damaligen Regierungschefs Abhisit Vejjajiva mehrere SMS mit „antiroyalistischem“ Inhalt geschickt hat.
2013: Ein Mann muss für mehr als drei Jahre ins Gefängnis, weil er DVDs mit einer kopierten australischen Fernsehdokumentation über die königliche Familie verbreitet hat. Die Doku, die drei Jahre zuvor im Programm der Australian Broadcasting Cooperation (ABC) gelaufen war, führte zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Bangkok und Canberra. Damals wurde Thailand vom Aufstand der regierungsfeindlichen „Rothemden“ erschüttert.
Aus Anlass des 40. Jahrestags der blutigen Niederschlagung von Studentenprotesten 1973 wird an der Thammasat-Universität in Bangkok ein Theaterstück aufgeführt. Das Drama spielt zwar in einem fiktiven Königreich, zwei Aktivisten werden jedoch mit zweieinhalb Jahren Haft belegt, weil sie der Monarchie „schweren Schaden zugefügt“ hätten.
2014: Die Militärregierung will Thailänder, die der Majestätsbeleidigung angeklagt und ins Ausland geflüchtet sind, zurückholen und vor Gericht stellen, darunter Universitätsprofessor Somsak Chiamthirasakul, der Thesen zur Reform der Monarchie veröffentlicht hat.
2015: Eine psychisch kranke Oppositionsanhängerin fasst ein Jahr Gefängnis aus. Sie soll sich „unangemessen“ gegenüber einem Bild von König Bhumibol verhalten haben. Ein offenbar psychisch instabiler Mann wird zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt: Er hat vier Jahre davor eine majestätsbeleidigende E-Mail aus Spanien verschickt.
Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte (UNHCHR) kritisiert Thailand wegen Urteilen für Majestätsbeleidigung, nachdem ein Mann und eine Frau zu 30 bzw. 28 Jahren Gefängnis verurteilt worden sind, weil sie auf Facebook Botschaften veröffentlichten, die nach Ansicht des Gerichts die Monarchie beleidigten.
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