Themenüberblick

Wütende Rede gegen Trumps Sexismus

US-First Lady Michelle Obama hat sich erneut mit starken Worten gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gestellt. Sie kritisierte Trump wegen seiner sexistischen Äußerungen scharf. Sie sei tief erschüttert, sagte Obama bei einer Wahlkampfveranstaltung für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in New Hampshire.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Obama griff Trump in einer sehr emotionalen Rede frontal an. Trumps Kommentare hätten sie im Mark erschüttert, sagte sie. Sie seien schändlich und inakzeptabel. „Das ist nicht, wie sich anständige Menschen benehmen, und das ist bestimmt nicht, wie sich jemand benimmt, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will“, sagte sie.

Michelle Obama

APA/AP/Jim Cole

Michelle Obama nimmt sich in Sachen Trump kein Blatt vor den Mund

„Beleidigung für alle anständigen Männer“

Die Präsidentengattin warf Trump eine „grausame“ und „furchteinflößende“ Einstellung gegenüber Frauen vor. Die Berichte über Trumps Umgang mit Frauen hätten sie „bis ins Innerste erschüttert“. Trumps Bemerkung, 2005 habe er sich so geäußert, wie Männer das in der „Umkleidekabine“ nun einmal machten, nannte Obama eine „Beleidigung für alle anständigen Männer“.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Bemerkenswerte Rede

Michelle Obama macht sich nicht nur für Frauen stark, sondern nimmt auch „anständige Männer“ vor Donald Trump in Schutz.

Es handle sich „nicht um einen isolierten Fall“, sondern um „eines von unzähligen Beispielen“, fügte die 52-Jährige in Anspielung auf mehrere in den vergangenen Tagen bekanntgewordene Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Trump hinzu.

„Beschämende Kommentare“

„Ich kann das alles so stark persönlich nachempfinden (...) Die beschämenden Kommentare über unsere Körper, die Respektlosigkeit gegenüber unseren Körpern und unserem Intellekt, der Glaube, dass man einer Frau alles antun kann, was man will. Das ist grausam, es macht Angst, und die Wahrheit ist, es tut weh“, sagte Obama.

„Es ist dieses anwidernde, tiefgehende Gefühl, das du empfindest, wenn du einfach nur die Straße hinuntergehst, und irgendein Typ schreit dir vulgäre Kommentare über deinen Körper hinterher. Oder wenn du diesen Kerl in der Arbeit siehst, der einfach ein bisschen zu nahe neben dir steht, der dich ein bisschen zu lange anstarrt und dir das Gefühl gibt, dich nicht wohl in deiner Haut zu fühlen. Es ist dieses Gefühl von Terror und Gewalt, das zu viele Frauen empfunden haben, wenn sie jemand gepackt hat und sich auf sie gepresst hat - und sie haben Nein gesagt, aber er hat nicht auf sie gehört.“

„Niemand verdient diese Art des Missbrauchs“

„Wir haben geglaubt, dass all das seit Langem Geschichte ist“, so die First Lady. „Aber hier sind wir im Jahr 2016 und wir hören genau diese Dinge jeden Tag im Wahlkampf, wir gehen in ihnen unter.“ Zu viele Menschen würden Frauen, die sich über diese Behandlung empören, „behandeln, als ob unsere Entrüstung übertrieben oder ungerechtfertigt ist, als ob das normal wäre“, sagte Obama.

„Aber es ist nicht normal, das ist nicht Politik as ususal (...) Keine Frau verdient es, so behandelt zu werden, niemand verdient diese Art des Missbrauchs“, betonte die Juristin. „Nun ist die Zeit für uns alle gekommen, um aufzustehen und zu sagen: ‚Genug ist genug!‘ Starke Männer, Männer, die tatsächliche Vorbilder sind, haben es nicht nötig, Frauen zu erniedrigen, um sich selbst mächtig zu fühlen“, sagte Obama.

Viel Lob für Rede

„Unsere Mütter und Großmütter waren oft machtlos, wenn sie ihre Lebensumstände verändern wollten. Heute haben wir Frauen alle Macht, das Ergebnis dieser Wahl zu bestimmen“, rief Obama zur Wahl Clintons auf. US-Medien gilt die First Lady seit Längerem als eine der mächtigsten und hilfreichsten Unterstützerinnen Clintons. „Eine der besten Rednerinnen dieses ganzen Wahljahres“, hieß es am Donnerstag in Kommentaren. Gründe sind ihr untadeliger Ruf, ihre Ausstrahlung, ihr soziales Engagement und ihre rhetorischen Fähigkeiten.

Trump holt zum Rundumschlag aus

Trump holte unterdessen, nach Vorwürfen sexueller Übergriffe in die Enge gedrängt, zu einem ungewöhnlich harten verbalen Rundumschlag aus und griff in die Kiste der Verschwörungstheorien. Er bezeichnete am Donnerstag in Florida seine Gegenkandidatin Clinton als „kriminell“. Sie sei auch Teil einer korrupten Elite, die nur den Status quo aufrechterhalten wolle, um weiter ausbeuterisch auf Kosten des Volkes die Fäden ziehen zu können.

Zu dem korrupten Kreis gehörten auch zahlreiche Medienunternehmen, deren Veröffentlichungen von Clinton gesteuert würden. Er selbst und seine Kandidatur seien eine „existenzielle Bedrohung“ für dieses System. Deswegen werde er mit Vorwürfen überzogen. „Nichts davon ist wahr“, sagte Trump. Er kündigte rechtliche Schritte gegen die „New York Times“ an, die Zeitung denkt einem Statement zufolge aber nicht daran, ihre Position zu ändern. „Wir freuen uns darauf, in einem Gerichtssaal der Wahrheit die Ehre zu geben“, hieß es vonseiten der Zeitung.

„Schaut sie euch doch an“

„Für das Establishment geht es bei dieser Wahl um Billionen von Dollar“, sagte Trump. „Es gibt keine Lüge, die sie nicht verbreiten“, sagte er mit Blick auf Clinton und ihren Ehemann, Ex-Präsident Bill Clinton. „Die Clintons sind Kriminelle, denkt daran, sie sind Kriminelle.“ Die „New York Times“ hatte am Vortag die Vorwürfe zweier Frauen publiziert, die sich vor Jahren von Trump bedrängt gefühlt hatten. In einem Fall soll er einer heute 74-Jährigen in einem Flugzeug an die Brust und unter den Rock gegriffen haben.

Eine andere soll er ohne Einverständnis auf den Mund geküsst haben. Eine Reporterin schrieb, Trump habe sie an eine Wand gedrückt und innig geküsst. „Das soll ich gemacht haben? Schaut sie euch doch an“, war seine Replik. Insgesamt hatten vier Frauen in verschiedenen US-Medien Belästigungsvorwürfe gegen Trump erhoben. Vergangene Woche war ein Video mit obszönen Äußerungen Trumps an die Öffentlichkeit gelangt und hatte zu einem Sturm der Entrüstung auch in seiner eigenen Partei geführt.

Links: