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Warum die Kosten so hoch sind

Das österreichische Schulsystem gilt für viele als dringend reformbedürftig, veraltet und vernachlässigt. Aber es ist teuer. Ein aktueller Vergleich der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2016“, die Mitte September präsentiert wurde, gibt Auskunft darüber, warum die Kosten hierzulande höher sind als in anderen Industriestaaten.

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In Österreich wird in allen Schulbereichen deutlich mehr Geld pro Schüler ausgegeben als im Schnitt der 35 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Im Volksschulbereich sind es kaufkraftbereinigt 10.780 Dollar (OECD-Schnitt: 8.477), im Sekundarbereich 15.024 Dollar (OECD: 9.811).

Die Gründe liegen etwa in geringen Klassengrößen auch aufgrund der vielen Kleinschulen, niedriger Unterrichtsverpflichtung sowie vergleichsweise hohen Lehrergehältern, verbunden mit dem höheren Alter der Pädagogen.

Mehr Lehrer im Einsatz

Aufgrund der geringeren Klassengrößen hierzulande werden mehr Lehrer benötigt. Durchschnittlich gibt es hierzulande im Volksschulbereich 18 Kinder pro Klasse gegenüber 21 im OECD-Schnitt bzw. im Sekundarbereich I 21 gegenüber 23 im OECD-Schnitt. Ebenfalls mehr Pädagogen braucht es in Österreich, um die Zahl der Unterrichtsstunden abzudecken.

Die Unterrichtsverpflichtung entspricht nur im Volksschulbereich dem OECD-Schnitt, im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe/Neue Mittelschule) stehen dagegen die österreichischen Lehrer jährlich um 87 Stunden weniger in der Klasse (Österreich: 607, OECD: 694), in der AHS-Oberstufe sind es 55 Stunden (Österreich: 589, OECD: 644).

Höhere Gehälter

Dazu kommen noch höhere Gehälter: Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2014 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 32.800 Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (31.000), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 64.000 noch größer (OECD: 51.300).

Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Österreich: rund 34.300 Start-, rund 66.600 Endgehalt; OECD: 32.500 bzw. 53.600) und der AHS-Oberstufe (Österreich: 36.000 bzw. 74.500; OECD: 34.200 bzw. 56.200).

Pädagogen deutlich älter

Als Spezialproblem Österreichs kommt dazu, dass dieses Senioritätsprinzip aufgrund der Altersstruktur der Lehrer kostenmäßig immer stärker schlagend wird. Im Volksschulbereich sind in Österreich 37 Prozent aller Pädagogen 50 Jahre oder älter, in der OECD nur 31 Prozent. Am größten fällt der Unterschied im Sekundarbereich I aus: In der AHS-Unterstufe bzw. Neuen Mittelschule sind in Österreich 48 Prozent der Lehrer 50 oder älter (OECD: 34 Prozent), an den Oberstufenschulen (Sekundarbereich II) kommt Österreich auf einen Anteil von 42 Prozent (OECD: 38 Prozent).

Einschränkung: Lehrer mit 60 Jahren oder darüber sind in Österreich - vermutlich wegen des geringeren faktischen Pensionsantrittsalters - allerdings eher selten. Der Anteil liegt je nach Schultyp zwischen drei und fünf Prozent (OECD: sechs bis neun Prozent).

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