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Bruchteil der 130 Mio. Wahlberechtigten

In einigen der 50 US-Bundesstaaten buhlen die US-Präsidentschaftskandidaten traditionell besonders stark um Wählerstimmen: in den sogenannten „Swing-States“, waren dort in der Vergangenheit die jeweiligen Ergebnisse doch immer besonders knapp. Allerdings sollen einigen US-Medien zufolge die Countys, in die die meisten Staaten unterteilt sind, den „Swing-States“ als wahlentscheidende Indikatoren nun den Rang abgelaufen haben.

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Laut der US-amerikanischen Zeitschrift „Politico“ gelten lediglich 25 der über 3.000 Countys - Verwaltungseinheiten, die sich mit österreichischen Bezirken vergleichen lassen - als Zünglein an der Waage bei der künftigen Wahl. Sie sind „Battleground-Countys“, und ihr Einfluss auf das Wahlergebnis soll höher sein als jener der „Swing-States“ selbst. Freilich: In diesen 25 Countys lebt lediglich ein Bruchteil der am 8. November insgesamt 130 Millionen Wahlberechtigten.

Differenz zwischen Barack Obama und Mitt Romney

Aber genau dort haben die Präsidentschaftskandidaten, Hillary Clinton für die Demokraten und Donald Trump für die Republikaner, den Großteil ihrer wahlkämpfenden Zeit zugebracht. Davon profitiert auch der sie begleitende Medientross - was sich in den jeweiligen Werbeetats ablesen lässt. Schließlich wird das Oberhaupt der größten Volkswirtschaft der Welt nicht direkt vom Volk, sondern über davor gewählte Wahlmännern bestimmt. Auch diese wollen beworben werden.

Battleground Countys bei der US-Wahl

Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at; Quelle: politico.com

Gegenüber sechs bis zehn Staaten, die besagte „Swing-States“ ausmachen, nehmen sich einzelne Bezirke, und seien es 25 an der Zahl, zunächst bescheiden aus. In Summe lassen sich hier aber doch fast fünf Millionen aller Stimmen lukrieren. Das ergibt annähernd die Differenz zwischen Barack Obama und Mitt Romney bei der letzten Präsidentschaftswahl 2012.

Vom Wähler zum Nichtwähler und vice versa

Die ausgewählten Countys unterscheiden sich naturgemäß voneinander, nicht nur geografisch. Dennoch gibt es der liberalen US-Onlineplattform AlterNet zufolge durchaus Gemeinsamkeiten. So befinden sie sich meist zwischen republikanischen und demokratischen Kernzonen, sind oft vorstädtisch geprägt und erleben größeren demografischen Wandel. So ziehen durchaus jüngere und besser ausgebildete Menschen zu, und nicht selten leben Menschen verschiedener Hautfarben im gleichen Bezirk.

David Schultz, Professor an der Hamline University in Minnesota, erklärte gegenüber AlterNet, dass der Anteil von Wechselwählern in diesen Countys durchaus begrenzt und das Verhältnis von Anhängern der Demokraten und jener der Republikaner ausgeglichen sind. Allerdings müssen Wechselwähler nicht notwendigerweise von Demokraten zu Republikanern wechseln oder umgekehrt. Sie können auch vom Wähler zum Nichtwähler und vom Nichtwähler zum Wähler werden, so Schultz weiter.

Lediglich 500.000 Wechselwähler wahlentscheidend

Abgesehen davon, dass Schultz die Meinung vertritt, dass „Swing-States“ weniger Augenmerk beigemessen werden sollte als den „Battleground-Countys“, sorgte er vor allem mit der These für Aufsehen, dass lediglich 500.000 Wechselwähler den Ausschlag für Sieg oder Niederlage geben würden. Dass somit 96 Prozent der Stimmzettel weniger zählen sollen als jene aus den betroffenen Bezirken, mag beunruhigend erscheinen.

Diese Zahlen lassen sich jedoch auf Daten und Fakten des Electorial College, des Gremiums, das Präsident und Vizepräsident wählt, zurückführen. Seit 1988 ist es quasi Usus, dass die Republikaner 23 Staaten mit 191 Wahlmännerstimmen und die Demokraten 18 Bundesstaaten nebst Washington, D.C. mit 232 Wahlmännerstimmen für sich beanspruchen konnten.

Obamas Sieg 2012 knapper als angenommen

Die übrigen zehn - Colorado, Florida, Iowa, Nevada, New Hampshire, New Mexico, North Carolina, Ohio, Virginia und Wisconsin - werden zumindest statistisch gesehen zu den „Swing-States“ erklärt und bringen 115 Wahlmännerstimmen. Schultz erstellte laut AlterNet - ähnlich wie „Politico“ - eine Liste von 20 „Battleground-Countys“ und konnte somit Dreh- und Angelpunkte in den jeweiligen Bundesstaaten ausmachen, die in der Vergangenheit wahlentscheidend waren.

Mit Hinblick auf die Präsidentschaftswahl 2012 stellte er dann fest, dass Obamas Konkurrent mit ein wenig mehr Erfolg in den ausgewählten Bezirken wohl den Wahlsieg davongetragen hätte und heuer wahrscheinlich zur Wiederwahl antreten würde. Schultz zufolge war das Rennen angesichts der gerade einmal halben Million Stimmen, nicht zuletzt ob des komplizierten Wahlsystems in den USA, knapper als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ein paar hunderttausend Stimmen könnten auch den Unterschied zwischen Hillary Clinton und Donald Trump an der Spitze der USA ausmachen.

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